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Wenn die andern von einer Braut reden, beteiligt Jachl sich jetzt zwar, aber immer nur kleinlaut. War jener Kuß ein Verlobungskuß? Woher soll er das bestimmt wissen? Fort kann er hier nicht so plötzlich, und seinen langen Brief hat Lieschen bisher nicht beantwortet. Das Warten auf diese Antwort ist schlimmer wie eine Krankheit. Jachl wundert sich, daß die

Schreckhaft durchfährt es Jachl sofort: »Nur drei Stunden dann ist er wieder allein dann ist er wieder EinspännerLieschen hat sich ja sehr verändert, aber ihre Stimme, die ist noch genau wie früher, wenn sie auch berlinisch redet.

Lieschen hat ja öfter mal von Leuten reden hören, die gestorben sind, aber wirklich beschäftigt hat sie sich nie mit dem Tode. Wohl ist ihr Kätzchen gestorben, aber das war doch ganz anders. Niemand beachtet die Kinder. Niemand führt die Kleinen liebevoll hinaus. Niemand empfindet das jähe Erschrecken der Seelen. Jachl stößt Lieschen leise an. Auch ihm ist so seltsam.

Wieviel Buntes blüht da nicht je nach der Jahreszeit: Schneeglöckchen, Pfingstrosen, Studenten- und Ringelblumen. Wenn im Rasen gelbe Butterblumen leuchten, wird Jachl immer besonders lustig zu Sinn. Lieschen wird erst im Grasgarten glauben, daß Berlin beim Vergleichen schlecht fortkommt. Jachl kann sich kein Leben unterhaltsamer vorstellen, wie das auf der Heide.

Je, schon jetzt sind seine Füße größer, als die der Großmutter waren! Wenn er aber tüchtig zieht, bekommt er doch vielleicht die Stiefel an. Das Auftreten ist zuerst sehr schwer, aber nach ein paar Minuten tut's schon weniger weh. Und Stiefel »an« werden wohl nie ein Vergnügen sein. Lieschen entscheidet: Jachl kann die Stiefel ruhig tragen. Niemand werde sie wieder erkennen.

Lieschen hat in einem ihrer Briefe erklärt: »ein Schäfer, der immer nur auf der Heide rumsitzt, ist was Langweiliges«. Na, denn muß Jachl doch auch mal einen Sonntagstanz im nahen Kirchdorf probieren. Was sein muß, muß sein! Lieschen wird es wohl verstehen! Mädchen verstehen sich auf so was besser. Von Jachls mangelhafter Gesundheit weiß sie nichts.

Während er neben Lieschen in die nächste kleine Stadt trabt, zittert er wohl noch, aber sie reden doch vergnügt von allem möglichen. Auf dem Heimweg wird er fast gesund. Seinen steifen Hut trägt er gut verpackt unterm Arm. Er hat ihn vor einem langen, breiten Spiegel aufprobiert, der nicht ein bißchen zerbrochen gewesen ist.

Jachl erzählt, daß ihm der Bauer einen Rock versprochen hat. Noch sehr gut soll er sein, bloß zu groß. Und einen Hut darf er sich neu kaufen, richtig ganz neu. Aber Stiefel? Von der Großmutter stehen noch zwei Paar da; gar nicht schlecht sind sie. Wenn Lieschen sie mal ansehen wollte? Sie will. Gleich begleitet sie ihren neuen Freund in seine Kammer. Der Ohm schnarcht. Jachl probiert die Stiefel.

Mein Jachl besitzt niemanden, der ihm Schreck und Kümmernis aus dem Wege räumt. Nicht immer wird er in der großen Stadt aufrecht stehen. Manchmal werde ich mich seiner ein wenig schämen müssen, obwohl ich verstehe, daß ein trauriges Herz ein unguter Begleiter ist. An diesem ersten Abend in Berlin sind wieder nur die paar Worte in ihm: »Von Lieschen hängt es ab von Lieschen hängt es ab

Gern setzte er sich für zwei Stunden auf die Bahn und besuchte Lieschen in der Lothringer Straße. Berlin ist ihm aber streng verboten, und gehorchen muß einer in einer Volksheilstätte immer, daran hat er sich längst gewöhnt. Jachl hofft an jedem Mittwoch von neuem. Könnte Lieschen ihn nicht überraschen? Weshalb nicht? In seiner Phantasie ist ihre Freundschaft riesenhaft gewachsen.