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Aktualisiert: 4. Mai 2025


Den Zug haben beide vergessen, an seine pünktliche Abfahrt gar nicht mehr gedacht. Im Fluge haben sich Jachls Gefühle verändert. Ihm genügt nicht mehr das Handhalten: einen Kuß, einen einzigen, möchte er Lieschen geben. Unermeßlich schwer erscheint ihm das, und er weiß doch, wie viele Menschen dies Schwere vollbringen. Eigentlich ist er wütend auf Lieschen. Weshalb fängt sie nicht mit Küssen an.

Wenn er die doch bloß alle gesehen hätte! Wenige Schritte entfernt von Jachls Schnuckenstall ist ein Kreuz errichtet. Unzählige Male hat er die Mär gehört, wie einst ein alter Schäfer an eine Birke gelehnt, stehend eingeschlafen ist.

Etwas, wofür sie ihn prügeln werden und schimpfen, wie niemals vorher. Nach einer Weile streckt er seinen schlanken Bubenhals in die Höhe und klettert auf einen hohen Steinhaufen. Aus des Ohm kleinem Häuschen sieht er große Flammen züngeln, und alle Leute laufen mit Wassereimern durch die Straßen. Jachls Herz klopft. Ganz kalt sind seine Finger.

Sie möchte gern wieder mal tief, ganz tief Atem holen, aber das geht nicht, das ist ihr unmöglich. Der Druck von Jachls warmer Hand durchströmt sie wie Feuer. Am liebsten fiele sie ihm um den Hals und gestände ihm ihre Not. Sie staunt: hier muß etwas Berauschendes in der Luft sein; wie können Leute hier gesund werden; hier wird man eher wie von Sinnen.

»Von mei'm Vater; der sagt, ich bin >chronisch<, und das heißt doch soviel wie: >nie wieder ganz werden<. Vater hat es aus einem Medizinbuch rausgelesen. Und >chronische< hast du auch, Jachl, darauf kannst du dich verlassenIn Jachls Kehle kommt etwas Schweres in die Höhe, er muß ordentlich schlucken, bis er's runtergepreßt hat: das ist Schreck.

Da ist schon wieder Jachls Krankheit: Herzklopfen und komisches Gefühl, bei dem man nicht weiß, soll man laufen oder sich still hinsetzen oder lachen oder weinen. Die Zeit auf der Heide hat die Krankheit gebessert, und nun ist sie doch wieder gekommen. Es ist beinahe, als habe der Brief sie gebracht.

Bier und Branntwein sind noch nicht aus Jachls Kopf heraus. Keinen Tropfen bringt er so rasch wieder über die Lippen. Das nimmt er sich vor. In der weißen Stille ist sein Schnuckenstall schwer zu finden. Verschwunden scheint er zu sein, fortgehext. So genau der Schäfer auch Weg und Steg kennt, in dieser Nacht geht er in der Irre. Alles ist weiß; alles hat Form und Farben verändert.

Ein reeller Schäfer muß wohl ebensolche Gedanken haben, wie sie in seinem Kopf rumoren. Und solche Liebe für alles, was kreucht und fleucht. Und so wenig Neugier auf alles das, was sonst in der Welt vorgeht. Viele, viele tausend kleine, blaugraue Heideschafe sind in Jachls Stall im Laufe der Jahre eingepfercht gewesen. Ordentlich andächtig stimmt den Jungen diese Vorstellung.

»Ohm, wo bleib' ich, wenn du tot bistfragt ihn der Junge. »Ich leb' schon noch, Jachl.« »Aber, wenn du sterbstEin bißchen Angst irrt manchmal durch Jachls Kopf; nur ein schwaches Ahnen, daß es Kinder besser haben könnten als er. Vielleicht nicht besser, nur anders. Wenn Freiheit wirklich immer eine köstliche Gabe wäre, so müßte Jachl zu den Großgrundbesitzern gezählt werden.

Wie gut es die Kranken auch haben mögen, immer fühlen sie sich als Verbannte, fern dem flutenden Lebensgetriebe. Zank und Streit zwischen Angehörigen hat hier aufgehört; ein Gefühl verbindet die Besucher und ihre Erkrankten: Liebe. Heute strömen besonders viele im Sonnenschein der Heilstätte zu. Jachls scharfer Blick irrt suchend umher: dort die Eine könnte es sein. Genau weiß er es nicht.

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