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In der Nationalversammlung, die eben tagte, richteten nicht nur die Sozialdemokraten, sondern auch einzelne Christlichsoziale und Großdeutsche Interpellationen an die Regierung, in denen gefragt wurde, was man zu tun gedenke, um der verzweifelten Bevölkerung zu helfen.

Der christlichsoziale Abgeordnete Pfarrer Zweibacher pries Doktor Schwertfeger als modernen Apostel, der würdig sei, dereinst heilig gesprochen zu werden, die großdeutschen Abgeordneten Wondratschek und Jiratschek aber beleuchteten das Gesetz lediglich vom Rassenstandpunkt, und Jiratschek, der stark mit böhmischem Akzent sprach, schluchzte vor Ergriffenheit und schloß mit den Worten: »Wotan weilt unter uns

In einer Rede, die von Geist und Wissen sprühte, setzte er meinem Mann die Ideen auseinander, die er in einer Abhandlung für das Archiv zusammenfassen wollte. »Wir müssen der Sozialpolitik die Krücken nehmen, die Ethiker, Christlichsoziale und neuerdings Rassenhygieniker ihr glaubten geben zu müssen, um sie dem von ihnen willkürlich gesteckten Ziele entgegenhumpeln zu lassen.

Und so setzte sich denn das neue Parlament folgendermaßen zusammen: Siebzig Sozialdemokraten, sechsunddreißig Mitglieder der Vereinigung der tätigen Bürger, dreißig Christlichsoziale und vierundzwanzig Großdeutsche. Das ergab 106 Stimmen für die Aufhebung des Ausnahmsgesetzes gegen die Juden, vierundfünfzig für die Aufrechterhaltung.

Aber man hatte total den Kopf verloren, der christlichsoziale Redner, Herr Wurm, kürzte, als er die Unruhe bemerkte und seine Genossen verschwinden sah, seine Rede sogar ab, und schon war ein bürgerlicher Antrag auf Schluß der Debatte und Abkürzung der weiteren Redezeiten auf fünf Minuten mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit angenommen.

Die Wiener sind in ihrem Tiefinnersten in Verzweiflung über diese Rückentwicklung, die sie nicht aufhalten können und nicht zuletzt haben die Wiener Frauen und Mädchen, indem sie die christlichsoziale Partei im Stich ließen, gezeigt, daß sie wieder ein blühendes, lustiges Wien voll Luxus, auch wenn es mitunter einen orientalischen Anstrich hat, haben wollen

Doktor Fronz lächelte dünn. »Wir haben eben die große Zahl der Konvertiten und Judenstämmlinge unterschätzt! Heute hat die Staatspolizei mehr Ueberblick und sie rechnet nun nicht mehr mit einer halben Million, sondern mit achthunderttausend, vielleicht sogar mit einer Million Menschen, die unter das Gesetz fallen! Bei dieser Gelegenheit möchte ich bemerken, daß sich gewisse devastierende, oft sehr peinliche oder auch nur groteske Folgen der Ausweisung zeigen. Zehn christlichsoziale Nationalräte müssen als Judenstämmlinge landesverwiesen werden, beinahe ein Drittel der christlichen Journalisten wird entweder direkt oder in seinen Familienmitgliedern betroffen, es stellt sich heraus, daß unsere besten christlichen Bürger vom Judentum durchtränkt sind, uralte Familien werden auseinandergerissen, ja es hat sich etwas ereignet, was schallendes Gelächter nicht nur in den Judenblättern, die ja noch bis zum letzten Augenblick hetzen werden, erregt, sondern auch in der Presse des Auslandes. Eine Schwester des Fürsterzbischofs von Oesterreich, Kardinal Rößl, ist mit einem Juden verheiratet, sein Bruder aber mit einer Jüdin, so daß seine Eminenz durch das Gesetz sämtlicher Neffen, Nichten und Geschwister beraubt wird. Vielleicht wird es sich doch empfehlen, unter solchen Umständen der Nationalversammlung ein Amendement zu dem Gesetz zu unterbreiten, durch das die Ausweisung von Judenstämmlingen unter gewissen Umständen unterbleiben darf

Er trat in einen sozialdemokratischen Verein und gleichzeitig in die christlichsoziale Partei des Hofpredigers Stöcker ein, um den sich damals eine große Zahl katilinarischer Existenzen aus den verschiedensten Schichten gesammelt hatte. So auch der Schneider Grüneberg, der zwei Jahre zuvor in Stuttgart und München von der sozialdemokratischen Partei wegen Betrügereien ausgeschlossen worden war.

In Berlin hatte Hödel sowohl sozialdemokratische wie christlichsoziale Blätter und Schriften, so denStaatssozialistund ein FlugblattUeber die Liebe zu König und Vaterlandverbreitet. Als er verhaftet wurde, fand man auch Photographien von Liebknecht, Most und mir bei ihm, mit denen er handelte. Ueber die moralische Qualifikation dieses Menschen konnte wohl kein Zweifel bestehen.