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»Es würde ja das reine Elend werden«, sagte sie. »Ich bin alt und häßlich und arm. Nein, Gott bewahre mich nur davor, daß ich mich verliebeSie saß tagaus, tagein auf der Bodenkammer in Frau Moräus' kleinem Häuschen und filierte Gardinen und Decken. Die verkaufte sie dann an die Bauern und auf den Gütern in der Umgegend.

Ein junger Orgelbauer kam in den Ort. Auch er mietete sich bei Frau Moräus ein und bewohnte das zweite kleine Giebelstübchen auf dem Boden. Und dann stellte er die Orgel auf, die so wunderliche Töne hat, deren gewaltige Posaunenstimme plötzlich hervorbricht, niemand weiß, woher oder wodurch; mitten in einem friedlichen Gesang erschallt sie, so daß die Kinder in der Kirche anfangen zu weinen.

Schließlich stieg die Gräfin vom Wagen und trat in das Zimmer, wo die jungen Mädchen um den Stickrahmen saßen. Hochmütig war sie nicht; der Wind der Revolution hatte sie umsaust und ihr frische Luft in die Lungen geblasen. Sie bestellte Stickereien bei Madame Moräus und lobte die Töchter. Sie schaute sich im Rosengarten um und erzählte von ihren Reiseabenteuern. Sie erlebte stets Abenteuer.

Die alte Frau Moräus besaß allerlei. Sie hatte drei fröhliche, fleißige Töchter und ein kleines Haus am Wegesrande. Sie hatte einen Notschilling auf dem Boden ihrer alten Truhe, dicke seidene Schals, hochlehnige Stühle und Erfahrung in mancherlei Dingen, die nützlich für denjenigen sind, der sich sein Brot selber verdienen muß.

Und in Madame Moräus' Rosengarten, wo die Schmetterlinge flatterten und Vögel sangen, wo duftende Blumen den schwärmenden Schmetterlingen Liebesgrüße sandten, wo alles von dem Verhaßten sprach da hinein setzte sie nur selten den Fuß. Da geschah es einstmals, daß die Gemeinde von Svartsjö eine Orgel in ihrer Kirche setzen ließ. Es war in dem Sommer vor dem Jahr, in welchem die Kavaliere regierten.

Er küßte Madame Moräus die Hand, umarmte die weinenden Mädchen und küßte sie auf die Wangen. Er weinte selber, weil er gezwungen war zu reisen, denn er hatte einen sonnenhellen Sommer in dem kleinen Hause verlebt. Zu allerletzt sah er sich nach Mamsell Marie um. Da kam sie in ihrem besten Staat die enge Bodentreppe herab.

Als er aber einige Wochen in Madame Moräus' kleinem Giebelstübchen gewohnt hatte, waren alle Töchter in ihn verliebt, und selbst die arme Mamsell Marie wußte, daß sie alle ihre Gebete umsonst gebetet hatte. Es war eine Zeit des Kummers und eine Zeit der Freude. Tränen fielen auf den Stickrahmen und löschten die Kreidestriche aus.

Wenn er des Abends von seiner Arbeit heimkehrte, hielt er Madame Moräus das Garn und arbeitete an der Seite der jungen Mädchen im Rosengarten. Da deklamierte er »Axel« und sang »Frithjof«. Da nahm er Mamsell Mariens Knäuel auf, wie oft sie es auch fallen ließ, ja brachte sogar ihre alte Tafeluhr so weit, daß sie wieder ging.

Hinter ihnen kommt die Birke, und dann beginnt der Tannenwald, der richtige Wald, still und finster, hochaufragend und bärtig. Und an der vierten Seite liegt ein kleines, graues Haus. Der Rosengarten, an den ich jetzt denke, war vor sechzig Jahren das Eigentum der alten Frau Moräus, die sich durch Sticken ernährte. Daneben ging sie auch als Kochfrau auf die umliegenden Bauernhöfe. Liebe Freunde!

Das beste aber, was sie besaß, war der Stickrahmen, der ihr das ganze Jahre hindurch Arbeit gab, und der Rosengarten, der ihr Freude machte, solange der Sommer währte. Dann ist noch zu vermelden, daß sich in Frau Moräus' kleinem Häuschen eine Mieterin befand, eine kleine, verdörrte alte Jungfer von ungefähr vierzig Jahren, die ein Giebelzimmer auf dem Boden bewohnte.