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Das sind große Unterlassungssünden. Ich bin ein bedeutender Schurke gegen mich selber. An mir sehe ich, wie die Menschen durch Trägheit sündigen. Ich warte immer auf etwas, das mir entgegenzutreten habe. Wie nun, wenn alle Menschen das tun; wenn jeder so wartet auf das, was da kommen soll? Es kommt nie etwas. Es kommt demnach für niemand das betreffende Etwas. Was einer so erwartet und erwartet, kommt nie. Was also alle erwarten, erscheint allen nie. Hier ist die große Sünde. Anstatt daß ich gehe und jemand entgegengehe, warte ich, bis jemand mir gefällig entgegentritt, das ist die rechte Trägheit, der rechte ungerechtfertigte Stolz. Gestern abend schaute ein sonderbarer wildfremder Geselle, der irgend etwas zu suchen schien, zu mir hinauf. Ich stand am offenen Fenster. Ich schaute ihn an, der zu mir hinaufschaute, so, als sei er eines kleinen Zeichens gewärtig. Ich hätte nur zu nicken brauchen mit dem Kopf, und eine seltsame, ungewöhnliche Menschenverbindung wäre vielleicht schon angebahnt gewesen. Vielleicht auch nicht. Wer vermag es zu wissen. Etwas Ungewisses vermag man nicht zu wissen, aber gleichviel. Ich hätte der dunklen, ungewissen, vom zauberischen Abendlicht umflossenen Menschengestalt ein Zeichen geben sollen. Es sah aus, als sei der fremde Mensch einsam, arm und einsam. Doch sah es zur selben Zeit aus, als wisse er viel und vermöge manches, das wert sei, vernommen zu werden, zu erzählen, als sei alles das, was er zu sagen habe, angetan, zu Herzen genommen zu werden. Und warum bin ich ihm nun gar nicht entgegengekommen? Ich begreife mein Benehmen kaum; auf solche Art und Weise kommen sich Menschen in die Nähe und gehen, ohne Spuren zu hinterlassen, wieder voneinander weg. Das ist nicht gut. Das ist eigentlich recht schlecht. Es ist eine rechte Sünde. Nun will ich natürlich eine Ausrede suchen und mir vorsagen, daß an dem Fremdling möglicherweise nichts gelegen sei. Möglicherweise? Da bin ich schon gefangen; denn ich gebe ja zu, daß, auf der andern Seite, d.

"Vater ist ein schlechter Gärtner", sagte sie im Fortgehen, "da müssen wir beide noch hinein und Ordnung schaffen." Im Hause kam Rudolf ihr entgegen. "Du weißt, das Müllersche Quartett spielt heute abend", sagte er, "die Doktorsleute sind da und wollen uns vor Unterlassungssünden warnen."

Wollte Gott, daß die Herrschenden sich dieses Strafgericht zu Herzen nehmen und sich ihrer ungeheueren Unterlassungssünden ebenso bewußt werden wie der großen Verantwortlichkeit, die eine Folge ihrer bevorzugten Stellung ist.

Der Minister Graf Einsiedel , der als Eisenwerksbesitzer der Großindustrie näher stand, begann irre zu werden an dem alten System. Einer der tüchtigsten jüngeren Beamten, Wietersheim , schilderte in einer beredten Denkschrift den Notstand der Industrie, die Unterlassungssünden der Regierung. König Anton aber hielt, wie sein Minister Manteuffel , einen Handelsbund mit Preußen für unmöglich.

Mein Gewissen in diesem Punkt war sonst nicht übermäßig zart. Jetzt aber schien es mir durchaus nötig, diese Pflicht der Höflichkeit zu erfüllen. Auch machte ich mir Vorwürfe, Raffaels heilige Cäcilien nur so flüchtig betrachtet zu haben, anderer Unterlassungssünden zu geschweigen. Bologna kam mir auf einmal sehr viel sehenswürdiger vor, und Florenz blieb mir ja aufgehoben.

Ihre Natur, die sich mit dem einen Wort "Mütterlichkeit" am besten charakterisieren ließ, hatte sie stets, schon als ganz junges Mädchen, zu den Kindern gezogen. Alles Leid, das ihr begegnete, empfand sie bis zum körperlichen Schmerz, das der Unschuldigsten der Kinder verursachte ihr die größten Qualen. Nicht nur, weil es die Wehrlosen traf, sondern auch weil es immer aufs neue ihren schwer errungenen Glauben zu erschüttern drohte. Zu der Überzeugung vom Vorhandensein eines allgütigen Schöpfers, eines Gottes der Liebe, eines himmlischen Vaters nach Christi Lehre, stand das Elend in der Welt und das Unglück des Lebens in einem furchtbaren Widerspruch, den sie nur dadurch glaubte lösen zu können, daß sie es als Strafen für begangene Sünden auffaßte, und zwar für Begehungs- und für Unterlassungssünden der Besitzenden wie der Besitzlosen. Würden alle Besitzenden ihre Menschen- und Christenpflicht erfüllen, würden alle Armen echte Christen sein, so gäbe es bald davon war sie damals noch überzeugt weder Not noch Elend. Um diese Auffassung zu verstehen, muß zuerst Jennys Begriff des Christentums verstanden werden. "Religion ist That," schrieb sie, "Christenthum ist That, lauter That, nur That." Der religiöse Glaube hat, wie sie meinte, nur für den Menschen selbst, den er beglückt, Bedeutung, für die Allgemeinheit kommt es allein auf das Handeln an. An einen Freund schrieb sie einmal darüber: "Glauben ist nicht das gewöhnliche Fürwahrhalten, wie etwa bei einer geschichtlichen Thatsache, es ist die Hand, die sich Gott entgegenstreckt. Es ist nicht wie ein Wissen, das der Schulmeister einpaukt, es ist die Kraft des Schaffens und der Liebe, die durch christliches Wollen, Wandeln, demüthiges Forschen zu unserer Seele herangezogen wird, wie Eisen durch den Magnet. Wer glaubt, daß Christus Gottes Sohn ist, und seinen Diener oder auch nur seinen Hund mißhandelt, der ist kein Christ! Wenn Sie diese

So viel in ihren Kräften stand, suchte sie die Unterlassungssünden von Staat und Gemeinde auf dem Gebiete, das ihr unterstellt war, gutzumachen. Was sie leistete, war weniger Wohltätigkeit im damals üblichen Sinn, als soziale Hilfsarbeit, wie wir sie heute verstehen.

Über den selbstquälerischen Vorstellungen all seiner Unterlassungssünden überkam ihn eine schwere Müdigkeit, und so entschlief er mit gekrümmtem Rücken, die Stirn auf die Hand, diese auf den Tisch gelegt. Eine Zeitlang hatte er so gelegen, als er mit erstickter Stimme mehrmals den Namen »Minna« rief.