United States or Sri Lanka ? Vote for the TOP Country of the Week !


Ihre Eltern sahen ihr nach: „Es ist hart für sie, am Sonntag hätte die Hochzeit sein sollen, nun muß er in den Krieg.“ Frau Lißmann konnte kaum glauben, was sie hörte. „Kommt, Kinder, kommt heim; vielleicht ist ein Brief da oder eine Zeitung, ich habe noch keine gesehen, seit wir hier sind; es wäre ja schrecklich, wenn dies alles wahr wäre!“

Aber um fünf Uhr morgens klopfte die Hausfrau. Die Wirtin schicke her; ihr Mann müsse Burschen zum Frühzug fahren, im Leiterwagen; wenn sie aufsitzen wollten, es wäre noch Platz. Aber sie müßten gleich kommen, es sei schon angespannt. Keinen Augenblick besann sich Frau Lißmann. „Jawohl, wir kommen, der Wirt soll doch ganz gewiß warten! Auf, auf, Kinder! Nicht waschen, nicht kämmen!

Droben auf dem Tisch liegt alles beisammen.“ Nun eilten sie die Treppe hinauf. Telegramme, Zeitungen, einen ganzen Pack, fanden sie vor. Das erste Telegramm, das Frau Lißmann öffnete, kam von dem Lehrer in Hinterrohrbach und lautete: „Bin einberufen, muß Philipp heimschicken.“ Die Mutter und die Geschwister waren bestürzt! Heimschicken! Das Heim war ja verschlossen!

Auch Frau Lißmann stand bald wieder mit ihren Kindern im dichten Gedränge. In ihrer Nähe bemerkte sie die Gruppe der jungen Leute, mit denen sie gefahren war, und es überkam sie das Verlangen, diesen ins Feld ziehenden Burschen noch eine Freundlichkeit zu erweisen. Welch' schweren Zeiten mochten sie entgegen gehen! Ihr junges, gesunden Leben mußten sie einsetzen fürs Vaterland.

Aber niemand klagte es war ja Krieg man mußte sich in alles fügen, mußte froh sein, daß man überhaupt noch fahren durfte; vom nächsten Tag an wurden nur noch Soldaten befördert. Gegen Abend kam man an die Grenzstation: Zoll, neuer Sturm auf einen ebenso überfüllten Zug. Wie ein Traum erschien es Frau Lißmann, als sie endlich spät abends in den Münchner Bahnhof einfuhren.

Als sie vor dem Wirtshaus ankamen, stand da der Leiterwagen, aus dem fünf Bauernburschen ihnen neugierig entgegen sahen und der Wirt saß schon oben, die Peitsche in der Hand, stieg aber noch einmal ab, als er sah, wie Frau Lißmann ratlos am Wagen stand und nicht wußte, wie man den erklettern mußte.

Nein, wirklich?“ sagte Frau Lißmann zweifelnd; „es wird ein falscher Lärm sein.“ Nun redeten alle zusammen: „Gestern ist's bekannt gemacht worden: Allgemeine Mobilmachung. Es geht nicht nur gegen die Serben, nein auch gegen die Russen; die stecken dahinter. Ja, jetzt wird's ernst.“ Ein Mädchen stand dabei, das schlug die Schürze vor die Augen und ging weinend ins Haus zurück.

Bloß die Regimenter an der Grenze sollten gegen Serbien ziehen.“ Sie gingen weiter, kamen wieder an einem Haus vorbei, an dem eine Gruppe von Leuten beisammen stand, die lebhaft miteinander sprachen. Im Vorbeigehen hörten sie sagen: „In Kufstein ist es schon vorgestern angeschlagen gewesen.“ „Was denn?“ fragte Frau Lißmann und trat zu den Leuten. „Daß die Russen den Krieg erklärt haben.“

Kein Wunder, daß Frau Lißmann jetzt, nachdem all das hinter ihr lag, aufatmete und mit Wonne in die stille Landschaft blickte. „Herrlich ist's!“ Auf diesen Ausruf der Mutter waren beide Kinder herbeigeeilt und auf die Altane getreten. Wie schön war's, die Mutter für sich zu haben, die Mutter, die nun Zeit und Ruhe hatte und so beglückt in die schöne Landschaft hinausschaute.

Sie nahmen es dankbar an und nun war Freundschaft geschlossen zwischen den Reisenden, ohne viel Worte, denn die holperige Fahrt machte das Verstehen schwer. „Mein Sohn muß auch mit in den Krieg,“ sagte Frau Lißmann und sah die jungen Leute warmherzig an, als künftige Kriegskameraden ihres Sohnes. „Muß er sich in Wien stellen?“ „Nein, wir sind Deutsche, aber wir halten ja mit den