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Agnes wußte das Notwendigste über ihres Bruder schnell vergangene Ehe. Es waren darüber nicht drei Sätze gewechselt worden, und Agnes war nicht so überrascht, als Hanka wohl glauben mochte. Sie sah ihn verändert, in einer Weise, die kaum mit Worten zu bezeichnen war. Dies ist Beates Werk, glaubte sie kurzsichtig und gefühlvoll. Hanka war es im Grunde gleichgültig, wofür man ihn nahm.

Agnes gab dem Lehrer ihres Bruders Brief zu lesen. Es war, als suche sie über etwas Beunruhigendes in Hankas Leben Aufschluß und Trost, naiv dem Fremdesten vertrauend. Specht betrachtete zerstreut die ungefügen Schriftzeichen; unter dem Tisch suchte er Beates Hand zu ergreifen. Zehntes Kapitel Frau Ansorge erhielt aus Wien die Nachricht, daß ihr Bruder Borromeo sich wieder verheiratet habe.

Und abermals ging er auf und ab. Er stellte um sich her lauter Beates mit allen ihren Gesichtern, ihren Geberden, ließ all ihre Worte nachklingen, die ihm erinnerlich waren, begann an ihrem Schweigen zu studieren, und endlich schien es ihm, als ob von einzelnen dieser Bilder eine Maskenhaut abfiele, und er sah Lieblosigkeit, in kindisches Gewand verhüllt, Verlogenheit unter tausendfach täuschendem Lächeln.

Ihm wäre es durchaus nicht auffallend erschienen, Specht und Beate so vertraut beisammen zu sehen, hätte er nicht gewußt, wie die beiden auseinandergegangen waren. Es beschlich ihn etwas Dunkles, und er mußte stehen bleiben, um seine Überlegungen zu sammeln. Hankas trockene und gerade Art wurde ihm gegenwärtig, ebenso wie Beates schlüpfriges Wesen.

Er hatte sich auf Beates Wunsch den Schnurrbart rasieren lassen und sah nun aus halb wie Napoleon, halb wie ein Jesuitenpater. »Wir müssen uns sputen, es fängt andrängte Beate. »Weißt du was, Alexanderrief sie plötzlich, »wir wollen vor unserer Abreise noch einen Podoliner Abend geben. Specht und Herr Ansorge sollen bei uns essen ...«

So gleichgültig er damals auf Beates und Spechts Erzählung gelauscht hatte, etwas war in seinem Bewußtsein geblieben. Hanka hatte Vergnügen an diesem offenen, derben, gebräunten Gesicht, an der kräftigen, trockenen Stirn, die unbeweglich zwischen klar-grauen Augen und braunen glatten Haaren lag, an der gutgebauten Gestalt, die nichts von Verfettung und Krankhaftigkeit zeigte. Vierzehntes Kapitel

Er begriff, daß seine Sprache nicht zu den Ohren dieser Frau dringen konnte, daß seine Welt in andern Sphären rollte, daß sein Blut anders beschaffen war und daß Beate dies nicht einmal zu ahnen vermochte. »Richte dich nach dem, was ich gesagt habe«, bemerkte er kühl und wandte sich zum Gehen. Als er den Raum schon verlassen hatte, hörte er Beates aufschreiendes Lachen.

Ich will nur wissen, was du mir jetzt zu sagen hast, da dir bekannt ist, daß ich alles weißBeates Gesicht war erdfahl geworden. Ihr Rücken krümmte sich, und ihr Kopf sank ein wenig herab. Langsam öffneten sich die Lippen und ließen die fest zusammengepreßten Zähne sehen. Es schien, als ob sie gleichzeitig lachen und schreien wolle.

Seine vor Fülle vibrierende Stimme mit den tiefen O-Lauten erregte Beates Lachlust. »Es macht mir jetzt gar keine Freude mehr zu tanzenlog sie und kettete gleich eine zweite Lüge bequem an: »ich lese nämlich sehr viel.« »Hm–m, Herrn Spechts Einflußsagte Hanka mit hölzerner Würde. Zugleich sah er im Geist den jungen Lehrer mit dem gutrasierten Gesicht und dem flinken Benehmen.

Agnes freute sich auf ihre schüchterne Weise in sich hinein; Hanka wurde aufmerksam durch Beates eigentümliches Benehmen. Sie erhob sich oftmals vom Tisch und ging auf und ab, suchte ihr Gesicht zu verbergen, sich den Anschein einer Gleichgültigen zu geben, doch zitterte sie vor Unruhe und Ungeduld. Bisher war sie allabendlich um diese Stunde entwischt.