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Aktualisiert: 2. Juni 2025
Falk blieb neben ihr stehen, und Helene ging, ohne auf sie zu achten, weiter. Nur mechanisch hatte Falk Halt gemacht. Er blickte Mely nicht an, sondern sah die Stufen hinab ins Dunkle. Da haschte Mely nach seiner Hand und flüsterte beklommen: »Herr Falk, – sei’n Sie nimmer böse! Ich will kommen. Ich will heute Nacht kommen, wenn alles schläft. Auf einen Augenblick.« Dann ging sie weiter.
Die Worte, die gefallen, waren harmlos, aber es lag alles darin, was ihn bedrückte mit schwerer Wucht. Er setzte sich ans Klavier und spielte: einen Marsch, einen Walzer, eine Schubertsche Sonate ... er spielte polternd, ungraziös und viel zu schnell. Als Mely zurückkam vom Oberst – das war gegen zehn Uhr – fiel Falk zunächst die große Blässe ihres Gesichts auf.
Frau Bender und das Fräulein von Erdmann hatten ihre Neugierde, Ereignisse der Zukunft zu erfahren, nicht bezähmen können, und Falks Zimmer wurde zum Quartier der Wahrsagerin gemacht. Mely atmete auf, als Falk gegen acht Uhr von einem Besuch zurückkam. Er sah sie stumm an.
Falk zuckte scheinbar gleichgültig die Achseln, während durch seinen Hals eine scharfe Glut bis in den Magen ging. Bei den letzten Worten war Fräulein von Erdmann hereingekommen. »Ah! Sie sprachen von Fräulein Mirbeth
Eine Stunde darauf hatte Mely den Vorfall vergessen. Der Abend kam, und Falk mußte fortgehen, da er nachmittags die Leute nicht zu Hause getroffen hatte. Er hatte sich verspätet. Als das Nachtmahl vorbei war, stand er auf, verbeugte sich gegen die Damen und wollte hinaus. Da sah er Melys blasses Gesicht mit einem bekümmerten Ausdruck auf sich gerichtet.
Das Gefühl ihrer Wehrlosigkeit war verschwunden. Schon um neun Uhr kam Falk. Fräulein von Erdmann nahm ihn ganz in Beschlag. Sie überfiel ihn mit Komplimenten, die ihn anregen sollten, ihr mit gleicher Münze zu bezahlen. Aber er war verstockt, ihre koketten Künste sah sie wirkungslos an ihm abprallen.
Finster sah Mely auf den Schnee hinaus, der schon allenthalben mit Ruß bedeckt war. Begierig hörte sie zu, als wünsche sie selbst, daß die Liebe in ihrer Brust ertötet würde. »Ich bin so elend,« sagte sie mit unstätem Blick, als Frau Bender fertig war, »ich sollte mich eigentlich ins Bett legen.« »Thun Sies doch.« »Ich muß hinüber zu Herrn Oberst.« Als sie fortging, stand Falk im Korridor.
Falk wurde aufmerksam. »Der Herr Oberst hat sie rufen lassen,« erwiderte Frau Bender mit einem vielsagenden Blick. »So, – der Herr Oberst!« – Dies kurze Zwiegespräch versetzte Falk in wilde Aufregung. Er sah, wie Herr Lottelott geheimnisvoll grinste und wie sein rotes Biergesicht einen Ausdruck gutmütigen Bedauerns annahm.
Falk setzte sich auf den Bettrand und sagte traurig: »Ich werde ja sterben, wenn es wahr ist. Wenn ich dich nicht so liebte, daß du mir alles bist, die Luft und der Schlaf, und die Erinnerung und die Ruhe, weiß Gott, ich machte nicht viel Umstände. Aber du bist mir teuer, ich schwöre dir. Ich kann nimmer arbeiten und nichts. Eine lange Pause entstand.
Im Wohnzimmer oben saß Mely am Fenster. Sie war allein. Den Ellbogen hatte sie auf das Brett der Nähmaschine gestützt, und Falk konnte ihr Gesicht nicht sehen. Es war durch die Hand verdeckt. Wiederum durchzuckte es ihn: Heuchelt sie denn bloß? Lange Minuten stand er dicht vor ihr, ohne Worte zu finden. Wie ein kleines Mädchen war er errötet, und sein Herz schlug vor Angst und Erwartung.
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