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Aktualisiert: 9. Juni 2025
Als daher Frau Marquise Herrn de Vandenesse melden hörte, war sie bestürzt; und er war fast befangen, trotz des sichern Auftretens, das bei den Diplomaten gewissermaßen mit zum ganzen Menschen gehört. Aber die Marquise nahm bald das leutselige, freundliche Wesen an, hinter dem die Frauen gegen die Auslegung der Eitelkeit Schutz suchen.
So fand denn einige Monate nach ihrem ersten Zusammentreffen mit Vandenesse Frau d'Aiglemont ihr Leben eng mit dem des jungen Mannes verschlungen; sie wunderte sich darüber, ohne sonderlich betroffen zu sein, ja sie fand fast ein gewisses Vergnügen daran, seine Geschmäcker und Gedanken zu teilen.
Herr Karl de Vandenesse so hieß der junge Mann kam, um sich dafür zu bedanken und Abschied zu nehmen. Nachdem Vandenesse mehrere Missionen mit Talent erfüllt hatte, war er in letzter Zeit einem unserer bevollmächtigten Minister attachiert worden, der auf den Kongreß von Laibach entsendet wurde. Diese Reise wollte er gleich dazu benutzen, Italien kennen zu lernen.
Dieses Fest war also gewissermaßen ein Abschied von den Genüssen der Stadt Paris, vor diesem schnellen Leben, diesem Wirbel von Gedanken und Vergnügungen, den man so oft verwünscht und dem sich hinzugeben doch so süß ist. Karl de Vandenesse war seit drei Jahren gewöhnt, die europäischen Hauptstädte zu betreten und zu verlassen, wie die Launen seines diplomatischen Berufs es mit sich brachten.
»Mein Vater,« antwortete sie, »ich bin weder eifersüchtig, noch in jemand verliebt, nicht einmal in Ihren Freund, den Diplomaten, Herrn de Vandenesse.« Die Marquise erbleichte, und ihre Tochter, die das bemerkte, hielt inne. »Muß ich nicht früher oder später sowieso unter dem Schutze eines Mannes leben?« »Das ist wohl wahr.«
Und wenn schon jedes dieser Worte eine von allen beiden verstandene Bedeutung hatte, stand sie da nicht schon mit einem Fuß im Abgrund? Sie las mit scharfem, klarem Blick in ihrem Innern und schwieg, Vandenesse folgte ihrem Beispiel und schwieg auch.
Ihre Mutterliebe wäre groß genug gewesen, der Tochter ihr Mitleid nicht zu versagen, wenn eine durch die edlen Eigenschaften des Verführers gerechtfertigte Leidenschaft ihre Tochter unglücklich gemacht hätte; allein Moina folgte einer Regung der Gefallsucht, und die Marquise verachtete den Grafen Alfred de Vandenesse, weil sie wußte, daß er der Mann dazu war, seinen Kampf mit Moina wie eine Schachpartie zu behandeln.
Hatte sie die Denkweise de Vandenesses angenommen, oder hatte Vandenesse sich ihre kleinsten Launen angeeignet? Sie stellte keine Untersuchung an. Schon von dem Strom seiner Leidenschaft mit fortgerissen, sagte sich diese bewundernswerte Frau in der trügerischen Zuversicht der Furcht: »O nein! Ich werde dem die Treue bewahren, der für mich gestorben ist.«
Sie hatte in engen Beziehungen zu dem Marquis de Vandenesse, Alfreds Vater, gestanden, und diese in den Augen der Welt sehr respektable Freundschaft berechtigte den jungen Mann, mit Madame de Saint-Héreen vertraulich zu verkehren, in die er von Kind auf »verschossen« gewesen zu sein behauptete.
Er hatte Angst, dem Marquis de Vandenesse noch einmal zu begegnen, und da ihm die Beine nicht länger den Dienst versagten, erreichte er die Treppe und gab Fersengeld. Aber an der Tür der Gemächer stieß er erst noch einmal mit den Dienern zusammen, die hineineilten, um die Befehle ihres Herrn zu vernehmen.
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