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Aktualisiert: 9. Mai 2025
Begehrenswert war Katharina nicht; das fanden alle, die sie kannten, mit einer einzigen Ausnahme. Und die hieß Katharina Bindegerst. Lichtenberg hat unrecht, wenn er behauptet: wenn ein Affe in den Spiegel sieht, kann kein Apostel herausschauen. Man frage nur den Affen! »Gu'n Morsche, Herr Borges!« lächelte Katharina so zauberhaft, als es ihr möglich war.
»Gu'n Gugurruru-Morsche, Fräulein Binde-schtscht-ssgstgerst!« entgegnete Adolf, der gerade beim Gurgeln und Zähneputzen war. »Ach Gott, Ihne fehlt ja hinne 'n Knopp!« schrie Katharina auf. Das hatte Adolf noch nicht bemerkt. Und er hatte es nicht bemerken #können#, da in Wirklichkeit an seiner Hose nicht der geringste Knopf fehlte.
»Gu'n Nachmiddag!« empfing ihn der alte Bindegerst freundlich. »Neun Mark dhät des Zimmerche koste! Mit Kaffee zeh' fuffzig! Es is e ruhig Zimmerche! Nor dhun als bei Nacht die Katze so kreische! No, da misse Se halt mit'm Bandoffel danach schmeiße! Des könne se net verdrage! Was hawwe Se dann for en Beruf?« »Ausläufer bei Feldmann & Schröder in der Schloßstraß!«
Du werst mied sei'!« Aber Katharina würdigte ihren Gatten keiner Antwort. Mit einem verächtlichen Seitenblick auf ihn rührte sie weiter den Kochtopf. »Willstde merr net wenigstens Gu'n Morsche sage?« bat Adolf. »Gu'n Morsche, Hansworscht!« sagte Katharina. Aber nicht scherzhaft, sondern bissig und gehässig, in einem Tonfall, der keine Fortsetzung des Gesprächs zuließ.
Wunnerschee! Wann des so weitergeht, laß ich mich bei meiner silwerne Hochzeit in Spiritus setze!« Und da Katharina nicht zu ihm hereinkam, tappte er die Treppe hinunter in die Werkstatt seines Schwiegervaters und meldete: »Gu'n Morsche, Vadder! Unn se wär' widder da!« »E Erdbewe wär merr liewer!« sagte Bindegerst.
Drüben an der Ladentüre stand Herr Hippenstiel und schaute dem Malkünstler zu. »Gu'n Dach, Herr Borges!« rief er hinüber. Aber Adolf gab keine Antwort. »Wann ich mich nur e bissi verstelle könnt!« murmelte er. »Wann ich nor so e bissi Katzefreundlichkeit heuchele könnt! Awwer ich bring's net fertich. So was dummes wie ich werd net zum zweite Mal geborn!«
Die Kunst der Verstellung hatte er nie beherrscht. Als Adolf an diesem Abend das Postgebäude verließ, trat Herr Heinrich Baldrian, der offenbar auf ihn gewartet hatte, auf ihn zu. »Gu'n Abend, Adolf«, redete er ihn an. »Wollen wir nicht 'n Stückchen zusammengehen?« »Wann Se sich net scheniern, mit so'me schäwige arme Deiwel zu laafe«, erwiderte Adolf bitter.
Des verseehnt merr mei Kättche net, unnn gebbt merr aach mei Gustavche net widder. Gu'n Nacht, Herr Baldrian! Schlafe Se wohl! Grieße Se merr des himmlisch Delefon, awwer ich bin e armer Schlucker unn kann merr kaan Delefonanschluß leiste!« Dies war der letzte Abend in Adolfs Leben, an dem die Nächstenliebe seinen Weg kreuzte.
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