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Aktualisiert: 25. Mai 2025


Doktor Strygowski erwiderte, er werde kommen, sobald es ihm seine Zeit erlaube. »Herr Doktor, der Transportsagte Schwester Nina, die vom Eingangsflur heraufkam. Lamm kannte die schöne, blasse Frau Senoner. Er grüßte kühl. Die Sanitätsleute kamen mit den Bahren. Regungslos lagen die verwundeten Männer, mit eingesunkenem Brustkorb und auf die Seite geneigtem Kopf.

An einem Nachmittag um die Dämmerungsstunde betrat sie das kleine Lese- und Sprechzimmer, das für die Genesenden eingerichtet worden war. Es war niemand darin als Schwester Nina Senoner. Sie saß am Tisch und hatte den Kopf in die Hand gestützt. Trotz der Dunkelheit war an den Umrissen des schönen Gesichts der Kummer erkennbar.

Es dauerte lange, bis Nina Senoner ihre Scheu überwand. Nie zuvor hatte jemand in solchem Ton mit ihr geredet. Sie war in der Gesellschaft geboren, in der Gesellschaft aufgewachsen, sie kannte nur Menschen von Haltung, von nicht zu durchdringender Fremdheit, von vorsichtigstem Anteil.

Olivia ging näher zu ihr hin. »Was ist mit Ihnen, Ninafragte sie, und als Nina Senoner erschrocken aufblickte, spürte Olivia die unheilbare Verstörung in diesem Gemüt. Aber sie hatte Furcht, der neuen Forderung nicht gewachsen zu sein, die in dem Schmerz der Freundin lag. Da machte Nina Senoner eine jähe Bewegung, schlang die Arme um Olivias Hüften und preßte das Gesicht gegen ihre Brust.

Es vergingen viele Jahre, ehe Nina Senoner überhaupt merkte, daß sich mit ihr eine Veränderung ereignet hatte, die durchaus nicht zu diesem bewunderten und beneideten Bild des Glückes passen wollte. Sie gehörte zu den Menschen, die selten über sich und ihren Zustand nachdenken, zu jenen frommen Naturen, die mit unerbittlicher Strenge jede Regung der Unzufriedenheit in ihrer Brust ersticken.

Es war nicht mehr der Leichtsinn darin, das süße Träumen, das unbefangene Lachen. Sie lauschte aufmerksam auf das, was die Leute zu ihr sagten, und mißtraute den Worten. Zu einigen Menschen, die sie lieb gehabt, ging sie auch jetzt gerne, aber die rechte Freude fehlte. Da war zum Beispiel Nina Senoner, die Frau eines Großindustriellen.

Der Mann ist übrigens zum Säufer geworden. Vor ein paar Tagen fand ihn Schwester Nina Senoner betrunken auf der Treppe liegen. Versuch’ es, ihn von dem Laster abzubringen. Doktor Strygowski sagt, er leidet am BlutwahnSie ging. Das Wort Blutwahn, das sie so gelassen ausgesprochen hatte, rauschte noch durch das Zimmer wie ein beflügeltes Untier.

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