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Aktualisiert: 27. Juni 2025
Jetzt kam auch Nellies Mann mit Fahrkarte und Gepäckschein, und nach wenigen Minuten brauste der Schnellzug herein, der Ilse in die Heimat entführen sollte. Noch ein letztes Mal hielten sie Nellies Arme innig umschlossen, unter Schluchzen dankte Ilse der treuen Freundin für alle Liebe und Freundschaft, die sie ihr erwiesen hatte. Dann küßte sie Orla und verabschiedete sich von den Herren.
Als ob ein eisiger Wind plötzlich in eine kaum erschlossene Blütenknospe gefahren wäre, so wurde Nellies kurze Freude zerstört. »Habe ich ein Unrecht gemacht?« fragte sie geängstigt. »O bitte, Miß, sagen Sie, war ich ungeschickt? Wird Herr Doktor mich für unbescheiden halten?« Dieser Gedanke peinigte sie sehr und übergoß sie mit heißer Glut.
„Gleich zwei Uhr,“ berichtete das Mädchen. „Der Herr Doktor hat schon oft nach den Damen gefragt.“ Auf dem Vorplatz kam ihnen Nellies Mann entgegen, und man sah es ihm an, daß ihn die Ungeduld unwillig gemacht hatte. „Wo bleibst du denn so lange?“ fragte er verstimmt, „ich warte nun schon seit ein Uhr auf dich.
»Also Nellies Verlobung macht dir Herzklopfen?« meinte er etwas zweifelhaft lächelnd. »So, so! Sag’ mal, Fischchen, sind Gontraus schon da?« Diese Frage hatte Ilse überhört. »Hier ist Nellie!« fiel sie dem Onkel in die Rede und reichte ihm das Album. »Sag’, ist sie nicht reizend?« »Reizend?
Flora war heute gar nicht empfindlich, sie that, als höre sie Nellies Neckereien nicht. »Also auf heute nachmittag!« sagte sie und drückte Ilse die Hand. Nach der Kaffeestunde begleitete sie denn auch die beiden Mädchen auf ihr Zimmer, und nachdem alle drei am Fenster Platz genommen hatten, zog sie mit wichtiger Miene mehrere lose Blätter aus ihrer Kleidertasche hervor.
Aber ihre Toilette war noch nicht vollständig vollendet, als sie dem Verlangen nicht widerstehen konnte, erst noch einmal Nellies Brief zu durchfliegen. »Haben Sie mich lieb?« »Willst Du mein kleine Frau sein?« Diese Stelle war zu schön, sie mußte sie nochmals lesen, dann ließ sie den Brief in den Schoß sinken und sann und träumte, ohne daß sie es wußte, wiederholten ihre Lippen die Worte: »Hast Du mich lieb?«
„Kommt, Ilschen und Fred, wir wollen essen,“ rief sie freundlich und setzte ihnen die dampfenden Teller hin. Doktor Althoff war, wie Ilse richtig vermutet hatte, in übler Laune. Er aß schweigend, und für Nellies Fragen hatte er nur einsilbige Antworten. Erstaunt sah Ilse, daß Nellie sich durch sein Benehmen nicht stören ließ und gleichmäßig freundlich blieb. Sie verstand die Freundin nicht.
Das schrieb sie auch an Frau Anne und versprach ihr, allen Einfluß aufzubieten, der ihr zu Gebote stände; vorläufig aber müsse man den geliebten Trotzkopf ganz in Ruhe lassen. Am andern Morgen saß Ilse eifrig schreibend in ihrem Stübchen, als Nellie hereintrat. „Ich schreibe an die Eltern,“ sagte sie errötend und kam mit diesen Worten einer Frage Nellies zuvor.
Zärtlich und einschmeichelnd klang ihre Bitte, und Ilse wurde dadurch bezwungen. Sie nickte und lehnte sich an Nellies Schulter, indem sie leise fortweinte. „Siehst du, ich dachte es mich wohl, darling, aber nun höre mich an. Ich bin dein vernünftige alte Freundin und muß dir ein paar ernste Worte einreden.
Es war ihr, als würde sie aus einem häßlichen Traum aufgeweckt, und erleichtert holte sie Atem. „Darling,“ sagte Nellie, „ich habe eine Nachricht von deine liebe Mama.“ Ilse fuhr in die Höhe. „Wo hast du den Brief, bitte, gib ihn mir,“ flehte sie förmlich und sah suchend nach Nellies Händen.
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