Vietnam or Thailand ? Vote for the TOP Country of the Week !

Aktualisiert: 22. Mai 2025


So wurden Samuel N. Spoelmann und die Seinen bei uns ansässig, und seine Gegenwart wurde zu einer lieben Gewohnheit. Man sah und kannte seine weißgoldenen Bedienten in der Stadt, wie man die braungoldenen großherzoglichen Lakaien sah und kannte; der in bordeauxroten Plüsch gekleidete Neger, der als Türhüter vor dem Portal von Delphinenort Wache hielt, war bald eine volkstümliche Gestalt; und wenn man am Schlosse vorüberspazierte und das gedämpfte Brausen von Herrn Spoelmanns Orgelspiel aus dem Innern hervordrang, so hob man den Finger und sagte: »Horch, er spielt. Er hat also wohl keine Koliken im AugenblickTäglich sah man Miß Imma an der Seite der Gräfin Löwenjoul, gefolgt von einem Reitknecht und umlärmt von dem rasenden Percy, spazierenreiten oder ein prächtiges Four-in-hand-Gespann eigenhändig durch den Stadtgarten lenken wobei der Bediente, der auf dem Rücksitz des leichten Wagens saß, sich von Zeit zu Zeit erhob, aus einem Lederfutteral eine lange silberne Trompete zog und mit hellem Schall das Nahen des Gefährtes verkündete; und wenn man früh aufstand, konnte man jeden Morgen Vater und Tochter in einem dunkelrot lackierten Coupé oder bei schönem Wetter zu Fuße sich durch den Parkgrund von Schloß »Eremitage« zum Quellengarten begeben sehen, um den Brunnen zu trinken. Was Imma betraf, so nahm sie, wie erwähnt, ihre Besichtigungen der städtischen Wohltätigkeitsanstalten wieder auf, schien aber darüber ihre Wissenschaft nicht zu vernachlässigen, denn seit dem Beginne des Studienhalbjahres besuchte sie regelmäßig die Vorlesungen des Geheimrats Klinghammer in der Universität saß täglich in einem schwarzen Kleid mit weißem Umlegekragen und Manschetten unter den jungen Leuten im Hörsaal und führte mit hochaufgesetztem und eingedrücktem Zeigefinger dies war ihre Schreibart die Füllfeder über die Seiten ihres Kollegheftes. Spoelmanns lebten zurückgezogen, sie pflogen keinen Verkehr in der Stadt, was ja sowohl in Herrn Spoelmanns Krankheit als auch in seiner gesellschaftlichen Einsamkeit seine Erklärung fand. Welcher Gesellschaftsgruppe hätte er sich anschließen sollen? Niemand mutete ihm zu, etwa mit Seifensieder Unschlitt oder Bankdirektor Wolfsmilch auf vertrauten Fuß zu treten. Wohl aber näherte man sich ihm bald mit Ansprüchen an seine Mildtätigkeit und wurde nicht abgewiesen. Denn Herr Spoelmann, der, wie man wußte, vor seiner Abreise von Amerika der Behörde für den öffentlichen Unterricht in den Vereinigten Staaten eine gewaltige Summe Dollars überwiesen, auch die bindende Versicherung abgegeben hatte, seine jährlichen Zuwendungen an die Spoelmann-Universität und die übrigen Bildungsinstitute keineswegs einzustellen er zeichnete bald nach seinem Einzuge in »Delphinenort« zehntausend Mark zugunsten des Dorotheen-Kinderhospitals, für das gerade gesammelt wurde: eine Handlungsweise, deren Hochherzigkeit der »Eilbote« und die übrige Presse in warmen Worten zu würdigen wußte. Ja, obwohl Spoelmanns gesellschaftlich abgeschlossen lebten, so eignete ihrem Dasein bei uns doch von der ersten Stunde an eine gewisse

Ihr Hals wuchs aus einem weißen Umlegekragen heraus. Ihr schwarzes, hinten zu einem reichen Knoten vereintes Haar war in der Mitte gescheitelt; beide Hälften lagen so glatt auf dem Kopfe, daß sie wie zwei Flügel aus je einem Stücke aussahen und kaum die Ohrläppchen blicken ließen. Über den Schläfen war das Haar gewellt, was der Landarzt noch nie in seinem Leben gesehen hatte.

Sein hartgeschnittenes Gesicht mit den tiefen Furchen, dem Blick, der unter buschigen Brauen wie abwesend über einen hinwegsah, den wirren dunkeln Haaren über der hohen geraden Stirn, dem grauen ungepflegten Bart um das breite Kinn und den seltsam schiefstehenden großen Mund, dazu der Rock, der an den Ellbogen und auf dem Rücken speckig glänzte, das Hemd darunter mit dem weichen halboffenen Umlegekragen, die ausgetretenen Pantoffeln an den graubestrumpften Füßen, das alles wirkte zunächst wenig anziehend.

Er glänzte immer in reinem Umlegekragen und trug einen blauen Marineanzug aus feinem Tuch. Frisch und freimütig war er gegen sie, als wäre er es gewohnt, sich in derselben Gesellschaftsklasse wie sie zu bewegen.

Wort des Tages

skelton's

Andere suchen