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Aktualisiert: 24. Mai 2025
Es giebt selten Schüler, die die Schule lieben, aber alle lieben das Gelernte ... Nimm dir kein Beispiel, mein Lilychen, an dem Styl dieses Briefes, der meinen alten französischen Professor noch im Grabe ängstigen könnte: ein Brief, sagte er, muß wie ein Bächlein fließen, das tausend kleine Wellen hat, aber nur einen Lauf.
Wer aber kürzlich doppelt so viel besaß, muß sich erst an Herzensgenügsamkeit gewöhnen, um so mehr, als ich mir auch wieder das Schweigen angewöhnen muß über all die vielen Dinge, die wir, mein Lilychen, miteinander beredeten ... Ich bekomme von allen Freunden Kondolenzbriefe über meine bevorstehende Einsamkeit, wenn Werners ihren Winteraufenthalt in Königsberg nehmen, aber ich empfinde sie doch nur an solchen Tagen ernst, wo meine Augen zur Schonung mahnen und Freundschaftsstündchen wie in Weimar wohltätig wären.
Und bei Ottos die Existenz auf einem Ast, der sie widerwillig trägt, bei ihm wie bei Werner Gedankenwechsel auf eine große Zukunft, bei denen die Millionen in der Luft hängen das ist, mein Lilychen, nicht die Art Deiner alten soliden Großmutter, aber leider die Art unserer Gesellschaft, die sich selbst ihr Grab gräbt ... Die Vertrauensfähigkeit ist bei mir zu sehr ausgegangen, als daß ich mit hoffen könnte ..."
Nur zwei Jahre hatte sie die Freude gehabt, auch diese in ihrer Nähe zu haben; eine Freude, die ihr um so schattenloser war, als ihre Ehe ungetrübt und ihre Zukunft in jeder Beziehung gesichert erschien. Eine größere Erbschaft, die ihrem Schwiegersohn zugefallen war, verscheuchte die einzige Sorge, die sie hatte: "Wenn ich auch weiß, daß Hans nie arm zu sein verstünde, so weiß ich doch auch, daß er vom Reichtum nur den edelsten Gebrauch machen wird." Und das Enkelkind, mit dem Sohn Ottos in fast gleichem Alter, war ihr vollends ans Herz gewachsen, so daß sie die abermalige Versetzung ihrer Kinder im Jahre 1869 sehr schmerzlich empfand. Ihr Briefwechsel mit der Tochter, der einzige, der aus jenem Jahr vollständig erhalten blieb, war ein sehr reger. Familienerlebnisse und Erfahrungen, Bücherempfehlungen und Erziehungsratschläge spielten eine große Rolle darin, aber die größte: die Sehnsucht nach den Abwesenden. "Heute habe ich meinen Stuben die letzte Nuance von Seele: Blumen, gegeben, habe sie allein, ohne mein Lilychen, die so gern nebenher trippelte, gepflückt, und mir wäre sehr wohl, wenn ich meine ruhigen, grünen Mauern um mich habe, nur müßten alle Kinder und Enkel darin sein ..." heißt es in einem Brief. In einem anderen: "Ich gehe nicht gern in das Haus, wo mir mein Lilychen nicht mehr entgegenjauchzt, meine Tochter nicht mehr entgegenlächelt ... mich übergießt dabei eine so schmerzliche Wehmut, daß ich sogar die Straße vermeide." In einem ihrer Erziehungsbriefe schrieb sie: "Regt mein Lilychen nicht durch viele Erzählungen und sogenannte freudige Überraschungen auf, das Kindchen muß terre
Du siehst, mein Lilychen, worauf alte Leute verfallen, die nichts Tatsächliches aus ihrem Leben zu berichten haben: sie treiben sogar ihre stille Privatpolitik, und im Hintergrund will der Wunsch nicht zur Ruhe kommen, daß sie sogar damit noch nützen können.
Da hätte doch mein Lilychen hineingepaßt?! Ich habe den Strom an mir vorüberfluten lassen, habe ganz im Stillen manches Schöne gehört, habe unter anderem auch die Wagnersche Nibelungendichtung gelesen, die aber dem Original nicht gerecht wird.
Mein guter Schwager, der liebe Großherzog, Walter Goethe und alle anderen Freunde und Freundinnen kamen mir entgegen, als hätten sie mich alle sehr vermißt, und es gab ein Fragen, ein Erzählen ohne Ende. Viele schöne Blumen haben mein Zimmer in einen Garten verwandelt, eine Reihe schöner Bücher lassen mich schon die Abendfeierstunden ahnen, bei denen Du, mein Lilychen, mir recht fehlen wirst.
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