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Dies alles beschäftigte den Knaben so, daß er nun erst die schöne Frau Abel und ihren Eheherrn bemerkte, welche mit geneigtem Haupte vor dem Schreine niedergekniet waren. Unwillkürlich hielt er den Atem an, um nicht bemerkt zu werden; und nun hörte er die Stimmen seiner Eltern in leisem Gesange: Rinke, ranke, Rosenschein, Tu dich auf, du goldner Schrein!

Da richtete die zarte Gestalt der Jungfrau sich vom Boden auf, mit ihrer weißen Hand ergriff sie den Raben bei den Flügeln und schleuderte ihn in die Luft, daß er krächzend in den grauen Himmel hineinflog, sie pflanzte die rote Rose an den Stein und sang dazu: "Nun streck die Würzlein tief hinab, Nun wirf die Blättlein übers Grab, Und singt der Wind im Abendschein, Dann sprich auch du ein Wort darein, Mit rinke, ranke, Rosenschein!"

Da sah er durch die offene Kammertür in einen Garten, darinnen standen die blühenden Rosenbüsche wie ein rotes Meer und in der Ferne sangen kristallne Mädchenstimmen: "Rinke, ranke, Rosenschein, Tu dich auf und schließ uns ein!"

Halt ihn fest und hol ihn ein, Rinke, ranke, Rosenschein. Das spann sich wie ein goldenes Netz um ihn her; er ließ den Kopf auf seine Brust sinken; aber Krahirius schrie: "krahira! krahira!" da war das Lied verschollen und als Hinzelmeier die Augen wieder aufschlug, stand er am Fuße des Hügels. "Nur eine kleine Weile noch", sagte er zu sich selber und ließ noch einmal seine müden Füße wandern.

Auf der turmartigen Spitze des Felsens steht ein großes, eisernes Kreuz, und zur Not ist da noch Platz für vier Menschenfüße. Wie nun die Natur durch Stellung und Form den Ilsenstein mit phantastischen Reizen geschmückt, so hat auch die Sage ihren Rosenschein darüber ausgegossen.

Nun aber sahen seine schlaftrunkenen Augen es in einer unirdischen Verklärung und Illumination vor sich liegen, über und über getaucht in einen unsäglich holden und duftigen Rosenschein, der Wände und Möbel vergoldete und den Gazevorhang in ein mildes, rotes Glühen versetzte... Tonio Kröger begriff lange nicht, was sich ereignete.

Als er aber den Baum erreicht hatte, brach er zusammen, der Wanderstab glatt aus seiner Hand, sein Kopf sank auf den Stein zurück; doch in demselben Augenblick fiel auch die Brille von seiner Nase. Da sah er tief am Horizonte, am Rande der öden Ebene, die er durchwandert hatte, die weiße Gestalt der Rosenjungfrau; und noch einmal hörte er aus weiter Ferne: Rinke ranke Rosenschein.

Tu dich auf und schließ uns ein, Rinke, ranke, Rosenschein!

Endlich schienen sie ihrem Ziele näher zu kommen; aber Hinzelmeier war ermüdet, seine Brust keuchte, der Schweiß troff von seinen weißen Haaren; er stand still und stützte sich auf seinen Stab. Da kam aus der Ferne, hinter ihm, ganz aus der Ferne, fast wie ein Traum, ein Gesang zu ihm herüber: Rinke, ranke, Rosenschein, Laß ihn nicht allein, allein!