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Aktualisiert: 24. Juni 2025
Er stand im selben Alter wie Nina, in der Mitte der Dreißig, aber so reif und erfahren er wirkte, es war doch etwas Frisches in ihm, und die Unabhängigkeit seiner Gesinnung öffnete Nina eine neue Welt, deren Schwelle zu überschreiten sie zaghaft und verwundert zauderte.
Er war verheiratet, nicht eben glücklich, hatte Kinder, die er liebte, verfocht aber mit einer beinahe zornigen Leidenschaft und mit Verachtung gegen die feigen Grundsätze der sogenannten Moral das Recht der Freiheit der Herzen. Wenn Nina um jene Zeit in den Spiegel schaute, sah sie, daß ihre Züge anfingen, welk zu werden.
Die stolze, herbe Frau, die ungeachtet ihrer fünfunddreißig Jahre wie ein junges Mädchen wirkte, begann zu schluchzen; unaufhörlich zuckte ihr Körper. Nach einer Weile gelang es Olivia, sie in ihr Zimmer zu führen, wo sie ungestört sein konnten. Sie zog Nina dicht an sich; sie trocknete mit ihrem Taschentuch die Tränen auf dem weißen Gesicht. Sie fragte, fragte; hingebend, ja zärtlich.
O welch ein goldenes Herz! Meine Nina sagt oft: Vater, sagt sie, wenn sie warten soll, bis sie einen Mann findet, der sie wert ist, wird sie eine Jungfer bleiben. Seht, Herr, da ist ihr kleines Zimmer. Da liegen ihre Bücher; sie liest oft die halbe Nacht, sagt Nina, und in allen Sprachen. Da nebenan ist die Kammer, wo sie beide schlafen.
Es dauerte lange, bis Nina Senoner ihre Scheu überwand. Nie zuvor hatte jemand in solchem Ton mit ihr geredet. Sie war in der Gesellschaft geboren, in der Gesellschaft aufgewachsen, sie kannte nur Menschen von Haltung, von nicht zu durchdringender Fremdheit, von vorsichtigstem Anteil.
Als er dann ihre Hand ergreifen wollte und anfangen, ihr schöne Dinge zu sagen, habe sie sich, in Gegenwart der Nina, hoch aufgerichtet und ihm nur erwidert: Ihr seid ein Elender, Richino, daß Ihr die Hand ausstreckt nach dem, was einem anderen gehört. Geht! ich verachte Euch! Und dann hat sie ihn durchaus nicht mehr sehen wollen.
Sie schuf sich ein neues Lebensgesetz, sie hatte etwas Unbedingtes in ihrer Art, sich zu verkündigen und für sich einzustehen, sie erklärte sich für das Gerade, für die Helligkeit und für die Kraft. Das war es, was er aus dem unschuldig und albern klingenden Lachen Jeanettes herausfühlte. Und er sagte es Nina. »Geh zu ihm oder geh zu mir,« schloß er; »zu einem mußt du gehen.« Sie schwieg.
Es war nicht mehr der Leichtsinn darin, das süße Träumen, das unbefangene Lachen. Sie lauschte aufmerksam auf das, was die Leute zu ihr sagten, und mißtraute den Worten. Zu einigen Menschen, die sie lieb gehabt, ging sie auch jetzt gerne, aber die rechte Freude fehlte. Da war zum Beispiel Nina Senoner, die Frau eines Großindustriellen.
Und damit ließ ich ihn stehen und verschloß mich in meinen Zimmern, bis ich wußte, daß alles im Hause schlief. Dann half mir Nina in diese Männerkleider und nun bin ich hier! O Amadeo, das Glück, dir zu gehören, wäre zu groß, hätte ich es nicht durch Kampf und Gefahr erkaufen müssen! Sie stürzte mir an den Hals und verbarg ihre glühenden Wangen an meiner Schulter.
Olivia ging näher zu ihr hin. »Was ist mit Ihnen, Nina?« fragte sie, und als Nina Senoner erschrocken aufblickte, spürte Olivia die unheilbare Verstörung in diesem Gemüt. Aber sie hatte Furcht, der neuen Forderung nicht gewachsen zu sein, die in dem Schmerz der Freundin lag. Da machte Nina Senoner eine jähe Bewegung, schlang die Arme um Olivias Hüften und preßte das Gesicht gegen ihre Brust.
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