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De Vriendts hatte Agathes Schweigen geschont, weil er ihr Zeit geben wollte, sich zu sammeln. Nun, da er seiner Christen- und Priesterpflicht genügt zu haben glaubte, veränderte sich sein Wesen völlig. »Sie leben doch, Frau Agathe, Sie lebensagte er, und sein Genießermund, der alle Leckerbissen des Daseins gekostet hatte, wölbte sich gierig-schlaff, »ihr Lebenden wißt nicht, was das heißt.

Schon in frühen Tagen hatte er das Bild der sanften Frau umworben, und nun wußte er erst, was ihm an Agathes Seite gefehlt, die keine Nachgiebigkeit kannte, ganz auf Wille und Tat gestellt war und sich nur in selbstsüchtiger Träumerei vergessen konnte. Gabriele fühlte, daß eine unsichtbare Dritte mit ihnen ging. Es lag ihr nah zu fragen.

In Agathes Gesicht zeigte sich eine kaum merkbare Erhellung, als ob ein feiner Schleier abgerissen würde. »Wie kannst du denn bei mir bleiben mit der andern im Herzenentgegnete sie. »Sie würde dir immer engelhafter und ich immer unzulänglicher erscheinen. Eine solche Rivalität zu ertragen, ist keine Frau fähig. Ich denke, du bist jetzt nicht stark und ehrlich, sondern schwach und gutmütig.

»Was führt Sie zu mir, gnädige Fraufragte er mit tiefer, verwunderter Stimme, während er an Agathes Seite umkehrte. Agathe schüttelte den Kopf, wie wenn ihr die Antwort nicht leicht fiele. Als sie in den Hof getreten waren, schlossen die beiden Wächter das Tor zu. Drei riesige Doggen sprangen herbei und umschnupperten Agathe mißtrauisch.

Von der Seite Agathes auf einen Widerstand gefaßt, den er bei ihrer edlen und herben Natur als schwer bekämpfbar schon jetzt empfand, hatte er doch die Gründe gesammelt, die sie zur Nachgiebigkeit bewegen mußten, und so beredt, so mild und so bezwingend war er nie gewesen wie in den einsamen Stunden, in denen er sich die Gespräche mit Agathe zurechtlegte.

Der sonderbare Mann schrieb ihr, als ob es die natürlichste Sache von der Welt sei, daß er sich fern von Haus und Hof befand und als ahne er nichts von Agathes Herzensunruhe.

Um jene Zeit wußte der Major noch nichts von Agathes Geldsorgen, erst der schwatzhafte Inspektor verschaffte ihm Aufklärung. Am folgenden Sonntag kam er und zog Agathe in ein förmliches Kreuzverhör. Sie gab nur zu, was sie nicht leugnen konnte. Sie behauptete, Sylvester sei mit ihrem Einverständnis ins Ausland gereist, sie billige seine Lebensführung und habe zu klagen keine Ursache. »Ich glaube dir nichtpolterte der Major; »entweder bist du blind, oder du willst mich blind machen

Der Händedruck, mit dem er Agathes Gruß erwiderte, war eigentümlich klammernd. »Seien Sie mir nicht böse, daß ich Ihre Freundlichkeit so spät heimzahlebegann er, »doch was ich wünsche und was ich darf, das ist so verschieden wie Himmel und Hölle

Im Speisezimmer war es längst finster. Er hatte der Zeit nicht geachtet und wunderte sich, als er wahrnahm, daß die Mitternacht vorüber war. Da er aber den Augenblick benutzen wollte, der seinem Vorsatz den höchsten Schwung verliehen hatte, betrat er Agathes Schlafgemach, entschlossen, sie zu wecken. Er hatte eine Kerze angezündet und trug sie in der Hand.

»Dann habe ich mich allerdings furchtbar geirrtsagte Sylvester. Von allem, was ihm hätte widerfahren können, war ihm das standhafte Sträuben Agathes, das er anfangs dem Gefühl verletzter Würde zugeschrieben, das Unerwartetste. Daß sie ihn liebte, ihn allein, bedingungslos und ohne die Denkbarkeit eines Aufhörens, daran hatte er nicht im mindesten gezweifelt.