Vietnam or Thailand ? Vote for the TOP Country of the Week !

Aktualisiert: 16. Juni 2025


Der Stabsarzt wich zurück, er war ganz rot. Stimmlos sagte er: „Solche Schweine können wir allerdings nicht brauchen.“ Diederich drückte den künftigen Kameraden seine Entrüstung aus über ein so schamloses Verfahren. Dann sprach er noch den Unteroffizier an, der vorher an der Wand seine Körperlänge gemessen hatte, und beteuerte ihm, daß er froh sei.

Der Hauptmann läßt einen in seinem Dogcart fahren, damit der Gaul mal bewegt wird, und da ist das Unglück passiert. Natürlich habe ich den Fuß nicht geschont und zu früh wieder Dienst gemacht. Die Sache verschlimmerte sich erheblich, der Stabsarzt gab mir anheim, für jede Eventualität meine Angehörigen zu benachrichtigen.“ Dies sagte er knapp und männlich.

>Wieder das vierte Bett<, denkt der Stabsarzt, krank vor Überarbeitung, wirft einen Blick auf das Bein, das noch im Mittelgang liegt und die tadellose Ordnung stört. Einen Blick zur niedrigen Decke. >Ein Kino hätte man hier nicht einrichten dürfen. Ein Kino nicht.< Und sägt vorsichtig und mit Kraft den Oberarmknochen knapp unterm Schulterblatt durch.

Der Stabsarzt erinnert sich, daß er bei seiner Konfirmation in dem Moment, da ihm der Pfarrer den Kelch mit dem Blute des Herrn an die Lippen ansetzte, gelacht hat, lachen mußte, in das Blut des Herrn hineingelacht hat. Der Stabsarzt lacht. Das Lachen donnert unterirdisch in ihm, quirlt zum Halse empor. Und platzt heraus. Er lacht und sägt. Er meckert, brüllt, winselt, lacht in allen Tongraden.

Und wenn es ohne e geschrieben würde, hätte es nur vier Buchstaben<, denkt der fiebernde Stabsarzt. Dabei operiert er. Der Stabsarzt hat in einer klinischen Wochenschrift einen Artikel über Staatenbevölkerungspolitik gelesen: einen statistischen Bericht, in dem als >Minimalzahl< zehn Millionen Gefallene angegeben sind. »Als Minimalzahl . . . Minimalzahl zehn Millionen Tote.

Das half mir«, erzählt in der Stadtbahn der verstümmelte Kaufmann einem jungen Burschen. Der Stabsarzt nennt seinen Namen. Wird erkannt. Und läßt sich die Adresse des Verstümmelten geben. Nichts sonst wird gesprochen. >Ist auch nicht nötig<, fühlen beide.

Minimalzahl . . . jeden Tag, seit drei Jahren, von früh bis in die Nacht hinein, jeden Tag: sägen, sägen, sägen . . . und wenn das Wort mit e geschrieben würde, hieß es: Segen . . . Säge ich Arme, Beine, Hände ab. Sägte fünf Millionen Beine, Arme, Hände ab. Ich allein, der Stabsarzt von Europa.<

Mit feierlicher Gewißheit weiß der Stabsarzt, daß der Anbruch des neuen Zeitalters, in dem der Mensch gut sein darf, nahe herbeigekommen ist. Frohlockend fühlt er, daß seiner Absicht, der neuen Zeit, dem neuen Geiste, dem revolutionären Geiste der Liebe zum Durchbruch zu verhelfen, die Ereignisse entgegenkommen.

Aber der Bursche sprach nur ungarisch, und so ließ ihn der Herr Stabsarzt mit einem halblauten »dummes Luder«, neben dem Bett stehen und schob sich, gefolgt von der semmelblonden Schüchternheit, schwitzend und pustend in der Richtung des Operationszimmers weiter.

Das Leben der Glücklichsten besteht abwechselnd darin, daß sie aus der Ohnmacht erwachen und wieder ohnmächtig werden. Dazu trägt der dicke Gestank bei. Es ist nicht sehr hell in der Metzgerküche. Der Stabsarzt muß nach ein bis zwei Amputationen, muß nach jeder halben Stunde hinaus in die Luft, damit ihm während der nächsten Amputation die Säge, das Messer nicht aus der Hand fällt.

Wort des Tages

kindes-lachen

Andere suchen