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Wiebel hätte es verdient. Die Ehre der Korporation, in der auch Diederichs Ehre und sein ganzes Schuldbewußtsein wurzelten, am glänzendsten vertrat Wiebel sie. Er schlug sich, mit wem man wollte, für die Neuteutonia. Er hatte das Ansehen der Verbindung erhöht, denn er sollte einst einen Vindoborussen koramiert haben! Auch hatte er einen Verwandten beim Zweiten Garde-Grenadierregiment Kaiser Franz Joseph; und so oft Wiebel seinen Vetter von Klappke erwähnte, machte die ganze Neuteutonia eine geschmeichelte Verbeugung. Diederich suchte sich einen Wiebel in der Uniform eines Gardeoffiziers vorzustellen; aber so viel Vornehmheit war nicht auszudenken. Eines Tages dann, wie er mit Gottlieb Hornung, weithin duftend, vom täglichen Frisieren kam, stand an einer Straßenecke Wiebel mit einem Zahlmeister. Kein Irrtum: es war ein Zahlmeisterund als Wiebel ihr Kommen bemerkte, drehte er ihnen den Rücken. Auch sie wendeten und machten sich stumm und stramm davon, ohne einander anzusehen und ohne eine Bemerkung. Jeder vermutete, daß auch der andere die

In menschlicher Lage einander näher gekommen, rückten sie nachher auch am offiziellen Kneiptisch zusammen, tranken Schmollis und nannten sichSchweinehundundNilpferd“. Nicht immer zeigte das Verbindungsleben seine heitere Seite. Es forderte Opfer; es übte im männlichen Ertragen des Schmerzes. Delitzsch selbst, der Quell so mancher Heiterkeit, verbreitete Trauer in der Neuteutonia.

Und mit allen anderen fühlte Diederich sich gehoben durch Delitzsch’ treue Pflichterfüllung, durch seinen Tod auf dem Felde der Ehre. Mit Stolz folgten sie dem Sarge; „Neuteutonia sei’s Panier“, stand in jeder Miene.

Auf einmal sanken sie einander, über das Bett hinweg, in die Arme. Bei den Kondolenzbesuchen hatte Diederich sich zurück. Er vertrat vor ganz Netzig, stramm und formensicher, die Neuteutonia, sah sich angestaunt und vergaß darüber fast, daß er trauerte. Dem alten Herrn Buck ging er bis zur äußeren Tür entgegen.

Daß ich eine Moralpredigt kriege? Na schön. Im übrigen aber –“ Herr von Brietzen festigte sich wieder, „was Ritterlichkeit ist, darüber denkt der Oberst denn doch wohl etwas anders als ein Herr, der sich nicht schlägt.“ Da aber stieg Diederich. Herr von Brietzen möge gefälligst seine Zunge hüten, sonst könne es ihm passieren, daß er es mit der Neuteutonia zu tun bekomme!

Schließlich habe ich Mutter und Geschwister zu ernähren.“ Der Geheimrat untersuchte ihn. „Neuteutonia sei’s Panier“, sagte er. „Ich kenne zufällig Ihren Oberstabsarzt.“ Hiervon war Diederich durch seinen Korpsbruder unterrichtet. Er empfahl sich, voll banger Hoffnung. Die Hoffnung bewirkte, daß er am nächsten Morgen kaum noch auftreten konnte.

Echt wäre sie erst geworden durch eine, die nicht dabei war: Guste ... Der Kriegerverein war ihm verschlossen, und im Ratskeller hätte er niemand gefunden, wenigstens keinen Freund. Diederich erschien sich vernachlässigt, unverstanden und verfolgt. Wie fern lagen die harmlosen Zeiten der Neuteutonia, als man in langen, von Wohlwollen beseelten Reihen sang und Bier trank.

Alle begriffen es und bestätigten Diederich, daß die Neuteutonia in dieser Sache durchaus anständig abgeschnitten habe. Die Karten der beiden Edelleute wurden bei den Füchsen umhergereicht und zwischen den gekreuzten Schlägern am Kaiserbild befestigt. Kein Neuteutone, der sich heute nicht betrank. Damit endete das Semester; aber Diederich und Hornung hatten für die Heimreise kein Geld.

Die Neuteutonia und ein Geheimer Sanitätsrat sind mehr wert als vierzig Grad Fieber ...“ Was Diederich betraf, so waren die amtlichen Formalitäten eines Tages glücklich erfüllt, und der Unteroffizier Vanselow verkündete ihm seine Entlassung. Diederich hatte sofort die Augen voll Tränen; er drückte Vanselow warm die Hand.

Kurz darauf bestand er sein Examen. Die Neuteutonia feierte ihn mit einem Frühschoppen, der bis gegen Abend dauerte. Zu Hause ward ihm gesagt, daß in seinem Zimmer ein Herr auf ihn warte. „Es wird Wiebel sein,“ dachte Diederich, „er muß mir doch Glück wünschen.“ Und von Hoffnung geschwellt: „Vielleicht ist es der Assessor von Barnim?“ Er öffnete, und er prallte zurück. Denn da stand Herr Göppel.