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Aktualisiert: 12. Juni 2025


Zu den Eigenschaften, die nach Jacobi's Ausdruck, "Wielands Charakter eben so liebens- und verehrungswürdig machten, als sein Genie," rechnete Jacobi "die natürliche, schöne und männliche Empfindsamkeit seiner Seele; die unzerstörtere Güte seines Herzens; seine warme, uneigennützige, zu Neid und Eifersucht ihn ganz unfähig machende Liebe des Wahren und Schönen; seine ungeheuchelte Bescheidenheit und unglaubliche Aufrichtigkeit."

Der Gedanke, daß dieser Zeitpunkt sich ihm immer mehr nähere, trübte nicht Wielands Heiterkeit. Er fühlte sich in seinem Alter sehr glücklich unter literarischen und ländlichen Beschäftigungen und Genüssen.

Im Wesentlichen unverändert kehrte die Idee, die dem erwähnten Gedicht Wielands zu Grunde lag, in seinem "Neuen Amadis" wieder, mit dem er sich gleichzeitig beschäftigte. Ariost's rasender Roland war sein Vorbild. Den Sieg der Natur über die Schwärmerei, der Wahrheit über die Heuchelei zu verherrlichen, war nach Wielands eignen Worten die Aufgabe, die er sich bei seinem "Neuen Amadis" stellte.

In dieser Stimmung nahm er seine Zuflucht zu philosophischen Studien. Mit großer Anstrengung las er fast Tag und Nacht in Plato's Werken. Auch die Schriften mehrerer Mystiker und die Lebensbeschreibungen von Heiligen gehörten zu Wielands damaliger Lectüre. Dadurch neigte er sich zu einer immer strengern Ascetik hin.

Vielleicht ist manchmal die Schuld sein, doch manchmal ist sie es nicht, und da muß man sich ärgern, wenn Leute ihre Mißverständnisse dem Publikum für Erklärungen verkaufen." Seine Verehrung Wielands sprach Goethe am Schlusse seines Briefes in den Worten aus.

In seiner eigenen Ehe blieb Wieland immer dem schon früh gefaßten Grundsatze treu, in seinem Aufwande nie die durch seine Lage und seine Verhältnisse ihm vorgeschriebenen Grenzen zu überschreiten. Einfach und schlicht, wie seine Lebensweise, war Wielands Wohnung und Kleidung. Nichts erinnerte in seinen Umgebungen an Prunk und Glanz, und Luxusartikel kannte er fast gar nicht.

Es war ein kühnes Unternehmen, dessen Wichtigkeit er wohl nicht ganz erwogen haben mochte, als er nach seinen Aeußerungen in der Vorrede zu seiner Uebersetzung "jene Arbeit mitten unter allen Arten von Geschäften und Zerstreuungen fortsetzen zu können glaubte." Für Wielands Geist war diese Beschäftigung von dem günstigsten Einfluß.

Er klagte jedoch sich selbst hart an wegen seiner Zweifel an der Existenz Gottes. In schlaflosen Nächten rang er sich die Hände fast wund, und vergoß bittere Thränen der Reue. Er war an seinem Glauben irre geworden, und fürchtete die Ewigkeit der Höllenstrafen. Eine freiere Richtung nahm Wielands Geist, als er sich wieder den classischen Studien zuwandte.

"Mein Urtheil über den Diogenes von Sinope," schrieb Goethe, "werden Sie nicht verlangen. Empfinden und Schweigen ist Alles, was man bei dieser Gelegenheit thun kann, denn so gar loben soll man einen großen Mann nicht, wenn man nicht so groß ist, wie er. Aber geärgert hab' ich mich schon auf Wielands Rechnung, und ich glaube mit Recht. Wieland hat das Unglück, oft nicht verstanden zu werden.

Ich liebe mehr die Aussichten in ein anderes, als in dieses Leben. Hier bin ich nur =par devoir=, nicht =par inclination=." Diese trübe Lebensansicht kehrte ihm noch oft wieder. Erst gereiftere Jahre, größere Erfahrung und eine gründlichere Welt- und Menschenkenntniß bewirkten eine merkwürdige Veränderung in Wielands Wesen. Er schien heiterer gestimmt.

Wort des Tages

ibla

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