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Aktualisiert: 25. Mai 2025
Es war ein bißchen hoch für ihre Verhältnisse. »Den herben Druck im Kusse zu versüßen.« Und gleich mit Küssen anfangen, nein, es ging nicht, es ging unmöglich. In Verona war man in solchen Dingen offenbar liberaler als in Frankfurt am Main. Benno legte sich auf den Rücken und blätterte emsig weiter.
Wohl eine Stunde war verflossen, als sie vor Marthas Wohnung anlangten. Sie standen im grellen Licht einer Laterne, Benno hielt ihre Hand umschlossen und flüsterte: »Ich will heut’ noch keine Antwort, heut’ noch nicht. Aber lassen Sie mich nicht zu lange auf Ihre Entscheidung warten, Martha! Sie wissen nicht, wie ich leide, und wie bitter ich schon durch Sie gelitten hab’!«
Zum vierten Male sah Benno nach Martha mittags um ein Viertel über Zwei. Dann erst traf sie im Bureau ein, wie es denn überhaupt die Angestellten nachmittags mit der Pünktlichkeit nicht allzu genau nahmen. Denn um zwei Uhr waren die meisten Bureauchefs und Prokuristen, die die Börse besuchten, noch beim Mittagessen.
»Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch den Verstand dazu,« hatte Benno einmal mit Bezug auf Herrn Wittmann zitiert. »Manchmal gibt er ihm auch nur das Mundwerk dazu. Aber er hat eine Zukunft, der Herr Wittmann. In zehn Jahren ist er Prokurist. Die unleserliche Handschrift hat er jetzt schon.
»Jetzt glaaw ich’s bald selwer,« seufzte die brave Frau, »daß es Zeit werd, daß er unner’n Bandoffel kimmt! Dem Riese Goliath sei’ Bandoffel, des wär’ so die richtige Größ’ for en. Er werd schonn ganz daub vor Zerstreutheit, die Lieb’ hat sich bei em uffs Ohr gelegt, nächstens schnappt er iwwer!« Beim Betreten seines Zimmers fand Benno auf dem Tisch einen Strauß frischer Wiesenblumen.
Ich habb’ merr ehrscht noch mei sechs Schöppcher Ebbelwei kaafe misse. Ja, merr kann sage, was merr will: Kunst is Kunst.« Und Benno überbot diese Lobpreisung noch und erzählte begeisterte
»Was gucken Sie mich denn so an?« frug Martha gereizt, als sie eines Vormittags an dem gemeinsamen Arbeitspult im Couponbureau Platz nahm. »Ich guck’ Sie nicht an, ich guck’ in Sie!« gab Benno in ungewöhnlich scharfem Ton zurück.
Als Katharine an einem theaterfreien Abend mit dem kleinen Lebrecht einen Spaziergang von ihrer Wohnung nach dem Waldrand machte, begegnete ihr Benno. Sie stutzte, dann brach sie in Lachen aus. Wer war dieser merkwürdige Mensch? Schon auf dem Oederweg hatte er sie immer so feierlich gegrüßt, und jetzt tauchte er plötzlich auch in dieser Gegend auf.
»Fürchten?« lachte Martha. »Vor wem soll ich mich denn fürchten? Aber Sie müssen mir den Arm geben, daß ich über keinen Zaun fall’!« Benno fühlte ihren weichen Arm sich in den seinen schmiegen, er wußte, jetzt kam der Augenblick, in dem er reden mußte, und brachte doch kein Wort hervor.
Zwar begleitete er noch immer Martha des Mittags von der Bank bis zum Uhrtürmchen, lief neben ihr her wie ein Hündchen, jedoch er war kein folgsames, willenloses Schoßhündchen mehr, er war ein kleiner lauernder Pinscher, der tückisch nach rechts und links schielte, jeden Augenblick bereit zu geifern und zu beißen. Die Verstellung tat Benno weh.
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