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Der alte Giftbauer steht zum Kirchgang gerüstet vor dem Hause, denn zu heiligen Zeiten pflegt er, wenn auch humpelnd, seiner Christenpflicht zu genügen, wenn anders das Wetter es erlaubt. Und heute ist ja ein Pfingsttag, wie er schöner nicht erträumt werden kann. Doch die Zeit drängt, die Glocken rufen schon zum zweiten Male, und Klärle ist noch immer nicht fertig.

Wenn das so fortgeht, kann er möglicherweise heut abend schon erklärter Tochtermann vom Gifter, und in sechs Wochen Giftbauer sein. Dann soll's hoch hergehen! Vor Wonne und Seligkeit hat der Hirt beim Schlucken nicht besonders acht gegeben und muß jetzt husten, daß er blau im Gesicht wird.

Ein wahres Kreuzfeuer von Fragen und Bemerkungen hatte der alte Giftbauer auszustehen, als er ahnungslos aus der Kirche kam. Daß seine Tochter das Stichblatt der Pfingstpredigt gewesen, hat er nicht im geringsten gemerkt; im Gegenteil war er der Meinung, daß der würdige Pfarrer seit Langem nicht so eindringlich und gut das Wort des Herrn verkündigt hat.

Zwar hält sie die Wirtschaft ganz ordentlich zusammen und dirigiert das Gesinde wie ein General seine Truppen, hält es zur Arbeit an, besser, als es der Giftbauer in rüstigen Jahren selber vermochte.

Der Giftbauer hat sein Nachmittagsschläfchen gemacht und humpelt eben vors Haus, um seinen alten Körper etwas zu sonnen. Der scharfe Wortwechsel lockt ihn an und eiliger als sonst stapft er um die Hausecke, um zu hören und sehen, was denn schon wieder los sei. Beim Geräusch der klatschenden Ohrfeige bleibt der Alte erschrocken flehen, hebt seinen Krückstock wie abwehrend in die Höhe und ruft Klärle zu, sie solle es in ihrem Zorn und

Mannerluit hent nüt z'suchen in der Küch'! Gang nur glei, oder i gang!“ Und zur Bekräftigung ihrer scharfen Aufforderung greift Klärle nach einem Besen, so daß der Giftbauer schleunigst den Rückzug antritt und in die Wohnstube flüchtet, wo er im Lehnstuhl am Fenster über sein harbes Töchterlein nachdenken und auf das Mittagsmahl warten kann. Es ist eine böse Sach' mit dem Klärle!

Wenn das so fort geht, wird bald kein Geschirr mehr im Hause sein und künftig alles aus Holzschüsseln gegessen werden müssen. Der Giftbauer, ein schwächlich, von Gicht häufig geplagtes Männlein, humpelt die ächzende Holztreppe hinunter ins Erdgeschoß, um sich den Kampf in der Nähe zu besehen. Kaum aber guckt er in die Küche, da schmettert ihm Klärle schon entgegen: „Was willscht?

Lachend läßt der Bursch nun die glühende Klärle los und spricht: „Mueßt nit so wild sein, schön's Klärle, hihi!“ Den Hut lupfend, geht der Bursch von dannen. Klärle zetert jetzt aus vollem Halse und ruft den alten Vater zu Hilfe. Doch der Giftbauer, der im Fenster des oberen Stockwerkes liegend den Vorfall beobachtete, grinst vergnügt und kichert herunter: „Ganz recht isch dir g'scheh'n!