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Aktualisiert: 27. Juni 2025
Orlas Hand behielt er länger als gewöhnlich in der seinen, und sein tiefer, ernster Blick ruhte mit Innigkeit auf ihrem Antlitz. „Auf Wiedersehen!“ sagte er leise und ging fort. Ilse hatte Nellies Sachen hereingeholt und half der Freundin mit zitternden Händen beim Anziehen. Wie ein Alp lastete es auf allen, und nur das Nötigste wurde gesprochen.
Nach unendlicher Mühe und vielen Liebkosungen Nellies gelang es ihr schließlich, Käthchen gegen das Versprechen, daß sie ihren Papa bald wiedersehen würde, und auf die Versicherung hin, daß dieser selbst wünschte, sie möge ein artiges Kind sein, zum Mitgehen zu bewegen. Alles war zum Empfang der Kleinen auf das reizendste vorgerichtet.
Ich habe jetzt so groß’ Lust, Apfel zu speisen, und darf ihn doch nur ansehen! Sehen – und nicht essen – es ist hart!« Ilse, die nach Nellies Muster und Angabe einen grauen Wäschbeutel mit roten Arabesken benähte, legte die Arbeit beiseite und trat zu der Freundin. »Ja, die sind reif,« sagte sie und betrachtete mit Kennermiene die Aepfel, »wir haben dieselbe Sorte daheim, das sind Augustäpfel.
Nach dem Abendessen begab sich die kleine Gesellschaft wie gewöhnlich in Nellies gemütliches Zimmer, wo es heute besonders behaglich aussah. Ein helles Feuer knisterte in dem kaminartigen Ofen, und die Lampe mit dem Schirm von rosa Seide beleuchtete alles mit einem magischen Schimmer. Ein zarter Maiblumenduft, den die junge Frau besonders liebte, durchwehte den traulichen Raum.
Entsetzt blickte sie die Vorsteherin an und gab keine Antwort. Dieselbe deutete Nellies stummes Entsetzen anders und sah es für eine Folge des plötzlichen Schreckens an. »Nun, nun,« beruhigte sie, »du darfst dicht nicht weiter ängstigen.
Doktor Althoff, der zufällig in Nellies Nähe stand, hörte ihren Ausruf. »Trotzdem, Miß Nellie,« entgegnete er, auf einem leeren Stuhl neben ihr Platz nehmend, »ist ihre Freundin die Siegerin des Abends; aber warum wirkten Sie nicht mit, warum sind Sie nur Zuschauerin? Sie würden gewiß eine gute Schauspielerin sein.«
Als sie die drei bewußten Aepfel erreichen konnte, brach sie dieselben und warf sie Nellie zu. »Da hast du eine Probe!« rief sie übermütig in halblautem Tone, »damit dir die Zeit nicht lang werde, bis ich wiederkomme!« Die Früchte kollerten bis an das Ende des Zimmers zu Nellies Entsetzen.
»Es ist ja noch kein’ Ewigkeit vorbei, seit du schriebst,« sagte sie. »Es scheint dich nur so, weil du immer daran denkst. Ich wette, heute wirst du ein schön, lang Brief haben. Mich ahnt das!« Und richtig, Nellies Ahnung, die eigentlich gar nicht so ernst gemeint war, ging in Erfüllung. Es kam ein Brief an Ilse.
Wer mochte denn die junge Dame sein? Frau Doktor Althoff hatte ja gar nicht erwähnt, daß sie Besuch bekäme, warum hatte sie das verschwiegen? So zerbrachen sich Nellies Bekannte, die ihnen begegneten, den Kopf. In der breiten Hauptstraße vor einem hübschen Hause machte Nellie Halt.
Auf Nellies Frage nickte sie mit dem Kopf. Die junge Frau seufzte leise. Wenn sie doch endlich einmal ein Wort spräche, dachte sie, denn Ilses Schweigen wurde nachgerade unheimlich. Unruhig rückte Nellie hin und her; was mochte denn nur vorgefallen sein, daß sich die Freundin gar nicht fassen konnte?
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