United States or Armenia ? Vote for the TOP Country of the Week !
Allein bevor der Braune anzog, war Brachwitz auf die Schwelle des Schlittens getreten. »Ich möchte Sie bitten – gnädiges Fräulein, daß Sie mir die Zügel überlassen,« bat er leise und verwirrt. Der Ton war ehrlich, die Anrede ehrerbietig. Hedwig wandte ihre großen, braunen Augen auf den hübschen Menschen. Ihr Blick war seltsam. Es schien, als wollte sie sein ganzes Wesen lesen.
Mein Mann sagt ja woll ›Herr Graf‹ zu ihm.« »Graf?« stotterte die andere erblassend, »vielleicht Graf Brachwitz?« »Ja, so kann er woll heißen,« antwortete die Wirtin gleichgültig und trocknete sich die Hand ab, um die Bezahlung entgegenzunehmen. »Hier, liebe Frau, hier haben Sie – – hier haben Sie.« Hedwigs Bewegungen wurden immer hastiger.
»Hier, Wilms – von meiner Frau. – Ein paar Würste und so was. Na schon gut. – Bei Ihnen als Strohwitwer wird ja diesmal davon wenig zu spüren sein, was?« »Ja, sagen Sie mal, lieber Nachbar,« wirft der junge Brachwitz dazwischen, der in seinem pelzbesetzten Jagdkostüm zurücklehnt und eine Zigarre raucht. »Wie geht es eigentlich Ihrer Frau? – Gute Nachrichten?«
Vielstimmiges Hundegebell wird laut, und da hält auch schon der unförmige Kasten und enthüllt seine seltsam gemischte Ladung. Es sind der junge Graf Brachwitz und Förster Eltze, welche zur Jagd fahren, mit dem Pastor Schirmer, der Wilms aufsuchen will, und deshalb allein aussteigt.
Voll und reif boten sich die edlen Linien dieses jugendlichen Frauenleibes dar, in ihren Wangen strömte das Blut, über den braunen Haaren schienen im Schimmer des Lichts knisternde Goldfunken zu tanzen, und Brachwitz sauste und summte das Blut ungestüm in den Adern, ebenso unbezähmbar wie damals, als er das halbe Verbrechen, die grenzenlose Roheit gegen sie verübt hatte.
Am liebsten wäre sie zu Fuß durch den Schnee davongerannt. Der junge Graf Brachwitz stand unterdessen auf den niedrigen Stufen des Gasthauses und beobachtete das Treiben des Mädchens eine Zeitlang gespannt. Dann strich er unmutig seinen Schnurrbart.
Er verschluckte sich, wurde kirschrot im Gesicht und der winzige Pastor Schirmer, der neben ihm saß, mußte dem Riesen auf den Rücken klopfen: »Lieber Freund, beruhigen Sie sich doch,« fistelte der Geistliche und schickte einen unruhigen Blick zu Gattin und Tochter hinüber, von denen die letztere sich weit über den Tisch lehnte, um den keck vorgetragenen Geschichtchen des jungen Brachwitz mit heißen Wangen zu lauschen.
Du siehst ja. – Sind denn unsere Gäste schon alle versammelt?« »Ja, es sind alle da. Auch der Förster. Er will mir das Heu abkaufen, Gott sei Dank. Du hast also bei der Frau deinen Willen durchgesetzt, ich danke dir dafür, mein Kind. Und – und Herr von Brachwitz befindet sich ebenfalls unten. Du hast ihn wohl schon vorhin bemerkt?« »Ja, ich sah ihn.«
Er knöpfte seinen Rock auf, nahm ein gestempeltes Papier heraus, das er prüfend überflog, und während er sich dazu wohlgefällig und amtswürdig seinen militärischen Schnurrbart strich, las er trocken vor: »Beauftragt vom Grafen Brachwitz auf Boltenhagen – Zahlung der rückständigen Pacht vom 1. April – 3600 Mark – – nicht eingegangen – hm – vorzunehmende Zwangspfändung.« »Was?
»Hedwig,« flüsterte er, in seiner Spannung erzitternd, und griff keck nach ihrer Schulter: »Antworten Sie mir doch endlich. – Können Sie denn die Dummheit von damals nicht vergessen?« Wie langsam und schwerfällig sie sich aufrichtete! Und jetzt bemerkte Brachwitz mit Schrecken, welch eine Veränderung in ihrem Antlitz vorging.