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Aktualisiert: 15. Juni 2025
Keines fand ein Wort, um zu begütigen und zu versöhnen. Beide fürchteten und verachteten einander. Eins maß das andre mit dem Maß seines Zornes und fand es engherzig und böse. Seit dieser Nacht ließ Jofrid Tönne oft ihre Überlegenheit fühlen. Sie gab ihm in der Gegenwart Fremder zu verstehen, daß er einfältig sei, und half ihm bei der Arbeit so, daß er ihre Kraft erkennen mußte.
Gern sehen Frauen sonst auch die raschen Fortschritte der Kleinen; aber Jofrid hatte Freude genug, wenn sie sah, wie Tönne sich zu Verstand und Männlichkeit entwickelte; sie freute sich daran, ihre Hütte zu fegen und zu schmücken, freute sich an der Zunahme der Herden und an dem Anbau unten auf der Heide. Jofrid ging auf den Hof des Bauern und sagte ihm, daß das Kind gestorben sei.
Da ermannte sich Jofrid und sagte zu sich selbst: »Was konnte ich dafür, daß das Kind starb? Gott allein ist's, der alles lenkt. Nichts geschieht ohne seinen Willen.« Und sie dachte, daß sie das Gespenst am besten abwehren werde, wenn sie alle Reue von sich fernhielt. Aber da öffnete sich die Haustür, und Tönne kam zu ihr heraus. »Jofrid,« sagte er, »es ist jetzt in der Hütte.
Aber als Tönne nach Haus kam und die Hütte mit bunten Tüchern geschmückt fand, faßte er so großen Mut, daß er seinen Fürbitter zu Jofrids Vater schickte. Der fragte Jofrid um ihre Meinung, und sie willigte ein. Sie war sehr zufrieden um der Wendung, die die Sache genommen hatte, wenn sie ihre Hand auch halb gezwungen schenkte.
Er riß Zweige und Moos fort und zeigte ihr die abgehauenen Stämme. »Das hätte Mutter haben sollen,« sagte er. Und sah Jofrid erwartungsvoll an. »Dies hätte Mutters Hütte werden sollen,« wiederholte er. Merkwürdig schwer fiel es dieser Jungfrau, die Gedanken eines jungen Gesellen zu fassen. Da er ihr Mutters Bauholz zeigte, hätte sie doch verstehen müssen; aber sie verstand nicht.
Wohin Jofrid auch in diesen Tagen ihre Schritte lenken mochte: immer schwebte ihr der Gedanke vor, daß dort eine Hütte für sie erbaut würde. Ein eignes Heim ward ihr bereitet, dort oben auf der Heide. Und sie wußte, daß, wenn sie nicht als Hausmutter einzog, der Bär oder der Fuchs dort hausen mochte.
Jofrid lachte grell auf. »Was willst du tun? Gott hat es uns auferlegt. Konnte er das Kind nicht am Leben erhalten, wenn er wollte? Er wollte es nicht; und jetzt verfolgt er uns um seines Todes willen. Sage mir, mit welchem Recht er uns verfolgt?« Sie hatte ihre Worte von dem alten Steinkämpen, der finster und hart auf seinem Hügel saß.
Da war keine Zeit, zu ruhen, zu denken, sich vorzusehen. In immer tollerer Hast ging der Tanz über schwankes Moos und glatte Felsplatten. Bei alledem empfand Jofrid immer deutlicher, daß sie die Freiheit behalten mußte, daß sie lieber sterben, als sie verlieren wollte. Sie merkte, daß sie Tönne nicht folgen konnte. Sie dachte daran, zu fliehen, fort in den Wald zu eilen und niemals wiederzukommen.
Um die Mittagszeit kamen ein paar umherwandernde Spielleute vorbeigezogen. Da hatte Jofrid den Einfall, sie zu bitten, den ganzen Nachmittag in ihrem Hause zu bleiben; denn nun wollte sie ein Fest feiern. Tönne mußte schnell zu ihren Eltern gehen und sie bitten, zu kommen. Dann liefen ihre kleinen Geschwister weiter ins Dorf hinab, um Gäste zu holen. Bald waren viele Menschen versammelt.
Da sprach der Mann: »Nun ist es mir ergangen wie dem, der so weiche Kissen in sein Bett legt, daß er bis auf den harten Grund sinkt. Gar zu gut wollte ich meinen Sohn hüten; und siehe: nun ist er tot!« Und er war betrübt. Bei seinen Worten begann Jofrid bitterlich zu weinen. »Wollte Gott, daß du uns deinen Sohn nicht gegeben hättest!« sagte sie. »Wir waren zu arm.
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