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Aktualisiert: 23. Juni 2025
Das zahnlose alte Weib, der Klatsch, ging um mit den ewig beweglichen Lippen und den dürren Fingern, die in jeder Gosse gierig wühlen. Als Mandatsjäger wurde der eine verdächtigt, als lügnerischer Verleumder Bebels der andere. Und wessen wir bisher fälschlich beschuldigt worden waren, eine geschlossene Gruppe zu sein, das machte die Verfolgung aus uns.
Minutenlang stand der nächste Redner, Eduard David, an Bebels Stelle, ehe seine Stimme den Lärm durchdrang. »Ich habe den Mut, auch nach Bebels Referat, Bernstein in seinen Anschauungen zuzustimmen,« sagte er. Irgendwo zischte jemand, aber der Respekt vor dem ehrlichen Bekenntnis unterdrückte rasch jeden Laut des Mißfallens.
Aber während Bebels Zorn vom Feuer der Leidenschaft noch immer verklärt erschien, sekundierten ihm die Zionswächter des Radikalismus mit der Kälte systematischer Verfolgungssucht. Und nun erwachte im Proletariat, auf dessen rohe Instinkte sie spekulierten, der Pöbel. Er warf sich keifend auf alles, was nicht mit ihm lärmte.
Als wir ein paar Tage später zu Bebels geladen wurden, sah ich diesem Ereignis mit erwartungsvoller Freude entgegen. Eine Gesellschaft freier Geister, die die höchsten Ideale der Menschheit vertreten meine Sehnsucht, seit ich denken konnte , würde sich bei ihnen zusammenfinden: unsere Gefährten auf dem Weg in die Zukunft.
Je mehr ich sie zu überzeugen suchte, desto weniger verstanden sie mich. »Wer so 'ne Erziehung jehabt hat, wie die Jenossin Brandt, für den is das Schreiben doch keen Kunststück,« sagte eine von ihnen. »Un ieberhaupt: im Erfurter Programm steht haarkleen allens, wat wir wollen,« fügte eine andere hinzu. »Genosse Bebels 'Frau' und Genossin Orbins Artikel in der 'Freiheit' sind als Grundlage für unsere Bewegung mehr als ausreichend,« sagte Martha Bartels mit einer Schärfe, die sich steigerte, je älter sie wurde.
Während er ein paar Bleisoldaten auf den weißen Berg seiner Kissen klettern ließ, überflog ich zerstreut den neuen Parteitagsbericht. Erst Bebels Rede fing an, mich zu fesseln. Er zählte die Sünden jener Wochenschrift auf, für die wir fünf Angeklagten geschrieben hatten: Vor genau zehn Jahren hatte deren Herausgeber ihn als »rote Primadonna« verulkt.
»Wenn Ihre Zusammenstellung eine Berechtigung hat, so ist es die, daß meine Zweifel ebensowenig zum Antifeminismus führen, wie Schönlanks oder Bebels Negationen veralteter Anschauungen zum Antisozialismus.« »Also auch hier nur eine Revision des Programmes?« »Auf Grund der Revision der Erfahrungen, die wir durchgemacht haben, gewiß!
Nach all diesen Erfahrungen sah ich dem Besuch bei Bebels nicht ohne Herzklopfen entgegen, obwohl wir zu unserer Hochzeit ein Glückwunschschreiben erhalten hatten. Vielleicht war das nichts als eine Höflichkeit gewesen; ich fing an, mißtrauisch zu werden, und etwas wie Verbitterung bemächtigte sich meiner. Um so freudiger war ich überrascht, als die gute Frau Julie uns herzlich willkommen hieß.
... So hat die Rede Bebels gewirkt! Wir halten es für unsere Pflicht, Oel in die aufgeregten Wogen der Phantasie zu gießen, welche eine Mutter von acht Söhnen an die Inseratengestade der ‚Kreuzzeitung‘ schleudert. Die Rede Bebels war allerdings etwas heftiger Art.
Singer betrat das Podium: »... zur Verhandlung steht Punkt 4 der Tagesordnung: 'Die Angriffe auf die Grundanschauungen der Partei'. Das Wort hat der Berichterstatter Genosse Bebel.« Noch ein heftiges Stühlerücken, dann tiefe Stille. Bebels Stimme allein beherrschte den Raum. Im Gesprächston begann er, ruhig, fast gemütlich. Jeder Zuhörer fühlte sich unwillkürlich persönlich angeredet.
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