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Aktualisiert: 6. Juni 2025
Ich rede noch auf der Treppe, ich würde tagelang reden, wenn Siv so lange schliefe. Aber ich kann ihre wachen Augen nicht sehen. Ich habe sie zu sehr gehabt. Ich habe sie zu sehr gehabt, Siv.
Sie sitzen auffällig gerade, fast entfernt voneinander auf den Stühlen, reden aber mit gesenkten Kinnen, sicher fast lautlos. Um dreiviertel zwölf kommt Siv.
Almqvist sitzt allein, den Rücken zu mir, ich sehe es in dem Nickel des Hörers, es ist seine Stimme. Schon unterbrochen. Ich sehe auf. An seinem Tisch steht ein Fremder. Ich hänge ein. Wir sind bei Aqvavit wieder, Punsch, Kaffee und Zigaretten, Siv hat sich zurückgesetzt und betrachtet mich durch halbgeschlossene Augen, zeigt die Zahnschnur. Almqvist ist plötzlich an seinem Tisch nicht mehr da.
Dann sage ich manchmal: »Mittags sprach Per Geyer vom Schnee im Lappland, Didring schenkte mir ein Messer von seiner Expedition. In Saltsjöbaden die bronzene Tür müßtest du sehen, Siv, die Heiligen sind verrückt geworden darauf, du würdest lachen. Im Schlafwagen fuhr ein Engländer mit mir, ein alter Herr mit guter Wäsche. Wir waren beide aufeinander auf der Lauer. Doch eine Frau traf ich, Siv.
Ich liebe Siv und habe sie zehnmal belogen den Abend. Ich kenne die Menschen und habe recht gehabt. Aber ich spüre irgendwo, welche Klüfte mich trennen, wie ich ausgesperrt bin von einer Verbindung, die, anders und tiefer als ich es fasse, die Menschen zusammenbindet.
Plötzlich reißt es mich auf, ich zerfetze vor Schmerz, ich will die Hände irgendwohin pressen, ich weiß nicht wohin. Da macht sich der Mund auf, weit. Ich schreie. Ich sehe in dem Schrei. Ich liebe nicht Ebba, ich liebe nicht Siv. Die Grenze kommt näher, die Grenze lockt und schlingt. Ich suche Cederström, wo bist du, mein Bruder?
Er wohnt in einem Landhaus in Sturängen, wo die Mädchen abends am Kamin singen: kom hjärtans frojd. Er haßt den Strindberg, der die Theaterstücke schrieb und die schöne Tochter hat. Doch gähnt Siv, sie kennt die Männer nicht, der Gehrock nebenan ist ihr zu dürr. Wie kann ich Siv erheitern, wo auch die Türken durch das Vestibül vorüberwandern?
Ich neige mich über den Teller, ich küsse ihr die Hand, ja ich weiß mich vor Narrheit nicht zu fassen, ich küsse Siv die Hand mitten im Lokal. Da fällt mein Blick auf die Ministerin, und im Spiegel sehe ich gleichzeitig Almqvist bei dem türkisch-bulgarischen Tisch, sie sitzen weit auseinander und reden mit dem Kinn auf der Brust, also lautlos.
Ich weiß, Siv, ich besaß dich nie ganz, meine Freundin, auch in der tiefsten Umschlingung . . . wie keine Frau, die ich sehr geliebt, und bei denen das Unentwirrbare mich anzog und verstrickte. Darum liebe ich das Dasein, es gibt mir keine Grenze: Städte mit Wolken, Schiffe in Gefahr, Hauch der Obstbäume, die langen Chausseen, Jagd nach den Tieren, die unteilbare Wucht des erschütterten Himmels.
Ich weiche der Gabel aus, die sie nach meinem Handgelenk sticht. »Willst du Rolf sehen im Varieté, Naima Wifstrand, die Katze, die Hasselqvist tanzen, die Bosse schreien, Musik, Siv, ich brächte dich gern zu Musik, du mußt mir das glauben, Siv, wie gerne ginge ich mit dir zu Musik.« Ich will ihr Gutes sagen, ich verwechsle alles, ich sage das Gegenteil ihr immer von dem, was auf sie paßt.
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