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Es war sekundenlang still. Egidy hatte sich ein für allemal jede Beifallsäußerung streng verboten. Die Zunächststehenden sahen mich erwartungsvoll an. Das Herz klopfte mir bis zum Halse herauf mir wurde heiß und kalt , ich fühlte, ich mußte sprechen.

Heute war der Tag der großen Sensation: Die Arbeiterinnenfrage stand auf der Tagesordnung; man erwartete eine Schlacht zwischen den bürgerlichen Frauen und den Proletarierinnen, und auch mir persönlich galt ein Teil der allgemeinen Spannung, der Frau, deren Roman von Mund zu Mund ging, der Renegatin. An der Türe stand Egidy, mein alter Freund.

Eigenbrödler aller Art füllten die Salons der Familie Egidy, bis zu solchen herab, deren armer enger Geist durch die unablässige Beschäftigung mit einem einzigen Gedanken mehr und mehr in Verwirrung geraten war.

Aber all unsere Auseinandersetzungen, in denen wir im Grunde mit größerer Leidenschaft um einander, als um Ideen kämpften, blieben fruchtlos. »Also ich reite alleinschrieb mir Egidy in einem Augenblick, wo wir, wie erschöpft vom Kampf, mit gesenktem Degen stumm voneinander gegangen waren, »aber den Glauben dürfen, richtiger: können Sie mir nicht rauben, daß Sie und ich im kleinsten Finger dasselbe meinen; ich habe Sie erfaßt, nur Sie mich nicht!

Eine lebhaft gestikulierende Dame, der das Haar in stumpfblonden Strähnen über die Stirne hing, reckte die dürren Hände plötzlich hoch empor und schrie gellend: »Sie verleumdet Egidy, duldet das nicht, duldet das nichtEgidy machte eine kurze, beruhigende Bewegung und stand dann wieder mit verschränkten Armen, die Blicke starr auf mich gerichtet, unter dem Türrahmen.

In meinem Koffer zu Haus lag ein schwarzes Buch, war es wirklich meine höhere Pflicht, das Schwesterchen zu unterrichten, der Mutter die Haare zu kämmen und mit schlechter Dilettantenarbeit ein paar Taler zu verdienen statt das erlösende Wort in die Welt zu rufen? Denn felsenfest glaubte ich daran, daß es ein erlösendes Wort sein würde. Am nächsten Vormittag besuchte mich Egidy.

Verzeihen Sie, gnädiges Fräulein ich vergaß das ist kaum ein Dinergespräch mit einer jungen Dame aber meine Gedanken kreisen immer mehr um denselben Punkt « »Sie deuten meine Verwunderung falsch, Herr von Egidyantwortete ich, »Sie warfen meine ganze gesellschaftliche Erfahrung über den Haufen, und das verblüffte mich.

Dann lagerten wir auf dem grünen Rasen, duftige Erdbeerbowle kredenzten die Ordonnanzen, und mitten in der Schar dieser durch die eigene Leistung froh bewegten Männer kam ich mir einmal wieder wie zu Hause vor. Da fiel mein Blick auf einen, der mit verschränkten Armen und gefurchter Stirne abseits stand: Egidy, und ich erwachte aus der Betäubung.

Wer die Wissenschaft vertrat, oder einen auch nur gemäßigten Fortschritt, fühlte sich in seinen Idealen persönlich verletzt und suchte nach Gleichgesinnten, um den Mut zu gemeinsamen Protesten zu finden, den er für sich allein nicht aufbrachte. Die sich Christen nannten, strömten Egidy zu, die Juden und die Freidenker zeigten ein täglich wachsendes Interesse an der Ethischen Bewegung.

»Und ich werde meiner Überzeugung zu folgen wissenentgegnete ich gereizt. Am Nachmittag erzählte ich dem Professor von Egidy und meinen Beziehungen zu ihm. Ich war noch verärgert, und mein Urteil über die Halbheit, die ihn zwang, an dem Namen »Christentum« festzuhalten, mochte nicht gerade milde klingen.