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Aktualisiert: 8. Mai 2025
Eine arme Stickerin hatte vier Wochen daran gearbeitet und von dem Lohn, den sie dafür bekam, ihre ganze Familie erhalten. Die Wickelpuppe sah aber in diesem Taufzeug gerade so aus, wie das Prinzeßchen selbst bei der Taufe ausgesehen hatte. „Wir wollen doch Taufens spielen“, sagte Lisi eines Tages, als eine Gesellschaft kleiner Mädchen bei der Prinzeß versammelt war.
Als am nächsten Tag Frau Professor Kuhn nach ihrer Gewohnheit den Anzeiger las, fiel ihr Blick auf das Wort »Wickelpuppe«. Sie hatte ja erst mit so viel Liebe eine solche Puppe gekleidet. Gut, daß Klärchen in der Eile wenigstens ihre Schätze noch mitgenommen hatte. Wie traurig, wenn sie auch ihr Wickelkind entbehren müßte! Wo hatte man die Puppe gefunden? In der Bahnhofstraße.
Das schönste Eigenthum der Wickelpuppe war aber das Taufzeug. Es bestand aus einem langen Kleid von Spitzentüll über rosa Atlas. Das Kind lag auf einem Kissen von rosa Atlas und nun gab es Spitzen und Schleifen in Menge. Besonders schön waren die Aermelchen gestickt, und das Mützchen erregte allgemeine Bewunderung.
Damit waren die Kinder einverstanden und die Taufe begann. Die Pathen stellten sich im Kreise auf, wie damals, als die Wickelpuppe getauft werden sollte. Dem Joly wurde indeß die Demüthigung erspart, seinem Feind das Mützchen zu halten und er durfte im Lehnstuhl schlummern.
Joly mußte sich auf die Hinterpfoten setzen, um das Mützchen zu halten, was damals Lisis Amt gewesen war. Als nun die Vorbereitungen vollendet waren und die Kinder feierlich im Kreise standen, vernahm man plötzlich ein fremdartiges Geräusch, ein Poltern, Miauen, Winseln. Die Kinder wußten gar nicht, was es war, die Wickelpuppe konnte es doch nicht sein!
Lisi war die älteste von ihnen und pflegte gewöhnlich die Spiele anzugeben. „Wir wollen die Wickelpuppe taufen“, sagte sie, „und ich will der Pastor sein“. Die Kinder nahmen den Vorschlag mit Jubel an; Mademoiselle Gogo, die Bonne, hatte das Zimmer verlassen wegen eines Besuches und hatte die Kinder gebeten, recht still zu spielen; nun! bei der Taufe machte man auch gewiß keinen Spectakel.
Alle diese Puppen waren aber, in dem Augenblick wo diese Geschichte beginnt, ganz vergessen und lagen in einer Ecke der Puppenstube über einander gehäuft, denn die Prinzessin hatte kürzlich eine Puppe erhalten, welche alle anderen aus ihrem Herzen verdrängte; das war nämlich eine schöne Wickelpuppe.
„Wir kleiden Kätzchen in das Taufzeug der Wickelpuppe“, sagte Diane und Kätzchen mußte das Schleppkleid anlegen und wurde auf das rosa-atlas Kissen festgebunden; dabei schien es sich indeß nicht so behaglich und unterhaltend zu fühlen wie bei den anderen Spielen; es war indeß gehorsam und lag ganz still, während die Pathen sich putzten. Es war ja festgebunden.
Die Tante hatte kaum vor den Kindern diese Befürchtung ausgesprochen, als auch Heinrich schon davonrannte nach der Bahnhofstraße. Frohlockend kam er nach kurzer Zeit mit dem kostbaren Gut zurück. Das Lächeln der Vorübergehenden, die den Lateinschüler so fröhlich mit der Wickelpuppe springen sahen, beachtete er nicht.
Wenn sie sich auch immer wieder sagte: »Ein dummes Dinglein ist’s gewesen, daß es seine Puppe nicht aufgehoben hat, es geschieht ihr recht,« so konnte sie sich doch nicht eher beruhigen, als bis sie in das Anzeigeblatt eine Anzeige eingesandt hatte: »Eine Wickelpuppe gefunden. Bahnhofstraße 5 p.«
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