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Aktualisiert: 20. Mai 2025
Beide erhoben sich, und während Frau von Rinnlingen die Herren einander vorstellte, verbeugte sich ihr Gatte mit der gleichen Höflichkeit vor Herrn Friedemann wie vor ihr. Sein braunes Gesicht war ganz blank vor Wärme.
Die Herrschaften begannen bald nach ihrer Ankunft bei den angesehenen Familien Besuche zu machen, und ihr Name war in aller Munde; das Hauptinteresse aber nahm schlechterdings nicht Herr von Rinnlingen selbst in Anspruch, sondern seine Gattin.
Der Ort, an dem es dem kleinen Herrn Friedemann zum ersten Male vergönnt war, Frau von Rinnlingen zu erblicken, war die Hauptstrasse, an der fast ausschliesslich Geschäftshäuser lagen, und diese Begegnung ereignete sich um die Mittagszeit, als er soeben von der Börse kam, wo er ein Wörtchen mitgeredet hatte.
Als die Ouvertüre begann und Frau von Rinnlingen sich über die Brüstung beugte, liess Herr Friedemann einen raschen, hastigen Seitenblick über sie hingleiten. Sie trug eine helle Gesellschaftstoilette und war, als die einzige der anwesenden Damen, sogar ein wenig dekolletiert. Ihre
Als der kleine Herr Friedemann in tadellosem schwarzen Anzug mit glänzend weissem, spitz hervorstehendem Hemdeinsatz seine Loge Loge 13 betrat, zuckte er in der Thür zurück, wobei er eine Bewegung mit der Hand nach der Stirn machte und seine Nasenflügel sich einen Augenblick krampfhaft öffneten. Dann aber liess er sich auf seinem Sessel nieder, dem Platze links von Frau Rinnlingen.
Er sass still und hielt seine Augen gross und sinnend auf sie gerichtet. Wie seltsam sie sprach, und wie ihre helle, haltlose Stimme ihn berührte! Sein Herz hatte sich beruhigt; ihm war, als träumte er. Frau von Rinnlingen begann aufs neue: »Ich müsste mich irren, wenn Sie nicht gestern das Theater vor Schluss der Vorstellung verliessen?« »Ja, gnädige Frau.« »Ich bedauerte das.
Er antwortete nicht und blickte auf die grüne, schimmernde Fläche, der sie sich näherten. Man konnte das jenseitige Ufer erkennen, die Wallanlagen. Als sie die Allee verliessen und auf den Grasplatz hinaustraten, der sich zum Flusse hinabsenkte, sagte Frau von Rinnlingen: »Hier ein wenig nach rechts ist unser Platz; sehen Sie, er ist unbesetzt.«
Als er mit einem verzweifelten Entschluss den Blick wieder erhob, sah sie ihn nicht mehr an, sondern blickte ruhig über seinen Kopf hinweg auf die Thür. Er brachte mühsam ein paar Worte hervor: »Und sind gnädige Frau bis jetzt leidlich zufrieden mit Ihrem Aufenthalt in unserer Stadt?« »Oh,« sagte Frau von Rinnlingen gleichgültig, »gewiss. Warum sollte ich nicht zufrieden sein?
Er trank viel Wein und richtete hie und da ein paar Worte an seine Nachbarin. Frau von Rinnlingen hatte bei Tische noch kein Wort mit Herrn Friedemann gewechselt; jetzt beugte sie sich ein wenig vor und rief ihm zu: »Ich habe Sie in diesen Tagen vergeblich erwartet, Sie und Ihre Geige.« Er sah sie einen Augenblick vollkommen abwesend an, bevor er antwortete.
Fräulein Stephens sass aufrecht und wie aus Holz geschnitzt vor ihr und antwortete ängstlich lächelnd. Niemand beachtete den kleinen Herrn Friedemann, und niemand bemerkte, dass seine grossen Augen ohne Unterlass auf Frau von Rinnlingen gerichtet waren. In einer schlaffen Haltung sass er und sah sie an.
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