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Diese Straße hieß eigentlich "Fleuschgasse", getauft nach dem Namen eines verdienten Ehrenbürgers der Stadt, aber seitdem die Polizei verfügt hatte, daß sich nur hier die professionellen Prostituierten auf und ab bewegen durften, hatten Volksmund und üble Nachrede den harmlosen Namen "Fleusch" in den anzüglichen "Fleisch" umgewandelt. Johann Krill brauchte sich nicht sonderlich anzustrengen.

Der Schmerz fällt hier mit schwererer Wucht nieder auf arglose, unvorbereitete Herzen. Die Jahre verfließen verbraucht und wenig sinnvoll für solche Menschen. Sie stehen meist unvermerktmitten im Gestrüpp plötzlich hervorbrechender Gefühle, kämpfen blindlings gegen ihre Dämonie, werden überwältigt davon und fallen schließlich in gänzliche Lethargie. Johann Krill fiel so in den Rachen der Welt.

"Na wissen Sie, meinetwegen, wir wollen einige gute Schoppen heben ich kann's verstehen, ich drück' gern ein Auge zu bei Ihnen, Herr Krill. Sie sind mir gut sie arbeiten zuverlässig, da da da übersieht man auch mal einen Seitensprung, Prost!" sprudelte der Fabrikherr verlegen.

Unter wüstem Gezeter und Gejammer verließ Anna mit ihm die Bar. Sie mußte ihn buchstäblich die Stiege hinaufschleppen. Dieser unerquickliche Vorfall hatte schlimme Folgen. Am andern Tag, sehr früh, schellte es. Krill schlief wie ein Sack. Anna schreckte auf und lief halb angekleidet an die Tür. Der Ausgeher der Hochvogelschen Fabrik brachte die Papiere und den Lohn für Johann.

Das Beil wurde ihr abgenommen und der herbeigerufene Schutzmann nahm sie mit. Und wieder gab es einen Prozeß. Wegen Bedrohung und Sachbeschädigung wurde Anna Krill zu zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Hier bricht der Faden ab. Es ist nichts mehr zu berichten. Eine Million ist viel eine Milliarde ist mehr. Johann Krill ist Legion.

Johann Krill war mit dieser Erkenntnis zufrieden. Das Neue, das Unerwartete, was ihn einmal in Brand und Aufruhr gesetzt hatte, war verloschen. Ohne Staunen stand er nunmehr auf dem Boden der Welt und achtete nichts mehr auf ihr. Kurzum, er wurde gemütlich. Kam eine angenehme Sache, war es gut, kam sie nicht, war es auch gut.

Und es schien, als seien es andere Teile, die sich nun vereinigten. Ein immer klarer werdendes Begreifen keimte auf, wuchs ohne Überstürzung, vermittelte Halt und Festigkeit. Alle Scheu, alle Furcht und Unsicherheit wichen. Auf einmal war Johann Krill ein anderer. Jetzt erst kam ihm die Besinnung. Jetzt erst war er eigentlich verheiratet, hatte ein Fundament, besaß Weib und Möbel und so weiter.

Wenn sie nachmittags weggegangen war, verließ auch er die Wohnung und lungerte entschlußlos in der Stadt herum oder setzte sich in irgendeine Kneipe. Und jetzt, da er sich alleingelassen sah, unterhielt er sich auch wieder mit seinesgleichen. "Maschinenschlosser?" fragte ihn eines Tages ein älterer Arbeiter am Kneipentisch. "Ja," antwortete Krill. "Eventuell auch zum Maschinisten zu gebrauchen?"

Spät in der Nacht kam sie stets nach Hause, roch nach Zigaretten und Alkohol. Manchmal war sie auch leicht betrunken, brachte allerhand zu essen und zu trinken mit, und dann saßen die beiden Eheleute nicht selten his zum Morgengrauen in der besten Laune beisammen und ließen sich's gut gehen. In der letzten Zeit war Johann Krill etwas einsilbiger.

"Bei Schall und Weber war ich Maschinist." "Mensch, bei uns sucht man solche. Geh hin. Du kannst sofort anfangen," erzählte der Arbeiter und überprüfte Krill. Der nickte. Etliche Tage nachher schlief Johann schon, als Anna heimkam. Sein Gesicht war rußig. Er schwitzte. Anna wollte ihn aufwecken, aber er drehte sich schläfrig um und schnarchte weiter. Verärgert legte sie sich ins Bett.