Vietnam or Thailand ? Vote for the TOP Country of the Week !
Aktualisiert: 31. Mai 2025
Während er sich die Handschuhe auszog, sprach er mit seiner kräftigen und scharfen Stimme irgend etwas zu Herrn Friedemann, der mit grossen, gedankenlosen Augen zu ihm in die Höhe blickte und immer erwartete, wohlwollend von ihm auf die Schulter geklopft zu werden.
Dieser sass auf einem schönen Sammetkissen am unteren Ende der Tafel neben der nicht schönen Gattin des Gymnasialdirektors, nicht weit von Frau von Rinnlingen, die von Konsul Stephens zu Tische geführt worden war. Es war erstaunlich, was für eine Veränderung in diesen acht Tagen mit dem kleinen Herrn Friedemann sich ereignet hatte.
Fräulein Stephens sass aufrecht und wie aus Holz geschnitzt vor ihr und antwortete ängstlich lächelnd. Niemand beachtete den kleinen Herrn Friedemann, und niemand bemerkte, dass seine grossen Augen ohne Unterlass auf Frau von Rinnlingen gerichtet waren. In einer schlaffen Haltung sass er und sah sie an.
Als kleines Kind liess man mich zu Boden fallen; daher stammt es.« »Und wie alt sind Sie nun?« fragte sie weiter. »Dreissig Jahre, gnädige Frau.« »Dreissig Jahre,« wiederholte sie. »Und Sie waren nicht glücklich, diese dreissig Jahre?« Herr Friedemann schüttelte den Kopf, und seine Lippen bebten. »Nein,« sagte er; »das war Lüge und Einbildung.«
Indessen wandte sich der Oberstlieutenant mit zusammengezogenen Absätzen und leicht vorgebeugtem Oberkörper an seine Gattin und sagte mit merklich gedämpfter Stimme: »Hast Du Herrn Friedemann um seine Gegenwart bei unserer kleinen Zusammenkunft gebeten, meine Liebe? Wenn es Dir angenehm ist, so denke ich, dass wir sie in acht Tagen veranstalten.
Er liebte sie um ihrer selbst willen und sagte sich, dass mit der Erfüllung das Beste vorbei sein würde. Ist das süsse, schmerzliche, vage Sehnen und Hoffen stiller Frühlingsabende nicht genussreicher als alle Erfüllungen, die der Sommer zu bringen vermöchte? Ja, er war ein Epikuräer, der kleine Herr Friedemann!
Grosskaufmann Stephens grüsste ausserordentlich ehrerbietig, als der Wagen herangekommen war, und auch der kleine Herr Friedemann lüftete seinen Hut, wobei er Frau von Rinnlingen gross und aufmerksam ansah. Sie senkte ihre Peitsche, nickte leicht mit dem Kopfe und fuhr langsam vorüber, indem sie rechts und links die Häuser und Schaufenster betrachtete.
Er ward noch bleicher dabei, und ein seltsamer, süsslich beizender Zorn stieg in ihm auf ... Die Musik begann. Gegen Ende dieses Aufzuges geschah es, dass Frau von Rinnlingen sich ihren Fächer entgleiten liess und dass derselbe neben Herrn Friedemann zu Boden fiel. Beide bückten sich gleichzeitig, aber sie ergriff ihn selbst und sagte mit einem Lächeln, das spöttisch war: »Ich danke.«
Sie hielt ihre seltsamen Augen forschend auf ihn gerichtet und schob wie gewöhnlich die Unterlippe vor. »Gnädige Frau,« begann Herr Friedemann und blickte zu ihr in die Höhe, denn er reichte ihr nur bis zur Brust, »ich möchte Ihnen auch meinerseits meine Aufwartung machen. Ich war, als Sie meine Schwestern beehrten, leider abwesend und ... bedauerte das aufrichtig
Der kleine Herr Friedemann kümmerte sich nicht viel um die drei Mädchen: sie aber hielten treu zusammen und waren stets einer Meinung. Besonders wenn eine Verlobung in ihrer Bekanntschaft sich ereignete, betonten sie einstimmig, dass dies ja sehr erfreulich sei.
Wort des Tages
Andere suchen