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Aktualisiert: 10. Juni 2025
Nach einer Weile sagte sie: "Für Gebhard ist es ja viel schöner hier. Meinen Geschwistern ist er fremd geblieben und er war auch gegen mich nicht mehr so zutraulich wie früher. Erst hier ist er wieder ganz mein lieber, prächtiger Bub. Mutter, laß ihn mir nicht fremd werden!" Helene blieb bis über die Weihnachtsferien und führte selbst noch Gebhard in die Schule ein.
"Du hast ihn ja schon verraten," sagte sie, "geh jetzt hinaus, ich weiß genug. Geh in dein Zimmer, du machst ja dein Mütterchen noch krank mit deinem Ungestüm!" Beschämt und traurig zog Gebhard sich zurück.
Hastig griff Helene nach diesem und jenem, beladen eilte die Magd die Treppe hinunter, rief Gebhard zur Hilfe; wie im Traum nahm er, was ihm hingereicht wurde.
"Wer etwa kommt und nach mir fragt, soll warten oder später wiederkommen. Gebhard kann bei euch bleiben; komm, Helene, wir gehen in dein Zimmer." Aber Helene griff unwillkürlich nach Gebhards Hand und hielt sie fest. Die Großmutter sah die fast ängstliche Bewegung der jungen Frau. "Du möchtest Gebhard mitnehmen?" fragte sie erstaunt. "O ja, bitte. Wir haben das alles miteinander erlebt."
Aber er durfte ja nichts sagen, denn gar oft schon hatte die Mutter ihm vorgehalten, wie dankbar sie gegen Onkel und Tante sein müßten. In diesem Augenblick kam die Mutter zu ihm herein, hatte ihr Töchterchen im weißen Nachtgewand im Arm und zeigte sie Gebhard: "Sieh, wie die Kleine nett aussieht, sie soll noch der Tante gute Nacht sagen, komm mit." Ungern folgte Gebhard.
Die schrak aus ihrer Mittagsruhe auf, als Gebhard ungestüm auf sie zukam und laut schluchzend rief: "Mutter, muß ich den Vater verraten? Muß ich?" Erschreckt zog Helene das ganz erschütterte Kind an sich und wollte ihm tröstend zusprechen, aber durch die offengebliebene Türe war die Tante dem Flüchtling gefolgt und hatte Gebhards Ausruf gehört.
"Kann Leo nachspringen?" fragte die Großmutter. "Er kann wohl," sagte Gebhard, "aber der Vater läßt ihn nie gern neben dem Wagen springen." "Dann gehst du mit ihm zu Fuß; erinnerst du dich des Weges? Du hast ihn vor zwei Jahren gemacht." "Nicht so recht," meinte Gebhard bedenklich. "Wir sollten vielleicht eine Droschke nehmen und den Hund zu uns hereinlassen," schlug Helene vor. "Bewahre.
Sicher hatte das wachsame Tier seines kleinen Herrn Schluchzen vernommen und war beunruhigt. Oder hatte es selbst Heimweh? Noch einmal derselbe ungewohnte Laut. Es klang so traurig! Da mußte Gebhard trösten. Er tastete sich in der Finsternis an die Türe und hatte kaum einen Spalt geöffnet, so zwängte sich der Hund herein und drängte sich mit freudigem Bellen an seinen Herrn.
Herr Kurz beachtete jetzt erst seinen kleinen Neffen. "Das ist also Gebhard? Wir waren eigentlich der Meinung, er käme zu seiner Großmutter; aber kommt nur herauf, es sind zwei Gastzimmer gerichtet. Was ist mit deinem Mann, ist er einberufen?" "Nein; er wird bald nachkommen." "Warum hat er dich nicht auf der langen Reise begleitet? Muß er noch im Forsthaus bleiben?"
"Nein, ich will nicht undankbar sein, aber ich kann's nicht sagen," rief der Knabe entschieden und suchte sich loszumachen. Frau Kurz verlor die Geduld, packte ihn fest und rief: "Gebhard, du mußt!" Da riß er sich mit Gewalt los, rief in heller Verzweiflung: "Ich will die Mutter fragen, ob ich muß," und stürzte aus dem Zimmer, hinüber in das der Mutter.
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