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Nach einer Wohnung für dieselbe hatte sich Nellie nicht umgesehen, denn selbstverständlich würde sie die Freundin nicht ausquartieren; sie sollte vielmehr das Fremdenstübchen mit Ilse teilen. Die bevorstehende Ankunft Orlas war jetzt ein lebhafter Gesprächsgegenstand.

Orlas schönes Antlitz lachte ihr entgegen, Andres neigte grüßend das Haupt, und Nellie, die liebe, einzige, blickte wie verklärt zu ihr herüber. Der Papa streckte ihr gerührt seine Hand entgegen, und Frau Anne lächelte ihr unter Tränen zu.

Ilse, du bist mit Blindheit geschlagen, glaube es mir. Sei nicht böse, daß ich offen spreche, aber ich meine es wahrhaftig nur gut mit dir.“ Ilse hatte bebend zugehört. Orlas Worte machten einen tiefen Eindruck auf sie. War es nicht richtig, was sie sagte, verstand sie Leo nicht besser, als seine eigene Braut es tat? Ja, Orla hatte recht!

Ihnen hatte der erbarmungslose Tod den Gatten, den Vater geraubt. Ein leiser Schritt hinter Orla ließ sie aufblicken; es war Andres, der ihr ernst die Hand entgegenstreckte und dessen Blässe verriet, daß er am Totenbette seines Freundes und Vorgesetzten viel gelitten hatte. Schweigend sah er auf den Toten, indem er Orlas Hand in der seinen behielt.

Was sagte sie denn eigentlich dazu?“ Nellie konnte sie darüber beruhigen, daß Orla sie weder verhöhnte noch verspottete. Sie hätte Ilse stets gerne gehabt, weil sie ‚Temperament‘ besäße, und es täte ihr nur leid, daß sich der kleine Brausekopf selbst bittere Stunden bereitete. „Selbst bittere Stunden bereitete,“ wiederholte Ilse Orlas Wort, „als ob ich daran schuld wäre.“

In dem Spitzglas, das auf Orlas Platze stand, duftete ihr ein Sträußchen aus Myrten und Maiblumen entgegen. Die sinnige Nellie hatte es aus den Blüten gebunden, in deren Anblick Orla sich so eifrig versenkt hatte, als Andres eintrat.

Und nun, gute Nacht, darling, ich bin müde von die langweilige Flora-Gesellschaft und auch du hast schlafrige Augen.“ Die Freundin war schon längst fort, und Ilse hatte sich gleichfalls zur Ruhe begeben, lag aber noch wachend im Bette; die Erinnerung an den ereignisreichen Abend raubte ihr den Schlaf. Orlas Schicksal beschäftigte sie lebhaft. Orla, eine Studentin, das war doch zu interessant!

Dagegen freute sie sich aufrichtig, Ilse wiederzusehen. „Nellie,“ hatte Ilse vor Orlas Ankunft gesagt, „bitte, erzähle Orla nur gleich alles –, du weißt schon, die Geschichte mit der Flucht.

Sie hatten auch kaum das Speisezimmer verlassen, als sie die Treppen hinaufstürmten, um in Orlas und der Schwestern Zimmer eine große Beratung zu halten. Melanie holte einen großen Pappkasten hervor und fing an, Blumen und Bänder herauszukramen. Sie hatte sich vor den Spiegel gestellt und hielt eine Rose in ihr schönes aschblondes Haar.

»Für dich ist die dunkle Tracht ganz vorteilhaftmeinte Orla, indem sie eine dicke Korallenkette aus ihrem Schmuckkasten nahm und sie dem darüber hocherfreuten Gretchen um den Hals schlang. »So, die will ich dir leihen, damit du nicht zu einfach aussiehstFlora unterwarf sich keiner Musterung, sie fand es unnütz, da ihr Geschmack weit eigenartiger sei als Orlas.