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Aktualisiert: 16. Juni 2025


Der Stabsarzt schneidet und denkt: >Krieg<. Er denkt: >Dieses Wort »Krieg« offenbart den gedankenlosen Menschen nicht den billionsten Teil von der unmeßbaren Menge Ungeheuerlichkeiten, die mit dem Worte »Krieg« bezeichnet werden . . . Das Wort selbst ist schwach wie der Atemzug eines Säuglings; und verglichen mit dem Inhalte des Wortes »Krieg«, ist ein Taifun, der Schiffe und Städte und Inseln verschlingt, nur ein Atemzug eines Säuglings . . . »Krieg« ist ein Wort von fünf Buchstaben.

Daß er zu Befehl gesagt hat<, schreit innerlich der tief entsetzte Stabsarzt. >Nicht möglich!< . . . Der seelenmordende Herrengeist, der Geist der Knechtschaft, Disziplin, Unterordnung und der falschen Pflichterfüllung, der selbst diesen Rumpf noch sagen läßt >zu Befehl<, hat den Krieg losgebunden.

Die Geschütze donnern. Die lang und blau gebläkte Zunge gleitet vorbei und verlängert sich aus sich selbst heraus, wird ungeheuer lang, saust aus sich heraus und vorwärts, unbegreiflich schnell hinaus an die Peripherie der Welt, rundet sich zum weltumspannenden Menschengliederkranze, in dessen Mitte ganz allein der Stabsarzt steht und schwankt und sanft und weich in Ohnmacht gleitet.

Im letzten Wagen des Zuges liegen die, die während der Reise verendet sind. Der letzte Wagen füllt sich allmählich. Niemand weiß den Grund, auch der Stabsarzt weiß nicht, weshalb die Irren, die kurz vorher noch lachend und schwätzend in dreifachem Kreise am Boden gehockt sind, jetzt ganz still an den vier Wänden entlang auf der Bank sitzen. Einer dicht neben dem andern. Aufrecht. Schweigend.

Er rückt das Bein bis ans Ende des Operationstisches, so daß der Soldat plötzlich ein kurzes und ein sehr langes Bein hat. Denn der Stabsarzt sieht den Zwischenraum nicht; er sieht nur noch Beine, Millionen Beine, alle von ihm allein abgesägt.

»Sehen Sie«, sagt der Stabsarzt, »das können die Herren heute nicht mehr wagen; sie wissen, daß für jeden Platz, der heute auf diese Weise frei wird, sofort hundert Anwärter da sind, hinter denen Millionen Anhänger stehen. Heute ist das so . . . Auch der mutige Sozialist sitzt nicht umsonst im Zuchthause; dieses Ereignis bohrt in hunderttausend Köpfen

»Ja aber! ja aberschreit der Stabsarzt auf und springt, das blitzende Messer in der Hand, zur ersten Bahre, trennt mit einem schnellen Schnitt das ganz lose hängende Bein vom Rumpfe. »Ja aber! ja aber! Der Mann . . .« >verblutet ja<, will er sagen, und sagt: ». . . ist ja schon tot

Wehrt sich wütend. Kann schwer gehalten werden. Donnernd über eine Brücke, Wasser blitzt auf. Das Blut strömt dick. Wird vom Herzen stoßweise zu den offenen Adern hinausgepumpt. Der Stabsarzt kann die Adern des Wütenden nicht abbinden. Läßt ihn festschnallen.

Der Stabsarzt überlegt, was er schon während der ganzen Reise überlegte: ob er wagen soll, den Rückenwirbel noch einmal zu brechen und den Mann aufzurichten, damit der Wirbel richtig zusammenwachsen kann. >Es ist fast unmöglich, eine tödliche Verletzung des Rückenmarkes dabei zu vermeiden<, denkt der Stabsarzt. Denkt: >Werden an Ketten gelegt werden.<

Der Stabsarzt denkt noch brennend scharf, daß dieser höllische Ungeist, hinter dem schuldig und starr und gewaltig und gierig das Kapital steht, mit Halbheiten, mit kleinen oder großen Reformen nicht überwunden werden kann; und wird von einer Empfindung, die vom tiefsten Urgrunde des Seins aufsteigt, plötzlich zum Rumpfe zurück und auf die Knie gerissen.

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