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Aktualisiert: 20. Juni 2025


Der alte Klüsing, draußen in der Papierfabrik Gausenfeld, bildete sich wohl ein, er werde ewig das ganze Geschäft machen?... Endlich tat Magda die Frage, woher er denn das Geld nehmen wolle; aber Frau Heßling schnitt ihr das vorlaute Wort ab. „Dein Bruder weiß das besser als wir.“ Vorsichtig setzte sie hinzu: „Manches Mädchen wäre glücklich, wenn sie sein Herz gewinnen könnte“ – und sie hielt, seines Zornes gewärtig, die Hand vor den Mund.

Der Alte saß eben allein in dem Polstersessel, der für ihn ganz vorn bei der Bühne stand; er ließ seine weiße Hand merkwürdig zart über die Lehne hängen und blickte zu Diederich hinauf. „Da sind Sie, mein lieber Heßling. Ich habe es oft bedauert, daß Sie nicht kamen“ – ganz schlicht und nachsichtig. Diederich fühlte sofort wieder Tränen heraufsteigen.

Er gab Mutter und Schwestern die Hände, allen zugleich, und sagte mit ernster Stimme: „Ich werde mir immer bewußt bleiben, daß ich meinem Gott für euch Rechenschaft schulde.“ Aber Frau Heßling war in Unruhe. „Bist du bereit, mein Sohn?“ fragte sie. „Unsere Leute erwarten dich.“ Diederich trank sein Bier aus und ging, an der Spitze der Seinen, hinunter.

Das wissen wir besser als Sie“, schrie Diederich. „Sie saugen sich das ja doch nur aus Ihren Hungerpfoten!“ Der Redakteur lächelte entschuldigend, und er hörte ergeben zu, wie alle durcheinander ihm die Vorgänge darstellten. Als der Lärm sich legte, setzte er an. „Da der Herr dort –“ „Doktor Heßling,“ sagte Diederich scharf.

Kaum, daß er zu essen wagte; er fürchtete, sein Geld vor dem Ende des Monats auszugeben. Und immerfort mußte er nach der Tasche fassen, ob es noch da sei. So verlassen ihm um das Herz war, ging er doch noch immer nicht mit dem Brief des Vaters in die Blücherstraße zu Herrn Göppel, dem Zellulosefabrikanten, der aus Netzig war und auch an Heßling lieferte.

Göppel legte ihm die Hand auf das Knie. „Sie sollten es sich überlegen, Herr Heßling. Seinen Freunden schuldet man manchmal auch was.“ Er sprach langsam und hatte einen so eindringlichen Blick, daß Diederich wegsehen mußte. „Wenn ich nur könnte“, stammelte er; Göppel sagte: „Sie können. Überhaupt können Sie alles, was hier in Frage kommt.“

Guste warf sie ihm vor, wenn er ihren Hut zu teuer fand. Guste begann in letzter Zeit launisch zu werden, auch kamen ihr Übelkeiten, während deren sie sich im Schlafzimmer von der alten Frau Heßling pflegen ließ. Sobald es ihr besser ging, erinnerte sie die Alte daran, daß hier eigentlich alles mit ihrem Geld bezahlt war.

Er führte Napoleon Fischer in das Wohnhaus, Frau Heßling mußte ihm ein Glas Wein einschenken, und Diederich drückte ihm, ohne hinzusehen, fünfzig Mark in die Hand. „Ich verlaß mich auf Sie, Fischer“, sagte er. „Wenn ich Sie nicht hätte, würde die Fabrik mich womöglich hineinlegen. Zweitausend Mark hab’ ich den Leuten schon in den Rachen geworfen.“

Im Zimmer war Stille. Die alte Frau Heßling auf ihrem Sofa faltete die Hände, Guste sah herausfordernd Diederich nach, der schnaufend umherlief. Als er wieder bei der Tür war, gab er sich einen Ruck. Durch den Spalt erblickte er Emmi, die im Eßzimmer auf einem Stuhl saß oder hing, zusammengekrümmt, als habe man sie gebunden und dort hingeworfen.

Frau Heßling umarmte ihren Sohn unter stummen Tränen. Die Schwestern standen etwas betreten dabei, denn noch gestern hatten sie nur Geringschätzung gehabt für Diederichs Rolle im Prozeß, die sich nun als so glänzend erwies.

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