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Aktualisiert: 13. Mai 2025
Dann rief er um Hilfe. Felicie lief zu Homais, der es aller Welt ausposaunte. Frau Franz im Goldenen Löwen erfuhr es. Manche standen aus ihren Betten auf, um es ihren Nachbarn mitzuteilen. Die ganze Nacht hindurch war der halbe Ort wach. Halb von Sinnen, vor sich hinredend, nahe am Hinfallen, lief Karl im Zimmer umher, wobei er an die Möbel anrannte und sich Haare ausraufte.
Zusammenfahrend fühlte sie sich von jemandem am Arm gefaßt: es war Felicie. »Gnädige Frau, die Suppe ist angerichtet. Herr Bovary wartet.« Sie mußte hinunter, mußte sich mit zu Tisch setzen. Sie versuchte zu essen, aber sie brachte nicht einen Bissen hinunter.
Sie zupften den langen steifen Schleier zurecht, der bis hinab an die Atlasschuhe reichte. Felicie wehklagte: »Ach, meine arme gute Herrin! Meine arme gute Herrin!« »Sehn Sie nur!« sagte die Witwe Franz seufzend, »wie reizend sie noch immer ausschaut! Man möchte drauf schwören, daß sie gleich wieder aufstünde!« Dann beugten sie sich über sie, um ihr den Kranz umzulegen.
Die gehen nicht entzwei!« sagte Felicie, die, wenn sie die Schuhe selber reinigte, keine besondere Sorgfalt anwandte, weil die Herrin sie ihr überließ, sobald sie nicht mehr tadellos aussahen. Emma hatte eine Menge Schuhzeug in ihrem Schranke, sie trieb damit eine wahre Verschwendung, aber Karl wagte nicht den geringsten Einwand dagegen.
Es nützte Bovary gar nichts, daß er erklärte, er brauche die Sachen nicht; der Händler erwiderte ihm in ungezogenem Tone, alle diese Waren seien bei ihm bestellt und er nähme sie nicht zurück. Herr Bovary möge sichs überlegen; er werde ihn eher verklagen als sich selber benachteiligen. Karl befahl daraufhin dem Mädchen, die Gegenstände im Geschäft abzugeben, aber Felicie vergaß es.
Emma überkam eine bange Ahnung, und während sie in ihrer Schürzentasche nach einem Geldstücke zum Trinkgeld suchte, sah sie den Mann mit verstörtem Blick an. Der betrachtete sie verwundert; er begriff nicht, daß ein solches Geschenk jemanden so sehr aufregen könne. Dann ging er. Felicie war noch da.
Im »Roten Kreuz« angekommen, warf sie sich aufs Bett. Es war in demselben Zimmer des zweiten Stocks, wo ihr Leo damals seinen ersten Besuch gemacht hatte. Um vier Uhr nachmittags ward sie von Hivert geweckt. Zu Haus zeigte ihr Felicie ein Schriftstück, das hinter der Uhr steckte. Emma las: »Beglaubigte Abschrift. Urteilsausfertigung ...« Sie hielt inne. »Was für ein Urteil?« Sie besann sich.
Felicie kniete vor dem Kruzifix, und sogar der Apotheker knickte ein wenig die Beine, während Canivet gleichgültig auf den Markt hinausstarrte. Bournisien hatte wieder zu beten begonnen, die Stirn gegen den Rand des Bettes geneigt, weit hinter sich die lange schwarze Soutane. An der andern Seite des Bettes kniete Karl und streckte beide Arme nach Emma aus. Er ergriff ihre Hände und drückte sie!
Die Hausfrau pflegte den Büfettschlüssel stecken zu lassen. Felicie nahm sich alle Abende einige Stücke Zucker und verzehrte sie, wenn sie allein war, im Bett, nachdem sie ihr Gebet gesprochen hatte. Nachmittags, wenn Frau Bovary wie gewöhnlich oben in ihrem Zimmer blieb, ging sie ein wenig in die Nachbarschaft klatschen.
Dabei tat sie tausend Fragen, wie es mit der Gesundheit der Kleinen stehe, just als sei sie von einer Reise zurückgekehrt. Schließlich küßte sie sie noch einmal und gab sie tränenden Auges dem Mädchen wieder. Felicie war ganz verdutzt über diesen Zärtlichkeitsanfall der Mutter. Am Abend fand Rudolf, Emma sei nachdenklicher denn sonst. »Eine vorübergehende Laune!« tröstete er sich.
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