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Aktualisiert: 24. Mai 2025
Mit leichtem Gruß ging sie an ihm vorbei auf den Vater zu. Er saß wie gewöhnlich in einem großen Stuhl mit einem Buch auf den Knien. "Du Vater, was meinst Du, wollen wir jetzt nach Hause reisen?" Alle Gesichter hellten sich auf. Frau Dawes rief: "Denk nur, Jörgen Thiis hat gerade gefragt, wann wir reisen; dann will er mit."
Jörgen Thiis vergaß das Reden, ja sogar eine Zeitlang das Essen, das ihm sonst doch das Schönste auf der Welt war. Er ging wie ein Schlafwandler mit ihr. Wenn man sie sah, war er an ihrer Seite oder hinter ihr her. Wegen des Balles hatten sich ihr Vater und Frau Dawes nach dem Hause in der Stadt begeben.
Später kam Nachricht von ihm, er müsse bis zum Abend in der Stadt bleiben; dann fahre er mit seinem Rade nach Krogskog hinaus. Das war gegen die Verabredung; aber sie fuhr heim. Auf der Dampferfahrt nach Hause nahm sie den Gedanken auf: Jörgen Thiis und sie ein Paar? Nein! Das war ihr noch nie in den Sinn gekommen.
Der eines schönen Tages lohende Steine und glühende Asche ausspeit! Also Jörgen Thiis war gefährlich? Er wurde nicht kleiner dadurch; er stieg! Der Zwang, den er sich auferlegt hatte ihr zu Ehren, war löblich! Wenn die Versuchung eines Tages den rebellischen Kräften das Tor öffnete konnte sie ihm deswegen eigentlich böse sein?
"Mary!" ertönte ein Schrei draußen auf dem Gange. Das war Frau Dawes! Frau Dawes, die das Bett nicht mehr verlassen konnte, stand auf dem Flur! "Mary!" noch einmal so verzweifelt, als sei sie einer Ohnmacht nahe. Die beiden hinaus: Frau Dawes lehnte in ihrem Nachtgewand vor ihrer offnen Tür an der Wand. Sie war am Umsinken, als Jörgen Thiis herzugestürzt kam und sie unter den Arm faßte.
Sie standen auch zusammen, als nachher im Freien Erfrischungen gereicht und Reden gehalten wurden. Die Festfreude stieg Jörgen Thiis zu Kopf. Man kam zu ihm und stieß mit ihm an, und er wurde sentimental und redete. Auf das Ideal, das ewige Ideal. Glücklich der Mann, dem es schon in seiner Jugend begegne!
Drei Tage darauf wurde Jörgen Thiis im Ministerium des Auswärtigen ein Brief überbracht. Er war von Mary. "Ich bin im Grand Hôtel und erwarte Dich Punkt zwei Uhr draußen auf dem Trottoir." Er wußte sofort, was das zu bedeuten hatte. Er brach eilig auf, denn die Uhr war dreiviertel zwei. Erst auf der Treppe fiel ihm auf, daß er sie "draußen auf dem Trottoir" treffen solle.
Nie hatte sie sich so mit dem Anziehen beeilt, aber gerade deshalb ging ihr alles verkehrt, und es zog sich in die Länge. Sie mochte nicht halbangekleidet vor Jörgen Thiis hintreten. Als sie eben soweit war, daß sie daran denken konnte, die Tür aufzumachen, hörte sie auf der Landungsbrücke das Tripp-Trapp der kleinen Nanna.
Mary fand sich, etwas abgespannt, auch ein; Jörgen Thiis ging ihr entgegen und sagte: "Gnädiges Fräulein haben doch diesmal Franz Röy kennen gelernt?" Der Vater und Frau Dawes waren ganz Aufmerksamkeit; sie verrieten dadurch, daß Jörgen soeben mit ihnen darüber gesprochen haben mußte. Immer wenn sie die Bekanntschaft eines Herrn machte, bekamen nämlich die beiden Angst.
Wenn einer oder der andere müde wurde, schlief er Tage und Nächte durch. Aber die meisten hielten aus, jedenfalls solange es vorwärts ging. Unter ihnen Mary. Jörgen Thiis hatte es durch seine ehrerbietige Energie dahin gebracht, daß alle Leute Mary mehr oder weniger genau so behandelten wie er selbst.
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