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Aktualisiert: 4. Mai 2025
Ilse hatte wohl den Wunsch, aber sie schüttelte doch den Kopf. »Ich darf nicht,« sagte sie, und Fräulein Güssows Worte: »keine Aufmerksamkeit von einem Herrn anzunehmen,« standen mahnend vor ihrer Seele. – Der Werfer fuhr freilich auf und davon und niemals hätte er erfahren, ob sie die Rose nahm oder nicht, – trotzdem schwankte sie nicht, ihre Gewissenhaftigkeit und das eigne Bewußtsein waren die Wächter, die sie zurückhielten.
Wie Lucie hätte auch sie gehandelt, auch sie würde es bis zum Aeußersten getrieben, auch sie würde ihr Lebensglück im trotzigen Uebermute geopfert haben. – Noch schwankte sie einen Augenblick, wie im Kampf mit sich selber, dann aber erhob sie sich schnell und ergriff Fräulein Güssows Hand.
Fräulein Güssows Behauptung war vollständig berechtigt. Ilse war weit strebsamer geworden, das gute Beispiel der übrigen Mädchen spornte sie mächtig an.
Mit ihrer fröhlichen Laune half sie der Freundin über manche Schwierigkeit hinweg und oft verstand sie es, durch ein Wort, ja durch einen Blick dieselbe zu zügeln, wenn sich die alte Heftigkeit melden wollte. Eine heftige Szene hatte sie übrigens nicht wieder herbeigeführt. Fräulein Güssows Erzählung war auf fruchtbaren Boden gefallen und hatte ihren trotzigen Sinn etwas nachgiebiger gemacht.
Ilse besonders fand viel Freude an einem Vergnügen, das ihr bis dahin unbekannt gewesen war. Die anfängliche Befangenheit überwand sie bald und sie spielte ihre Rolle zur vollen Zufriedenheit Fräulein Güssows, die zuweilen ein Lächeln über die höchst natürliche Darstellung nicht unterdrücken konnte.
Lilli wurde es schwer, sich von ihren schönen Sachen zu trennen, sie wollte nicht zu Bett gehen, aber der Sandmann kam und streute ihr den Schlaf in die Augen. Schlafend wurde sie entkleidet und in ihr Bett, das in Fräulein Güssows Zimmer stand, getragen. Und nun wurde es still und dunkel im Hause. Der schöne Christabend war zu Ende mit seiner frohen Erwartung, seinem Lichterglanze ....
»Nein, nein!« Und sie hing sich an Fräulein Güssows Arm so fest, als ob sie bei ihr Schutz und Beistand suche. Auch mehrere Pensionärinnen waren von dem ungewohnten Lärm erwacht und aufgestanden. Angstvoll stürzten sie aus ihren Zimmern und folgten den Lehrerinnen dicht auf dem Fuße, Flora hatte sogar einen Rockzipfel der Vorsteherin erfaßt. Orla hörte Stimmen auf der Treppe und öffnete die Thür.
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