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Aktualisiert: 10. Oktober 2025
Die Neuangekommenen waren die Brüder Ricardi, Junggesellen, die, wie Casanova von Olivo erfuhr, früher in der großen Welt gelebt, mit allerlei Unternehmungen wenig Glück gehabt und sich endlich in das benachbarte Dorf, ihren Geburtsort, zurückgezogen, wo sie in einem elenden Häuschen zur Miete wohnten. Sonderbare, aber harmlose Leute.
Ohne sich irgend etwas, sei es Enttäuschung, sei es Groll, merken zu lassen, wandte sich Casanova zum Gehen, indem er durch eine jener klaren und einfachen Gesten, die nur ihm gehörten, zu verstehen gab, daß ihm niemand, auch Olivo nicht, folgen solle.
Freilich hatte er an diese Möglichkeit keinen Augenblick ernstlich gedacht; er wußte aus eigener Erfahrung, daß Leute wie Lorenzi ihre besondre Art von Ehre haben, deren Gesetze in Paragraphen nicht aufzuzeichnen sind, über die aber von Fall zu Fall ein Zweifel kaum bestehen kann. – Er legte Lorenzis Mantel zu oberst in den Reisesack, schloß diesen zu; die Goldstücke, die ihm geblieben, steckte er zu sich, blickte sich in dem Raum, den er wohl niemals wieder betreten sollte, nach allen Seiten um, und, mit Degen und Hut, zur Abfahrt fertig, begab er sich in den Saal, wo er Olivo mit Frau und Kindern schon am gedeckten Tische sitzend fand.
Er sehnte sich nach seinem kühlen Gasthofszimmer in Mantua, wo er zu dieser selben Stunde ungestört an seiner Schrift gegen Voltaire hätte weiterarbeiten können, – und schon war er entschlossen, beim nächsten Wirtshaus, das eben sichtbar wurde, auszusteigen, ein beliebiges Gefährt zu mieten und zurückzufahren, als Olivo ein lautes Holla he! hören ließ, nach seiner Art mit beiden Händen zu winken begann und, Casanova beim Arm packend, auf einen Wagen deutete, der neben dem ihren, zugleich mit diesem, wie auf Verabredung, stehengeblieben war.
Doch Lorenzi erwiderte nur, anscheinend ohne tiefere Erregung: »Sie werden mir Genugtuung geben, Herr Marchese.« – »Mit Vergnügen, Herr Leutnant,« entgegnete der Marchese, »sobald Sie Ihre Schuld bezahlt haben.« – Olivo, aufs peinlichste berührt, sagte ein wenig stotternd: »Ich bürge für die Summe, Herr Marchese.
Olivo und der Abbate ließen sich in der Allee, in der Nähe des Hauses, auf einer steinernen Bank nieder. Amalia wandelte an Casanovas Seite weiter. Als sie von den andern nicht mehr gehört werden konnte, begann sie im Tonfall von einst, als wäre ihre Stimme für Casanova niemals in einem andern erklungen: »So bist du wieder da, Casanova! Wie hab’ ich diesen Tag ersehnt.
»Man weiß nämlich schon in unsrer Gegend,« sagte der Marchese, der noch ein paar Zoll höher als Casanova und von einer unnatürlichen Magerkeit war, »daß der Chevalier von Seingalt hier angekommen und bei seinem Freund Olivo abgestiegen ist. Es muß ein erhebendes Gefühl sein, einen so berühmten Namen zu tragen.«
Es war indes wieder ein Spiel zu dreien geworden, heute ließen sich’s auch die Brüder Ricardi ohne Einspruch gefallen; mit Olivo und dem Abbate waren sie bewundernde Zuschauer. Kein lautes Wort wurde gewechselt, nur die Karten sprachen, und sie sprachen deutlich genug.
Amalia war indes gewiß nicht jünger und schöner geworden; bei dem dreizehnjährigen Töchterlein würde er in seinen Jahren kaum sonderlichen Anwert finden; und Herrn Olivo selbst, der damals ein magerer, der Studien beflissener Jüngling gewesen war, als bäurisch behäbigen Hausvater in ländlicher Umgebung zu bewundern, das lockte ihn nicht genug, als daß er darum eine Reise hätte aufschieben sollen, die ihn Venedig wieder um zehn oder zwanzig Meilen näher brachte.
Sie sind zu beneiden, Olivo!« – »Ja, das sag’ ich mir selbst alle Tage,« entgegnete Olivo, und die Augen wurden ihm feucht. Sie gingen die Schmalseite des Hauses entlang. Das Fenster Marcolinens stand offen, wie vorher; aus dem dämmernden Grund des Gemachs schimmerte das schleierartige helle Gewand. Durch die breite Kastanienallee gelangten sie auf die Straße, die schon völlig im Schatten lag.
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