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Aktualisiert: 20. Juni 2025
Anna erzählte ihm von Arnolds Vorhaben. Er stutzte und schüttelte den Kopf, dann fragte er Arnold, wann er reisen wolle. Jetzt, in einer Stunde. »Dann werde ich dich zum Bahnhof begleiten, wenn es dir recht ist.« »Gewiß.« Arnold übergab sein Gepäck einem Wagen, während er selbst mit dem Oheim zu Fuß ging. »Wie lange willst du bleiben?« fragte Borromeo. »Und warum fährst du eigentlich?
Hyrtl, der den Ankömmling für dumm und blöde hielt, starrte Arnold mit einer Miene an, die immer humorvoller wurde. Seine Lippen zuckten von verhaltenem Witz. Er bemühte sich vergeblich, zu ergründen, weshalb Anna Borromeo den merkwürdigen Menschen in ihren Salon geführt und gab schließlich ihrer Sucht nach Überraschungen die Schuld.
Dieser Abend stellte sich ihm nicht als Vergnügen dar, sondern er betrachtete ihn ernsthaft als einen Teil seiner Aufgaben. Als Borromeo Arnolds Antwort erhalten hatte, ging er in das Zimmer seiner Frau. Leise trat er ein, als ginge er auf den Fußspitzen. Anna saß lesend am Fenster. Ein blasses, sommerfleckiges Fräulein kämmte ihr das Haar. Der Doktor stutzte und wollte sich wieder entfernen.
Kaum hatte sie ihr Zimmer verlassen, als ihr Gesicht sich veränderte wie das einer Amtsperson, welche in eine Versammlung tritt. Sie gab die nötigen Anweisungen für den Tag und als sie über den Korridor zurückging, kam Borromeo nach Hause. Sie folgte ihm und fragte, ob er vom Gericht oder von der Kanzlei komme. Borromeo schüttelte den Kopf.
Er stand auf und folgte ihr. Er glaubte, sie wollte ihm etwas Wichtiges mitteilen, indessen führte sie ihn zu ihrem Mann und sagte: »Da ist er.« Und als Martin ein dummes Gesicht machte, fügte sie feierlich hinzu: »Herr Ansorge, der Neffe von Borromeo.«
Agnes gab dem Lehrer ihres Bruders Brief zu lesen. Es war, als suche sie über etwas Beunruhigendes in Hankas Leben Aufschluß und Trost, naiv dem Fremdesten vertrauend. Specht betrachtete zerstreut die ungefügen Schriftzeichen; unter dem Tisch suchte er Beates Hand zu ergreifen. Zehntes Kapitel Frau Ansorge erhielt aus Wien die Nachricht, daß ihr Bruder Borromeo sich wieder verheiratet habe.
Arnold und sein Oheim befanden sich in demselben Zimmer wie neulich, jedoch in vollkommenem Schweigen. Wieder hatte sich Doktor Borromeo in seinen Pelz gehüllt, wieder schritt er mit seinem wiegenden, müden Gang auf und ab. Ein eigenes, morsches, bitteres, geduldiges Lächeln verzog bisweilen seinen Mund. Draußen war das ärgste Wetter, Sturm und Schneetreiben.
Borromeo fuhr mit der flachen Hand behutsam an seinem Bart herab, kaum die Haare berührend, als fürchtete er sie zu zerzausen. »Und hältst du das für so leicht?« erwiderte er sanft und traurig. Arnold lachte. »Ist es denn schwer?« fragte er verwundert. »Hast du denn so schlechte Erfahrungen gemacht?« Er saß rittlings auf einem Stuhl und drückte das Kinn auf die Lehne.
Arnold stand am Fenster und sah ihn auf der Straße in einen eleganten Wagen steigen, der vor dem Haus gewartet hatte. Ei, dachte er, dem muß es gut gehen. Der Diener kam mit einer Anfrage von Doktor Borromeo herauf, ob Arnold am Pottgießerschen Abend teilnehmen würde. Arnold bejahte.
Frau Borromeo schob ihre Kleidschleppe gegen sich heran und setzte sich aufrecht mit untergeschlagenen Armen. »Ich brauche nicht allein einen Helfer, sondern auch einen verschwiegenen Helfer«, sagte sie. »Nun das bist du, verschwiegen bist du, du bist ja ein Mann. Warum nimmst du nicht Platz?«
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