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Aktualisiert: 29. Juni 2025
Bericht Hickels über den vollführten Auftrag der Übersiedlung Caspar Hausers: Ich traf am 7. ds. vorschriftsgemäß in Nürnberg ein, verfügte mich sogleich in die Wohnung des Freiherrn von Tucher, fand aber den Kuranden nicht zu Hause und erfuhr zu meiner Verwunderung, daß er sich den ganzen Nachmittag über aufsichtslos und unbekannt wo herumgetrieben habe, was doch gegen die Vorschrift ist, und daß er sich zurzeit beim Professor Daumer aufhalte, wahrscheinlich in der Absicht, die Reise zu verzögern und dabei die Unterstützung seiner Freunde zu finden.
Wenige Tage später, gegen Anfang Juli, veröffentlichte der Bürgermeister einen Aufruf, der im ganzen Land Verwunderung und Beunruhigung erregte. Zunächst wurde darin das Erscheinen Caspar Hausers geschildert, und nachdem die eigne Erzählung des Jünglings mit tunlichster Ausführlichkeit wiedergegeben war, beschrieb der Verfasser diesen selbst.
Heute wie vordem bin ich davon durchdrungen, daß der Name, das Leben und der Tod Caspar Hausers eine nicht gesühnte Schuld ausmachen, die fort und fort wuchert wie alle nicht gesühnte Schuld. Alles dies hat mit der Dichtung nur mittelbar zu schaffen. Insofern verfehlten auch die Angriffe ihr Ziel. Ich kannte die Motive, kannte die Werkstätten, wo sie ersonnen und gelenkt wurden.
Sein Freund ist der berühmte Rechtsgelehrte und Criminalist Anselm Feuerbach zu Anspach, der sich Kaspar Hausers auf das Eifrigste angenommen hat und noch immer Alles aufbietet, um Spuren der Herkunft seines Schützlings aufzufinden.
Nachdem sich Caspar also niedergelassen, begann er die zwei Kinder auf eine Weise anzustarren, als ob er nie im Leben Kinder gesehen hätte; er beugte sich vorwärts, er studierte förmlich ihre Finger, ihre Lippen, seine heißhungrigen Blicke verschlangen gleichsam jede ihrer Gebärden; der Frau wurde dabei angst und bang, mit Mühe hielt Hill sie ab, dazwischenzufahren, denn er fürchtete nichts. »Kenn’ ich doch Hausers sanfte Seele,« so drückte er sich mir gegenüber aus.
Nach einigem verwunderten Nachdenken antwortete er, er habe an Hausers Charakter nach dieser Richtung etwas Anstößiges nicht im geringsten beobachtet, Caspar scheine ihm in allem, was das Verhältnis der Geschlechter betreffe, noch ein vollständiges Kind.
Es war dies ein kleiner, etwas verwachsener Mann, der nie lächelte; es hieß von ihm, daß er sehr befreundet mit Herrn von Feuerbach und die rechte Hand des Regierungspräsidenten Mieg sei. Von ersterem bestellte er Grüße an Daumer und sagte, der Staatsrat werde in allernächster Zeit nach Nürnberg kommen, er beschäftige sich angelegentlich mit der Sache Caspar Hausers.
Ich kann nicht leugnen, daß ich an die Veröffentlichung des Buches ungewöhnliche Erwartungen knüpfte, Erwartungen, die einer hegt, dem es endlich gelungen scheint, sich zu beglaubigen. Ich bildete mir ein, den Deutschen ein wesentlich deutsches Buch gegeben zu haben, wie aus der Seele des Volkes heraus; ich bildete mir ein, da ein Jude es geschaffen, den Beweis geliefert zu haben, daß ein Jude nicht durch Beschluß und Gelegenheit, sondern auch durch inneres Sein die Zugehörigkeit erhärten, das Vorurteil der Fremdheit besiegen könne. Aber in dieser Erwartung wurde ich getäuscht. Zunächst erhob sich ein übler Zeitungsstreit um die historische Person Caspar Hausers, und ein Platzregen von hämischen Beschimpfungen und dünkelhaften Zurechtweisungen ging über mich nieder, den man des Verbrechens bezichtigte, die alte Lügenfabel von fürstlicher Abkunft des Findlings wieder aufgewärmt und zum Vergnügen eines sensationshungrigen Publikums serviert zu haben. Ich wurde belehrt, daß Professor Mittelstädt in seiner berühmten Schrift und Lehrer Mayer in seiner aktenmäßigen Darstellung, und wer weiß wer noch und wo, längst die Welt davon überzeugt habe, daß Caspar Hauser ein schwachsinniger Betrüger gewesen sei, der die öffentliche Meinung Deutschlands und Europas zum Narren gehabt; daß es eine naive Anmaßung und Unwissenheit sei, das seit einem halben Jahrhundert glücklich begrabene Märchen neuerdings zum Gegenstand der Diskussion und Fehde zu machen, und daß ich mir für meine literarische Stoffgier ein harmloseres Gebiet wählen möge, das weniger geeignet sei, Beunruhigung und
Feuerbach an Herrn von Tucher: Dem Verlangen Euer Hochgeboren wie der eingetretenen Notwendigkeit Rechnung tragend, teile ich Ihnen hierdurch mit, daß Sie Ihres Amtes als Vormund Caspar Hausers von heute ab enthoben sind. Eine gleichzeitige Urkunde des Kreis- und Stadtgerichtes wird Ihnen dies in amtlicher Form bekanntgeben, wie auch weiterhin die Verfügung, daß Caspar dem Grafen Stanhope zu überlassen sei; freilich einstweilen nur der Form nach, denn bis die schwierigen und verwickelten Verhältnisse eine
Mit Zaubrerhand war es ihm gelungen, aus den dunkeln Fäden, die das Schicksal Caspar Hausers an eine unbekannte Vergangenheit banden, ein Gewebe zu knüpfen, auf welchem jählings wie in Brandlettern flammte, was durch die Fügung der Umstände und die Zeit selbst mit Finsternis bedeckt war. Voll Schrecken stand er vor seiner Schöpfung, denn der Boden seiner Existenz wankte unter ihm.
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