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Die Prunkräume sind zu zahllosen kleinen Zellen verbaut, und wo man vordem gescherzt, geschmaust, getanzt und pokuliert hatte, da ist jetzt eine Heimat der Seufzer und eine Stätte des Schweigens. Vor allem eine Stätte des Schweigens. Denn für die Häftlinge der Plassenburg bestand eine eigentümliche und furchtbare Strafverschärfung: es war ihnen aufs strengste verboten, miteinander zu sprechen.

Während Bach und Bousquier in einem Wetteifer, durch den sie ihr eigenes Verderben beflügelten, mit immer neuen Erfindungen die Behörde zur Milde bestachen und durch Bezichtigungen, zu welchen sie das unterirdisch ihnen zusickernde Gerede ermunterte, den trüben Quellen frische Nahrung zuführten; während der Soldat Colard und das Ehepaar Bancal infolge der harten Gefangenschaft, der unnachsichtigen Behandlung der Wärter und der folternden Verhöre in Delirien des Wahnsinns gestürzt wurden, so daß sie Dinge berichteten, welche selbst der an ein Übermaß schon gewöhnte Monsieur Jausion als Traumgeburten bezeichnen mußte; während die übrigen Häftlinge, haltlos zwischen eigenen Erlebnissen und krankhaften Visionen steuernd, immer einer den andern verdächtigte und heute widerriefen, was sie gestern beschworen, bald um Gnade winselten, bald sich trotzig verschlossen; während die Bewohner der Stadt, der Dörfer, der ganzen Provinz mit einem Fanatismus, dessen Feuer von dunklen Hütern bewacht und gespeist wurde, die Beendigung des langwierigen Verfahrens und die Bestrafung der Missetäter forderten; während endlich das Gericht in der unbeherrschbar anwachsenden Flut der Beschuldigungen und Verleumdungen Weg und Richtung verlor und im Begriffe war, ein Werkzeug in den Händen des Pöbels zu werden; – währenddessen war es den uferlosen Kräften gelungen, das Gemüt eines Kindes zu vergiften, welches als Zeuge auftrat gegen Vater und Mutter und das betörte Volk glauben machte, Gott selbst habe durch ein Wunder die Zunge einer Unmündigen gelöst.

Übellaunigkeit drang in die Stuben, Übellaunigkeit regierte das Verhältnis zwischen Eheleuten, Geschwistern, Verwandten, Fremden; der Herr war mürrisch gegen den Knecht, der Knecht gegen den Herrn, die Frau gegen alles Gesinde, das Gesinde gegen die Frau, die Eltern gegen die Kinder, die Kinder gegen die Eltern, der Amtmann gegen die Beklagten, der Gefängniswärter gegen die Häftlinge, der Wirt gegen die Gäste, der Kaufmann gegen die Käufer, der Meister gegen den Lehrling, der Postillon gegen die Passagiere, die Polizei gegen die Bürger, die Bürger gegen die Bauern, sämtliche Menschen gegeneinander, gegen den Himmel und gegen das Schicksal.

Eines Abends löste sie es während des süßen Geflüsters los, denn jetzt trug sie es wie die Damen als Kranz um ihren Kopf gewunden und band die beiden Hände ihres Max mit zwei dicken Flechten fest, wie man die der Häftlinge zu binden pflegt. »Ein gefesselter Oberrichterlachte sie mutwillig. Max verstand den Wink.