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Aktualisiert: 6. Mai 2025
Mechanisch streifte er sich das breite Band der Ehrenmitgliedschaft der "Life Saving Society" um den Hals, die höchste Ehrung, die ihm je zuteil geworden war, und die einzige, die er neben den großen goldenen Medaillen seiner Europa-Meisterschaft an diesem bedeutungsvollen Tage angelegt hatte. Er strich es noch unter dem Rock glatt, als Koepke in höchster Aufregung heraufstürmte.
Er habe alle Reihen durchgesehen, meldete Koepke, aber er habe von den Gesuchten nichts finden können. Jetzt war es klar, daß sie nicht gekommen war. Natürlich war der Alte schuld daran, der sie nicht gelassen hatte. Wie sollte er es jetzt anfangen, sie so bald wiederzusehen?
Dann stürzten nasse Gestalten herauf, ohne sich um ihn zu kümmern, rissen sich, lachend und lärmend und noch schweratmend von der Arbeit, die Trikots vom Leibe, nach Hemd und Hose greifend, und sogleich er schien auch pünktlich zur Sekunde Koepke.
Ein paar Tage später holte er eines Abends Koepke aus seinem Geschäft ab. Die Ausschreibungen zu dem großen internationalen Verbandsschwimmen waren soeben erlassen. Felders Tag war gekommen. In einem Restaurant setzten sie seine Meldung auf: in dem üblichen, geschäftsmäßigen Stil, aber doch noch Wort für Wort überlegend.
Er sah trübe vor sich hin. Plötzlich wurde er aus seinem Sinnengerissen. Zwei nasse Gestalten stürzten herein und suchten lärmend nach ihren Kleidern, während sie laut miteinander über das eben beendete Tauchen sprachen. Hinter ihnen her Koepke. Wo bleibst du denn, Mensch? Jetzt wird es aber wirklich Zeit. So komm doch alle warten schon auf dich!
Koepke war seitdem Kaufmann geworden, fast schon mit seiner Lehrzeit in einem großen Manufakturwarenmagazin zu Ende und sah bereits seiner Anstellung als wohlbestallter Kommis mit Selbstgefühl entgegen.
Glückwünsche, Einladungen zur Beteiligung an Schwimmfesten, Anliegen aller Art, um Photographien, Lebenslauf und Autograph kamen alle Woche, und es war nicht das erstemal, daß sich unter all diesen geschäftlichen Dingen, die sämtlich von Koepke mit rührender Sorgfalt und komischer Wichtigtuerei erledigt wurden, so daß Felder nur seinen Namen unter die Antworten zu setzen brauchte es war nicht das erstemal, daß sich unter den Eingängen Schreiben von zarter Hand befanden, auf die der Empfänger zwar nie reagierte und die er meistens dem Gelächter seiner Freunde preisgab, Briefe, die ihn aber doch dazu veranlaßt hatten, seine Korrespondenz erst selbst durchzusehen, ehe er sie seinem getreuen Sekretär auslieferte.
Koepke nahm das Buch mit nach Hause, und als er es Felder wiedergab, fand dieser in tadelloser Rundschrift und mit kaufmännischer Genauigkeit von Anfang an bis heute seine sämtlichen Beteiligungen an den Festen des Schwimmsports eingetragen: ihren Tag und Ort, ihre Veranstalter, die Art der Konkurrenz und wer an ihr teilnahm, ja die Stunden alles war registriert und seine Siege schön unterliniert und mit roter Tinte prächtig hervorgehoben: ihre Art, die gemachten Zeiten, die errungenen Preise aufs genaueste verzeichnet... Und jedesmal nach einer neuen Beteiligung oder nach einer Reise erhielt Koepke das kleine, braune Buch, um es am nächsten Tage wieder zurückzugeben, bereichert um ein neues Blatt, das in nüchternen Worten und Zahlen, aber doch so beredt von herrlichen Mühen und herrlichen Siegen sprach.
Er nahm Koepke auf die Seite. Er möge doch einmal nachsehen, ob der alte Heinecke mit seiner Tochter nicht da sei, ja? Und er möge ihm Bescheid in den Garten bringen. Koepke rannte fort wie ein getreuer Hund, aber die Antwort, die er nach einer halben Stunde brachte, war nicht geeignet, Felders Laune aufzubessern.
Dann merkte er, daß es Tränen waren. Er wunderte sich. Es war das erste und einzige Mal in seinem Leben, daß er weinte. Dann lachte er laut auf, trotzig und verächtlich. Koepke mußte den Brief aufsetzen, in dem Felder seinen Austritt anmeldete. Kein Entwurf genügte dem im Innersten Gekränkten.
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