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Aktualisiert: 22. Juni 2025
Er zog den Hut, dann nahm er den Pfarrer an der Hand und führte ihn in den Flur seines Hauses zurück. Gerade in diesem Augenblicke setzte die schöne, morgenfrische Rahel ihren Fuß auf die unterste Stufe der Treppe, sonntäglich angetan und ebenfalls ein kleines, in schwarzen Sammet gebundenes Gesangbuch in der Hand. "Kind, du bist reizend! eine Nymphe!" begrüßte sie Wertmüller.
"Venezianische Nachahmung. Sieh hier die verschlungene Chiffre GG bedeutet Gregorio Gozzoli", rühmte Wertmüller. "Ich erinnere mich, diesen Schatz von Pistölchen in deiner Waffenkammer auf der Au gesehen zu haben, aber war es nicht ein Pärchen?" "Du träumst..." "Ich kann mich geirrt haben. Spielt das kleine Ding leicht?"
Der zartfühlende Kandidat hätte sich eher das Herz aus dem Leibe reißen lassen, als eingestanden, daß die Rahel wie er daran nicht zweifeln konnte ihm herzlich wohlwolle. Er antwortete bescheiden: "Der Herr Wertmüller, sonst mein Gönner, hat mich verabschiedet, weil ich mit Schießgewehr nicht umzugehen verstehe und mich auch davor scheue.
Der Kandidat entschuldigte sich, seine unbedeutende Arbeit habe den Namen des berühmten Feldherrn und Literaturkenners nicht vor sich her tragen dürfen. "Durchaus nicht unbedeutend", lobte Wertmüller. "Ihr habt Phantasie und seid in die purpurnen Tiefen meines Lieblingsgedichtes untergetaucht, wie nicht leicht ein anderer. Freilich um etwas Absurdes zu beweisen.
Der aufgebrachte Bläuling schlug sein Ruder ins Wasser, daß zischend und spritzend ein breiter Strahl an der Seite des Fahrzeuges emporschoß. "So wird man", zürnte er, "seit den paar Tagen, daß der Wertmüller wieder hier ist, überall auf dem See mit Namen gerufen. Es ist der verreckte Schwarze, der mit dem Sprachrohre des Generals rumort und spektakelt.
Wertmüller, der seit langem jede Kirche gemieden hatte, stand bei den Mythikonern in dem schlimmen Rufe und der schwefelgelben Beleuchtung eines verhärteten Freigeistes, es war ihnen eine ausgemachte, nicht anzufechtende Tatsache, daß ihn über kurz oder lang der Teufel holen werde und dennoch waren sie herzlich erfreut, ja gerührt, ihn auf ihrem Kirchwege einherschreiten zu sehen.
Ein schöner, ehrlicher Zorn flammte in seinen blauen Augen, und er schritt der Türe zu. "La, la", sagte der General. "Was frühstückt Ihr morgen? Eier, Rebhuhn, Forelle?" Pfannenstiel öffnete und enteilte. "Der Mohr wird Euch aufs Zimmer leuchten! Auf Wiedersehen morgen beim Frühstück!" rief ihm Wertmüller nach.
Seiner davon unzertrennlichen militärischen Abenteuer gedachte er nur im Vorbeigehen, aber so drastisch, daß Pfannenstiel in der Nähe des alten Landsknechtes sich als einen herzhaften und verwegenen Mann fühlte, während Wertmüller in der naiven Bewunderung seines Zuhörers um einige Dezennien sich verjüngte und erleichterte.
Wertmüller wußte, welche Poesie das "Tischlein, deck dich!" für einen in dürftigen Verhältnissen aufgewachsenen Jüngling hat; aber auch an geistiger Bewirtung ließ er es nicht fehlen.
Weniger erfreut über den Anblick des ungewohnten Kirchgängers war der Pfarrer Wilpert Wertmüller, als er, mit Mantel und Kragen angetan, aus dem Tore seines Hofraums trat, in dessen Mitte hinter einem altergrauen Brunnen zwei mächtige Pappeln sich leis im Winde wiegten. Seine Überraschung war eine vollständige; denn Rahel hatte geschwiegen.
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