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Er hat wenig Menschen gefunden, der arme Hannesle, denen er sich in seinem Leben liebend und vertrauend ans Herz legen durfte, am Grabe der Mutter stand er als der ärmste und verlassendste Tropf des Thales und stand, bis ihn der Todtengräber zuletzt auch von da verjagte!

So klein der Hannesle noch war, schien er doch groß und stark und gescheid genug, um Kühe und Geisen zu hüten, Reisig und Waldbeeren zu sammeln und bei Feldgeschäften wie im Hause Hand mitanzulegen. Es ist ein hartes, aber oft wahres Wort, daß der Fluch eines Geschlechtes sich fortpflanze bis ins siebente Glied und wohl noch darüber hinaus.

Die Herrlichkeit dauerte jedoch gar kurze Zeit und dies aus dem einfachen Grunde, weil der Hannesle ein ungezogenes, verwahrlostes Büblein, die Elsbeth wohl eine eitle Betschwester, doch keine ächte Christin und am allerwenigsten eine Erzieherin war.

Doch die Gemeinde blieb unerbittlich, die lieblosen Zungen ruhten nimmer, Brigitte mußte das Häuslein des Gestellmachers verlassen, den Hannesle aber übergab er der Gemeinde, weil er ohne Weib auch kein Kind brauchen könne und außer der Brigitte keine andere Haushälterin wolle.

Als er mit dieser vom Hannesle redete, meinte sie, sie sei schon längst entschlossen gewesen, den Waisen aufzunehmen, habe lediglich der Obrigkeit die Ehre des ersten Wortes gönnen wollen und deßhalb den Antrag des Herrn Vicars erwartet.

Er sah ein, der Hannesle könne nicht bei seinen Pflegeltern bleiben, denn diese waren nur reich an Kindern, Brigittens Sohn hatte bei ihnen ein sehr dürftiges Loos und eine noch dürftigere Erziehung zu erwarten und doch hatte der Vicar der Sterbenden versprochen, für den armen Tropf einige Sorge tragen zu wollen.

Der Arzt zuckte die Achseln und schwieg, Brigitte lächelte zum ersten Mal nach langer Zeit, denn sie verstand des Arztes Schweigen und sah mit einer Freudigkeit dem Tode entgegen, welche nicht einmal der Gedanke an den verlassenen Hannesle zu trüben vermochte.

Doch Bibiane hatte abermals triftige und theilweise geheimnißvolle Gründe, auch kein Geld für den Hannesle herzugeben und als sie zu predigen anfing und dem Vicar sagte, der Bube sei ein Lasterkind, wer denselben hege und pflege, nehme schweren Antheil am Laster und dieses vertrüge sich nimmermehr mit ihrer Ehre und ihrem christlichen Gewissen, da schüttelte der gute Vicar den Kopf und zog betrübt von dannen.

Der Mensch ist nur wahrhaft unglücklich, wenn die Religion kein Leben in ihm hat. Brigitte war bei ihrem äußern Unglücke auch inwendig eine der unglücklichsten Personen, denn daß alles Elend sie nicht besserte und zu Gott zurück führte, hat sie sieben Jahre nach der Geburt des Hannesle bewiesen.

Der Vicar war nichts weniger als ein Menschenkenner, hegte von allen Leuten die beste Meinung und meinte ganz freundlich, Bibiane brauche den Hannesle nicht in ihr Haus aufzunehmen, es sei im Gegentheil besser, wenn er ein bischen unter eine scharfe Zuchtruthe komme und die Base dürfe nur etwas Geld schwitzen, dann werde er die Sache schon ins Geleise bringen.