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Aktualisiert: 26. Juni 2025
Unwiederbringlich? Wie er es zuvor mit der Methode der Wetten versucht hatte, so versuchte er es jetzt mit der Methode des gemeinsamen Theaterbesuchs. Eine Woche später sollte der »Vampyr« von Marschner gegeben werden. Er hatte eine Schwäche für diese Oper, gerade wegen ihres verschrieenen schaurig-romantischen Stoffes. Er liebte das Düstre, Grauenvolle wie das Sonnig-Behagliche, das starrend Erhabene wie das Komisch-Gemütliche, bis zum Putzigen und Ulkigen herab, wie er alle Tage und Nächte, alle Lichter und Schatten der Welt liebte. Er liebte Dante Alighieri und Fritz Reuter, und er haßte die flachköpfigen
Verdutzt blickte Hauptmann Marschner sich um, und sah zu seinem Schrecken alle Blicke auf sich gerichtet. Wie um Rat fragend starrten alle Augen ihn an; um die Lippen aller spielte ein sonderbares, verlegen verschämtes Lächeln; Nun hieß es mit gutem Beispiel vorangehen! Unbekümmert weiter marschieren ohne stehen zu bleiben oder aufzublicken! Es war ja im Grunde ganz alles eins was man tat.
Haben Sie geschossen? keifte er atemlos. Der Leutnant sah ihn erstaunt an, legte die Hände an die Hosennaht und meldete stramm: Zu Befehl, Herr Hauptmann. Wieder blieb Marschner für einen Augenblick die Stimme aus; seine Zähne schlugen klappernd aneinander. Schämen Sie sich! stammelte er am ganzen Leibe zitternd, auf wehrlose Verwundete schießt ein Soldat nicht, merken Sie sich das!
Das alles gehörte zum Zivilingenieur Rudolf Marschner, der früher einmal Offizier gewesen und mit dreißig Jahren noch einmal zur Schulbank zurückgekehrt war, um das Kriegshandwerk, in das er sich als dummer Junge verirrt hatte, gegen einen Beruf zu vertauschen, der seiner weichen, nachdenklichen Natur besser entsprach.
Vor wenigen Minuten hatte Hauptmann Marschner den Mann noch laufen, dasselbe Antlitz noch erhitzt, in erregter Lebendigkeit gesehen. Seine Kniee gaben nach; wie eine kalte Hand wühlte der Anblick dieses unfaßbar jähen Wechsels in seinem Innern. War das möglich? . . . . Konnte so alles Blut in einer Sekunde entweichen; ein gesunder, kräftiger Mensch in wenigen Augenblicken zur Ruine zerfallen?
Der Körper krümmte sich unter den wühlenden Händen des Sanitäters; aus der aufgerissenen, blutüberströmten Brust stiegen gurgelnd unverständliche Laute, bliesen den roten Schaum vor dem Mund zu platzenden Luftblasen auf. Simmel! Was wollen Sie Simmel? bat Marschner, tief über den Verwundeten gebeugt.
Erschüttert beugte Marschner den Kopf; fuhr sich schnell mit der Hand über die Augen, als ihm der Kommandant aus der Höhle entgegenstürzte. Nichts war mehr lebendig an diesem Menschen: sein Gesicht war aschgrau, seine Augen erloschen, glanzlos, von fingerbreiten Rändern umzogen; die Lider glühend rot vom Wachen.
Ganz allein, von niemandem belauscht, umtobt von dem Platzen der Geschosse, die da oben dicht, wie Gewitterregen fielen, gab Hauptmann Marschner sich ganz seiner Wut hin, der ohnmächtigen Wut gegen eine Welt, die ihm solches angetan!
Marschner sah den Feldwebel aufstehn, den Mund bewegen, dann erhob sich in der Ecke ein Soldat, nahm sein Gewehr und stapfte mit schweren Schritten den beiden anderen nach. Das war so trostlos! So unbarmherzig sachlich; etwa, wie man bei Einzelübungen im Kasernenhof, gelangweilt »der Nächste« ruft.
Die soll'n nur so weiter machen, noch a paar Woch'n lang, dann werden's bald fertig sein mit ihrem Menschenmaterial! Hauptmann Marschner hatte nicht aufpassen wollen, stand über die Karte gebeugt und fuhr in die Höhe, als das Wort »Menschenmaterial« an sein Ohr schlug.
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