United States or France ? Vote for the TOP Country of the Week !


»Keiner von ihnen versteht diese Krankheit zu behandeln. Sie wissen nicht einmal, ob sie rasch oder langsam tötet. Aber eins kann ich dir sagen, Faustina, daß Tiberius sterben muß, wenn er sich weiter weigert, Nahrung zu sich zu nehmen, aus Furcht, daß sie vergiftet sein könnte.

Ich kann nicht von mir sprechen, solang Sie argwöhnen, daß ich meine persönlichen Enttäuschungen gewissermaßen an der Zeit rächen möchte.« »Es ist schwer, liebe Freundin, und nicht einmal dem Glücklichen gelingt es, Zeit und Schicksal auseinanderzuhalten.« »Was wäre auch zu erzählen«, versetzte Faustina. »Eine Geschichte wie hundert andere.

Denn wohl hatte man Faustina gesagt, daß der Kaiser furchtbar verändert sei, aber sie hatte doch keinen Augenblick aufgehört, sich ihn als den kräftigen Mann zu denken, der er gewesen war, als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte. Sie hatte auch jemand sagen hören, daß diese Krankheit langsam wirke, und daß sie Jahre brauche, um einen Menschen zu verwandeln.

Zur Abenteuerin fehlte ihr die Skrupellosigkeit, und um eine große Dame zu sein, war sie zu ruhelos und zu voll von Opposition. Wieder eines Tages war Faustina verschwunden. Sie verabschiedete sich nicht einmal von mir. Niemand wußte, wohin sie gegangen war, und sie blieb verschollen. Man vergaß sie, auch ich verlor sie beinahe aus dem Gedächtnis.

Der Sklave führte Faustina durch mehrere Gänge und Höfe zu einer Terrasse, auf der Tiberius sich aufzuhalten pflegte, um die Aussicht über die schönen Meeresbuchten und den stolzen Vesuv zu genießen. Als Faustina die Terrasse betrat, sah sie dort ein grausiges Wesen mit aufgeschwollenem Gesicht und tierischen Zügen.

»Ausgezeichnet formuliert, Faustina.« »Na, schön. Ich will dagegen nicht streiten, weil es ins Grenzenlose führt. Ich sehe nur so viel, die tägliche Erfahrung beweist es mir, daß diese Realität keinen Bestand und dieses Symbol keine Bedeutung hat. Flausen, Flausen, nichts als Flausen!

Ein wildes ParadoxFaustina lachte, was ihrem Gesicht einen entzückenden Reiz verlieh. »Aber wir verstehen uns am Ende doch«, fuhr sie fort. »Sie kennen sicherlich die arabische Erzählung vom Sklaven der Liebe; ist es nicht ergreifend, wie der schöne Jüngling unter der Gewalt seiner Sehnsucht hinsinkt, als ob ihn eine tödliche Krankheit erfaßt hätte?

Aber hier war sie mit solcher Heftigkeit vorgeschritten, daß sie den Kaiser in wenigen Monden schon unkenntlich gemacht hatte. Sie wankte auf den Kaiser zu. Sie vermochte nicht zu sprechen, sondern stand stumm neben ihm und weinte. »Bist du endlich gekommen, Faustinasagte er, ohne die Augen zu öffnen. »Ich lag da und wähnte, du stündest hier und weintest über mich.

»Du hast wirklich recht, Faustinasagte der Römer. »Er ist vermutlich hier in Jerusalem. Dies ist in Wahrheit eine Fügung der Götter. So stark und kräftig du auch bist, du kannst dich doch glücklich preisen, wenn du nicht die lange, beschwerliche Reise nach Galiläa hinauf machen mußt

Dann besitzt man auch die Welt, dann besitzt man auch die Menschheit; die andern, die sich zu jeder Stunde wegwerfen, die besitzen nichts und niemanden. Nur die Erwartung der Liebe täuscht sie mit der Hoffnung auf BesitzFaustina hatte den Kopf abgewandt und schwieg. Eine lange Zeit verging im Schweigen und die Freundin hielt beständig den Kopf abgewandt.