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Aktualisiert: 31. Mai 2025
Das graue Giebelhaus, in dem Johannes Friedemann aufwuchs, lag am nördlichen Thore der alten, kaum mittelgrossen Handelsstadt. Durch die Hausthür betrat man eine geräumige, mit Steinfliesen versehene Diele, von der eine Treppe mit weissgemaltem Holzgeländer in die Etagen hinaufführte.
Aber die Vögel zwitscherten und der Himmel war leuchtend blau. Es war ein wunderschöner Sonntagmorgen. Ein Gefühl von Behaglichkeit und Vertrauen überkam den kleinen Herrn Friedemann. Wovor ängstigte er sich? War nicht alles wie sonst? Zugegeben, dass es gestern ein schlimmer Anfall gewesen war; nun, aber damit sollte es ein Ende haben!
Alles blieb still. Weit und breit war in diesem Augenblick kein Mensch zu sehen. Der kleine Herr Friedemann raffte sich auf und schritt weiter. Er war die Strasse hinaufgegangen, in der das Theater lag und die ziemlich steil zum Flusse hinunterlief, und verfolgte nun die Hauptstrasse nach Norden, seiner Wohnung zu
Er genoss ihn, diesen Schmerz, er gab sich ihm hin, wie man sich einem grossen Glücke hingiebt, er pflegte ihn mit tausend Kindheitserinnerungen und beutete ihn aus als sein erstes starkes Erlebnis. Ist nicht das Leben an sich etwas Gutes, gleichviel, ob es sich nun so für uns gestaltet, dass man es »glücklich« nennt? Johannes Friedemann fühlte das, und er liebte das Leben.
Als die Ouvertüre begann und Frau von Rinnlingen sich über die Brüstung beugte, liess Herr Friedemann einen raschen, hastigen Seitenblick über sie hingleiten. Sie trug eine helle Gesellschaftstoilette und war, als die einzige der anwesenden Damen, sogar ein wenig dekolletiert. Ihre
Ein alter, knorriger Wallnussbaum stand dort, und in seinem Schatten sass der kleine Johannes oft auf einem niedrigen Holzsessel und knackte Nüsse, während Frau Friedemann und die drei nun schon erwachsenen Schwestern in einem Zelt aus grauem Segeltuch beisammen waren. Der Blick der Mutter aber hob sich oft von ihrer Handarbeit, um mit wehmütiger Freundlichkeit zu dem Kinde hinüberzugleiten.
Die Amme hatte die Schuld. Was half es, dass, als der erste Verdacht entstand, Frau Konsul Friedemann ihr ernstlich zuredete, solches Laster zu unterdrücken? Was half es, dass sie ihr ausser dem nahrhaften Bier ein Glas Rotwein täglich verabreichte?
Die Geigen sangen, die Posaunen schmetterten darein, Telramund fiel, im Orchester herrschte allgemeiner Jubel, und der kleine Herr Friedemann sass unbeweglich, blass und still, den Kopf tief zwischen den Schultern, einen Zeigefinger am Munde und die andere Hand im Aufschlage seines Rockes. Während der Vorhang fiel, erhob sich Frau von Rinnlingen, um mit ihrem Gatten die Loge zu verlassen.
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