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Ich las die Broschüren von Helma Kurz; ich besuchte Frau Vanselow, die ich bei Egidy kennen gelernt hatte, und deren Ruf, von allen Frauenrechtlerinnen die radikalste zu sein, sie mir sympathisch machte. Aber die Tendenzen ihres Vereins und seines kleinen Organs waren keine anderen als die der Kurz.

»Ach so meine Frage « ein verlegenes Lächeln ließ sie plötzlich ganz jung erscheinen, dann reckte sie sich, stemmte die Arme fest auf das Pult vor ihr, sah Egidy gerade ins Gesicht und sagte. »Wenn Sie dasselbe wollen, wie wir, warum sind Sie nicht Sozialdemokrat

Aber es muß anders werdenfügte er nach einer Pause hinzu. »Ich denke an solche, die fähig und würdig sind, Träger seiner Ideen zu sein, und die vielleicht unbewußt nach Vertiefung und Bereicherung ihres Innenlebens lechzen: an unsere jungen Künstler und LiteratenEgidy begann zu reden und unterbrach unser Gespräch.

»Darf ich Ihnen meine Töchter bringenfrug er mich. »Es sind brave Kinder, die alles tapfer mit mir getragen haben und doch wehmütig empfinden, wie sie aus ihrer Bahn gerissen wurdenIch reichte ihm die Hand. »Selbstverständlich, Herr von Egidy! Was ich den Ihren sein kann, will ich mit Freuden seinantwortete ich.

Mein Vater nahm wütend die Blätter vom Tisch und zerriß sie. »Bring mir solche Schweinereien nicht wieder ins Hausdrohte er mit erhobener Faust. »Von Leuten, die das Vaterland verraten, den Meineid predigen und den Fürstenmord, darf meine Tochter nicht einmal einen Fetzen Papier in Händen habenUnd wütend warf er die Tür ins Schloß. Am nächsten Vormittag besuchte uns Egidy.

Noch in der Nacht schrieb ich zwei Briefe, den einen an Egidy, worin ich mich bitter beklagte, daß er mich in seinem eigenen Hause den Angriffen seiner Anhänger schutzlos preisgegeben habe, und daß ich dafür nur eine Antwort hätte: ihm von nun an fern zu bleiben, und einen anderen an meine Kusine Mathilde, durch den ich sie bat, mich so rasch wie möglich zu sich einzuladen, da ich Berlin auf einige Zeit verlassen müsse.

Auch Egidy war vor ein paar Tagen bei mir. Ich fürchte, daß er mehr und mehr alle Distanz zu sich selbst und der Welt verliert.

Noch am Abend brachte der Diener Glyzcinskis mir ein paar Zeilen von ihm: »Eben verläßt mich Egidy. Sein Besuch war mir eine doppelte Freude: Ich erfuhr, daß er Ihre Mutter beruhigen konnte, und lernte einen Mann kennen, wie es trotz all seiner Schrullen und Eigenheiten wenige geben mag. Nicht wahr, nun darf ich auch hoffen, daß Sie bleiben werden und bei mir wieder jeden Nachmittag Sonntag ist?!«

Einer der Leiter der Ethischen Gesellschaften Amerikas war auf Glyzcinskis Veranlagung nach Berlin gekommen, seine Vorträge hatten große Aufmerksamkeit erregt und im Kreise der Intellektuellen lebhafte Debatten hervorgerufen. Ich sah, wie schmerzlich Egidy und seine Anhänger das Auftreten des Ethikers empfanden.

Sonst müßte ich mich selbst für eine Ausnahme aller Regel haltenAuch Egidy, dachte ich auf dem Heimweg, ist solch ein Gläubiger; bei ihm soll das Einige Christentum vollenden, was der Professor von der Ethischen Kultur erwartet. Und wieder las ich manche Nacht hindurch.